Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wasserwelten

Wasserwelten

Titel: Wasserwelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Lenz
Vom Netzwerk:
Handgelenk quittieren Sie alsbald den Biß, und der Döbel hängt. Da der Döbel zu den ledermäuligen Fischen zählt, dringt der Haken leicht ein und hält gut fest.
    Sodann die kundige Unterweisung im Fang von Hechten:
    Die Nahrung der Hechte besteht aus Fischen und Fröschen. Man fischt auf den Hecht nun entweder mit der Setz- beziehungsweise Stellangel oder mit der Handangel. Für ersteren Zweck kommen nur lebende Fischchen in Frage – Rotaugen, Hasel und so weiter. Auch kleine Barsche sind gern genommene Köder. Man muß ihnen vorher aber schonend mit einem scharfen Messer oder einer Schere die Rückenstacheln abschneiden. Zur Anköderung verwendet man Doppelhaken am Vorfach. Man löst den Haken aus seiner Befestigung und führt das Vorfach, nachdem man zwischen Kiemen und Rückenflosse, und nach dem Schwanz zu, je mit einem Schnitt ein wenig die Haut eingeritzt hat, vorsichtig zwischen Haut und Körper vom Schwanz her durchund hängt den Haken wieder ein, zieht dann das Vorfach so weit zurück, daß die Hakenspitzen nach hinten gerichtet herausstehen. Die am Vorfach befestigte kräftige Leine – nicht unter zehn Meter – wickelt man kreuzweise um eine zurechtgeschnittene Astgabel und klemmt sie in ein gespaltenes Ende davon so ein, daß das ins Wasser gehängte Fischchen eine beschränkte Bewegungsfreiheit, etwa einen Meter Umkreis, behält. Beim Biß fällt die Leine aus der Astgabel-Kerbe, und der Hecht schwimmt mit dem Fischchen etwas abseits, wo er nach kurzer Zeit das Fischchen mit dem Kopf voran schluckt, wobei der Haken dann sicher zu fassen pflegt.
    Und nun noch Ratschläge für den beliebtesten Friedfisch, den Karpfen:
    Zum Karpfenfang ist, wie sonst kaum beim Angeln, Geduld die erste Voraussetzung für den Erfolg. Ich habe einen Angler gekannt, der mehrere Tage hintereinander drei bis fünf Stunden darauf verwendete, ohne auch nur einen Biß zu bekommen. Solche zähe Ausdauer, die letzten Endes doch zum Erfolg zu führen pflegt, möchte man manchem für das praktische Leben wünschen. Wie es für quälende Zahnschmerzen bekanntlich eine Unzahl von bestens empfohlenen Mitteln gibt, hat auch die überaus große Vorsicht der Karpfen zu Versuchen mit entsprechend zahlreichen Ködern geführt. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß süße Pasten, am besten mit einem Honig-Zusatz, besonders gern genommenwerden. Eine andere besonders erfolgreiche Paste besteht aus einem ganz fein geschnittenen Fleisch von Kaninchen oder von einem Katzenkadaver, gemischt mit Bohnenblüten und Honig oder Zucker. Man muß lange kneten, bis die Masse in einer Kugel gut zusammenhält, kann dazu auch nötigenfalls mit etwas gelblicher oder weißer Wolle, die man beifügt, nachhelfen. Die Paste ist nun ziemlich haltbar, läßt sich auch fester am Haken anbringen. Der Karpfen ist der typische Vertreter der ledermäuligen Fische, und ein einmal eingedrungener fester Haken wird ihn so leicht nicht wieder freigeben.
    Entschuldigung, wenn ich hier unterbreche. So kurios sich vielleicht diese Ratschläge zum Fischfang ausnehmen – ich möchte nur bestätigen, daß sie jeder Annahme wert sind. Es sind Ratschläge, die einen ungewöhnlichen Naturinstinkt verraten, ausgiebige Beobachtungen der Fische und lange Erfahrungen mit ihren Gewohnheiten. Obwohl Waltons Fanganweisungen rund dreihundert Jahre alt sind – sie würden einem Angler auch heute alle Genugtuung verschaffen. Vielleicht hat sich das Angelgerät verbessert, mag sein, das Eingehen auf den Fisch jedoch, auf seine Arten und Unarten, das kann nicht empfindlicher geworden sein. Allein die Begründung der Köderwahl zeigt, daß Walton in jeder Weise aktuell ist, und sogar mehr als dies. Seine hingebungsvollen Überlegungen dürfen für einen Angler beispielhaft sein, und wo könnte es sich besser zeigen als in dem Kapitel, das er der königlichen Disziplin des Anglers gewidmet hat – mankönnte fast sagen, dem Florettsport –, nämlich dem Fischen mit der Fliege. Der sublimste Triumph des Anglers besteht ja darin, eine Forelle, eine Äsche oder einen Lachs mit der künstlichen Fliege zu fangen. Da der Fisch jedoch nur die Fliege nimmt, die gerade schwirrt, hat Walton vor über dreihundert Jahren gewissermaßen ein Jahr der Fliegen beschrieben, worin dem Angler gesagt werden soll, welche Fliege in welchem Monat zu benutzen ist. Er zählt sie nacheinander auf und nennt auch gleich das Material, aus dem man die natürlichen Insekten nachbilden kann.
    Die erste Fliege im Jahr ist

Weitere Kostenlose Bücher