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Wassermans Roboter

Wassermans Roboter

Titel: Wassermans Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Die beiden Navy-Teams an den Flanken hatten die Aufgabe, die Boote für die Flucht vorzubereiten … als ob einer glaubte, sie würden hier je wieder heil rauskommen.
    In den beiden letzten Booten saßen die Missions-Spezialisten von Chris.
    Loki hatte das Boot bestiegen, in dem Chris mitfuhr. Er stützte sich mit einem Knie am Bug auf und starrte mit schwarzen, glitzernden Augen nach vorn. Trotz seiner dunklen Haare sah er in diesem Moment so aus, als sei er geradewegs einer Wikinger-Sage entsprungen.
    Gute Tarnung, dachte Chris. Oder glaubten die Geschöpfe tatsächlich, daß sie nordische Götter waren? Wer vermochte das schon zu sagen!
    Chris wußte nur eines sicher – daß man sie besiegen mußte, sonst war die Menschheit dem Untergang geweiht.
    Er warf einen Blick auf seine Uhr und spähte dann zum Himmel hinauf, wo in den Wolkenöffnungen die ersten Sterne auftauchten.
    Ja, da war er. Der Satellit. Umkreiste auf Newtons Schwingen den Erdball alle neunzig Minuten in mehr als dreihundert Kilometern Höhe.
    Bei seinem ersten Auftauchen hatten sich die Nazis schier überkugelt und ihn als astrologisches Zeichen gewertet. Aus irgendeinem unbekannten bürokratischen Grund hatten die Verantwortlichen im Pentagon das Geheimnis gehütet, bis die halbe Welt an Goebbels Propaganda glaubte. Dann endlich enthüllte Washington die Wahrheit – daß amerikanische Raum-Argonauten die Erde umkreisten.
    Zwei Monate lang schien die Welt kopfzustehen. Dieses neue Wunder der Technik war nach Ansicht vieler noch bedeutsamer als die Atombombe.
    Dann begann die Invasion Kanadas.
    Chris verdrängte die Gedanken an die Dinge, die sich in diesem Moment draußen im Atlantik abspielten. Er bedauerte, daß er nicht mit einem der neuen Laser-Kommunikatoren ausgerüstet war. Damit hätte er den Männern droben im Satelliten den Stand der Dinge mitteilen können. Aber die Lichtverstärker-Geräte waren so geheim, daß das Verteidigungsministerium verboten hatte, auch nur eines mit ins Feindesland zu nehmen.
    Angeblich arbeiteten die Nazis an einer Methode, den Satelliten abzuschießen. Es war immer noch ein Rätsel, weshalb der Feind angesichts der Unterstützung durch die mächtigen Fremden seinen Vorsprung in der Raketentechnik so kläglich eingebüßt hatte. Chris überlegte, warum die Asen den amerikanischen Satelliten so lange geduldet hatten.
    Vielleicht besitzen sie da oben keine Macht mehr … so wie es ihnen nicht gelingt, unsere U-Boot-Streitmacht zu besiegen.
    Das ergibt keinen Sinn. Sind diese Fremdweltler wirklich zu schwach, ein primitives Raumschiff zu vernichten?
    Chris schüttelte den Kopf.
    Eigentlich ist das alles nicht mehr wichtig, dachte er. Heute nacht stirbt die Atlantik-Flotte. Im kommenden Winter werden wir wohl die großen Bomben einsetzen müssen, um unsere Stellung in Kanada zu behaupten … auch wenn dabei der ganze Kontinent draufgeht.
    Er warf einen Blick auf die Gestalt im Bug. Was kann Klugheit, Energie oder Mut gegen diese Übermacht ausrichten?
    Die pelzumhüllten Schultern wirkten jetzt schlaff. Aber Chris hatte gesehen, wie der Ase mit bloßen Händen Gebäude zum Einsturz brachte. Und dabei behauptete Loki, daß er zu den Schwächsten der »Götter« gehörte.
    »Loki«, sagte er ruhig.
    Oft genug reagierte der Ase überhaupt nicht, wenn ihn ein Mensch ansprach, ohne dazu aufgefordert zu sein. Aber diesmal drehte sich das dunkle Geschöpf um und sah Chris an. Lokis Miene war nicht gerade herzlich, aber immerhin lächelte er.
    »Ihr macht Euch Sorgen, Jüngling, das lese ich in Eurem Herzen.« Er schien Chris mit seinen Blicken zu durchdringen. »Aber es ist nicht Furcht, die Euch plagt, wie ich zu meiner Freude feststelle, sondern eine große Verwirrung.«
    Wie es zu ihrer Rolle als Herren von Walhall gehörte, respektierten die Asen Mut in einem Menschen am allermeisten. Das galt auch für Loki, den Gott des Lugs und Trugs.
    »Danke, Loki.« Chris nickte ehrfürchtig. Du hättest mir auch das Gegenteil weismachen können. Ich dachte, ich hätte einen Mordsschiß!
    Lokis Augen waren Teiche, in denen Sternenlicht glitzerte. »In dieser schicksalsschweren Stunde ist es nur recht und billig, einem tapferen Wurm eine Gunst zu gewähren. Wohlan, Sterblicher! Stellt Loki drei Fragen, und er wird sie bei seinem Leben wahrheitsgemäß beantworten!«
    Chris riß die Augen weit auf und blieb stumm. Darauf war er nicht vorbereitet gewesen. Von Präsident Marshall und Admiral Heinlein abwärts hatte jeder nach

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