Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wassermusik

Wassermusik

Titel: Wassermusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
Vom Netzwerk:
man hierzu die rechten Vorkehrungen trifft und die Widrigkeiten des Klimas in Betracht zieht. Wir hingegen erreichten das Ziel mit sechs braven Burschen von echtem Schrot und Korn aus den Reihen der Soldaten von Goree   – Martyn, M’Keal, Bird, Rise, Frair und Bolton – und einem tüchtigen Zimmermannsgesellen, der den gesammten Weg mit mir von Portsmouth gekommen, einem Joshua Seed, der jedoch gegenwärtig delirirt. Zum Unglück verloren wir den kräftigen Smirke vor etlichen Tagen an des Nachts umherstreifende Raubwesen, und Mr.   Scott, der sich ein wenig unpäßlich gefühlt, sah sich zum Zurückbleiben in Koumikoumi genöthigt – einem malerischen Bergdörflein kaum vierzig Meilen entfernt   –, bis daß er wieder genug bei Kräften wäre, uns nachzureisen.
    Johnson – vielmehr Isaaco, wie er sich nunmehr zu nennen beliebt – erwies sich auf dieser Expedition gleich wertvoll wie auf der Ersten. Treu ergeben, kenntnißreich, bescheiden und klug, so hat dieser wahrhaft Afrikanische Mann von Bildung, der einst Baumwolle in den Carolinas gepflückt und den häuslichen Bedürfnissen des Sir Reginald Durfeys dienlich gewesen, sich mit Herz und Seele dem Ausdehnen der Grenzen des geographischen Wissens verschrieben, den Annehmlichkeiten von Heim und Familie entsagt, um uns beim Vorantreiben einer Schneise vom Gambia zum Niger behülflich zu sein. Gerade am heutigen Morgen erschien er vor meinem Zelte mit dem bescheidenen, doch höchst staatsklugen Vorschlag, wir mögen eine Botschaft an Mansong von Bambarra vorausschicken, des Inhaltes, daß wir sein Reich betreten und seinenSegen für unser Vorhaben erbäten. «Famose Idee!» rief ich und entsandte ohne Verzug zwei von Johnsons schwarzen Bediensteten nach Segou, die Geschenke für Mansong und seinen Sohn Da mit sich führten, nebst einem Briefe, in dem unsre Absicht dieses nochmaligen Besuches in seinem Lande dargelegt. Es ist meine innige Hoffnung, daß dieser freigiebige Potentat uns mit den Schiffen zum Vorantreiben unsres Unternehmens versorge, da ohne die Zimmerleute das Anfertigen eines eignen Fahrzeuges gar heikel werden mag.
    Indessen entschied ich – wiederum auf Johnsons Rat   –, auf dem Flusse an Segou vorbei zu der Stadt Sansanding zu gelangen (befördert von einem seltsamen Volke, das sich den Unterhalt mit dem Transporte von Handelsgütern und Passagieren in Einbäumen verdient, ganz wie die Gondolieren von Venedig), wo wir uns unsrer Tauschwaaren entledigen könnten, um uns sodann auf der H.M.S.   JOLIBA in Richtung unbekannter Gefilde einzuschiffen. Hier stimme ich mit meinem getreuen Dragoman wohl überein, daß die Etiquette uns gebietet, Segou zu vermeiden, um uns nicht nochmals der gar mildthätigen und wahrhaft Christlichen Barmherzigkeit des Mansong aufzunöthigen, der doch schon unsrer ersten Expedition derart viel Sorge getragen. Obzwar Sansanding als vornehmlich maurische Siedlung gilt, sollten wir dortselbst doch einen bessren Preis für unsre Waaren erzielen, und in jedem Falle dürften wir längst auf den weiten Fluten des Niger dahintreiben, wenn der angeborne Fanatismus und die blinden Vorurtheile der Mauren uns irgend ein Leid zufügen können. Einmal an Bord, habe ich vor, keinerlei Verkehr mit einheimischen Stämmen zu haben, für den Fall, daß diese sich als feindlich erweisen, zumal wir dem Flusse nordwärts ins Herz des Maurenreiches folgen werden. Hernach wird kein Handel mehrgetrieben, bis daß wir die offene See erreichen. Mit Gottes Willen wird die Fahrt so geruhsam sein, als sie sich derzeit darstellt. Von dem teuflischen Dassoud habe ich einstweilen nichts gehört. Sicherlich hat er seit Langem den Preis für seine Sünden bezahlt
.
    O geheimnißvoller, legendenschwangerer Fluß des Goldes! Wie schön ist es, wieder Deinem Zauber zu erliegen, die breiten Ausmaße Deiner brodelnden Fluten zu überschauen, einen langen, kühlen Zug Deiner Gesundheit und Stärkung zu trinken! Alexander Anderson, mein geliebter Schwager und Zweiter Offizier, scheint ebenfalls gar herzerquickt bei seinem Anblick. Dieser mutige Schotte, trotz seines Kampfes gegen die Wirkungen des Klimas und die gewaltigen Strapazen unsres Marsches, ist mir durch Dick und Dünn beigestanden, ein großer Trost und ein Beispiel. Sein Fieber scheint um Etliches gelindert, und die heilsamen Wasser des Niger haben derartige Farbe in seine bleichen Wangen gefördert, daß es mir sogleich summende Herde und den kühlen, sanften Schneefall des Grenzlandes

Weitere Kostenlose Bücher