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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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lag es daran, dass es nicht mehr unschuldig war. Möglicherweise war es das nie.

16
    A m nächsten Tag kam es knüppeldick. Dabei war mir längst klar, welch einschneidende Veränderung Kates Geburt in meinem Leben verursacht hatte. Vor allem in einem der wichtigsten Bereiche: dem Einkaufen. Wie der Morgentau in der Mittagssonne war mein früheres Einkaufsleben auf immer verschwunden. Nie wieder würde ich in einen Laden rennen, drei Dutzend Klamotten vom Ständer reißen und mich dann mindestens sechs Stunden in der Umkleidekabine bewundern. Damit war unwiderruflich Schluss.
    Sie würden sich wundern, wenn Sie sähen, wie sich das ändert, kaum dass man ein Kind vor dem Bauch trägt. Zum einen schränkt das die Bewegungsfreiheit stark ein, und außerdem konnte jemand Kate anstoßen und verletzen – oder schlimmer noch, sie aufwecken.
    Im Supermarkt war das nicht so schlimm. Den zivilisierten Müttern, die dort gemütlich durch die breiten Gänge gezogen waren, war zuzutrauen, dass sie Kate nicht anrempelten. Aber ein Samstagnachmittag in einem Bekleidungsgeschäft ist etwas völlig anderes. Bei den bösartigen jungen Frauen, die da einkauften, schien es sich eher um Söldnerinnen – zum Beispiel aus dem früheren Jugoslawien – zu handeln, denen man einen Nachmittag vom Blutvergießen und Schlachtgetümmel freigegeben hatte. Sie waren mordlustig, das kann ich Ihnen sagen. Es war unmöglich, sich in Ruhe nach etwas zum Anziehen umzusehen. Ich hatte solche Angst, dass eine dieser vor nichts zurückschreckenden einkaufenden Teufelinnen Kate einen Schlag auf den Kopf oder einen Stoß in die weichen kleinen Rippen versetzen würde, wenn sie an ein bestimmtes Kleid herankommen wollte.
    Ich wusste kaum noch, wonach ich Ausschau hielt, so vollkommen stand ich neben mir.
    Leicht benommen lehnte ich an der Tür eines Ladens, wich eintretenden Kundinnen aus und duckte mich vor ihnen, während ich mich fragte, ob ich mich für die jugendliche Kombination Jeans und Sweatshirt oder die Lösung für die reife Frau – knöchellanger Rock und Pullover – entscheiden sollte.
    Ich meine, war ich noch ein junges Mädchen oder schon eine richtige Frau? Es war so lange her, dass ich mir etwas Vernünftiges zum Anziehen gekauft hatte. Mit »vernünftig« meine ich: keine Latzhose oder Umstandskleider mit verstellbaren Klettbändern in der Taille, die aus mehreren Hektar Stoff bestanden. Tatsächlich trug ich erst seit einer Woche wieder normale Slips.
    Das muss ich erklären.
    Vielleicht wissen Sie das nicht, aber man kehrt nach der Niederkunft nicht von einer Minute zur anderen ins normale Leben zurück, und noch weniger zu normaler Kleidung. Nein!
    Es dauert seine Zeit, bis bestimmte Vorgänge im Körper aufhören. Ich möchte hier keine unnötig blutrünstigen Beschreibungen liefern, nur dass Lady Macbeth noch Verschiedenes von mir hätte lernen können. Mir braucht niemand zu sagen, dass alles voll Blut ist! Deswegen musste ich ja die komischen Einweg-Schlüpfer aus Vliespapier tragen. Sie waren scheußlich, und so riesig, dass sie mir bis unter die Achselhöhlen reichten. Zum Glück konnte ich seit einer Woche wieder normale Slips anziehen. Richtig, ich wiederhole: Ich konnte wieder normale Slips tragen.
    Und meine übrige Kleidung? Ich war nicht mehr schwanger, sondern einfach eine Frau. Ich hatte so wenig, an dem man das erkennen konnte. Was also sollte ich anziehen?
    Arbeiten würde ich erst wieder in einer Ewigkeit, dafür brauchte ich also jetzt noch nichts zu kaufen. Nicht einmal da konnte ich Halt finden.
    Infolgedessen kaufte ich einfach für mich selbst. Wer auch immer das war.
    Ich nahm ein paar kurze Kleider von einem Ständer und drängte mich durch Horden von Kundinnen zur Umkleidekabine, wobei ich mich mehr oder weniger schützend über Kate beugte.
    An der Umkleidekabine der nächste Schock. Wohin mit Kate? Sie war ja keine Tasche mit Gymnastiksachen, die man einfach auf den Fußboden wirft, ohne sich groß darum zu sorgen, wer drauftritt.
    Rasch drehte ich mich um und kehrte an meinen Ausgangspunkt zurück, wobei ich mir mit gesenktem Kopf den Weg durch die Menge bahnte, etwa so wie ein Kampfstier.
    Ich kaufte ein paar Sachen, obwohl ich nichts davon anprobiert hatte. Ich musste einfach etwas kaufen. Schließlich hatte ich einen Ruf zu verlieren.
    Es hatte eine Zeit gegeben, in der mein Name unter einkaufenden Frauen geradezu legendär war. Eine Zeit, in der es keine Frage war, ob ich mich zwischen dem schwarzen

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