Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
sie wollte, war, dass ihre Eltern die Geburt des ersten Enkelkindes verpassten – und mitten in einen Skandal hineinplatzten.
„Es geht dir also wirklich gut? Bist du sicher?“, sagte ihre Mutter.
„Absolut!“ Bis auf den beträchtlichen Gedächtnisverlust, das Wissen, dass jemand aus Whiterock versuchte, sie umzubringen, Amys Versuche, ihren Ruf zu ruinieren, und die Tatsache, dass sie bei Cain Granger wohnte, dem einzigen Jungen, der es vor zwölf Jahren geschafft hatte, dass ihr ihre Tugend schnurzegal war … davon abgesehen war einfach alles perfekt.
„Warum kommst du dann nicht her? Ich weiß, dass Leanne sich freuen würde.“
Nicht ganz. Leanne war schon genervt, weil ihre Schwiegereltern sie besuchen würden. Sheridan hatte nicht vor, ihre Schwester noch zusätzlich unter Druck zu setzen. Sie hatte mit Leanne gesprochen, ehe sie nach Tennessee gefahren war, und sie waren übereingekommen, dass Sheridan warten würde, bis das Baby ein paar Wochen alt war. Bis dahin hatte Leanne eine gewisse Routine im Umgang mit dem Kind entwickelt, und alle anderen waren wieder abgereist. Dann würden sie auch etwas Zeit füreinander haben. „Ich werde bald vorbeikommen. Aber erst muss ich hier noch ein paar Dinge erledigen.“
„Wir könnten jemanden damit beauftragen, Onkel Perrys Haus zu verkaufen“, schlug ihr Vater vor.
„Ich mach das schon, Dad! Ich bin bereits hier, und ich werde nicht abreisen, ehe ich herausgefunden habe, wer mich … so schikaniert.“
„Aber es ist gefährlich für dich, so allein zu sein“, wandte ihre Mutter ein. „Und ich finde, du solltest nicht bei Cain Granger wohnen.“
Sie sprach Cains Namen aus, als handle es sich bei ihm um eine Art Ungeziefer. Sheridan senkte den Kopf und begann, ihre Schläfen zu massieren. Natürlich freute sie sich, von ihrer Familie zu hören, aber sie bedauerte bereits, dass sie ihnen von den Schwierigkeiten erzählt hatte, in denen sie steckte. „Hör auf!“, murmelte sie. Aber wie gewöhnlich hörte ihre Mutter gar nicht zu.
„Ihr seid beide unverheiratet, Sheridan! Es ist nicht richtig! Du musst nach Hause kommen, bevor Pastor Wayne oder sonst jemand davon erfährt. Dieser Granger hat einen schrecklichen Ruf – und du weißt doch, was die Leute denken werden.“
„Wir reden später darüber.“ Sie zögerte, Cain in die Augen zu schauen, aus Angst, er würde sofort merken, dass sie über ihn sprachen. Doch schließlich riskierte sie es. Er saß auf dem Sessel, hatte einen Arm auf die Rückenlehne gelegt und beobachtete sie, während er darauf wartete, dass sie ihr Spiel wieder aufnahmen.
Sie räusperte sich und presste den Hörer fester ans Ohr.
„Was bekommt er dafür, dass er dir hilft?“, wollte ihr Vater wissen.
„Nichts. Er macht es einfach so.“
„Er verspricht sich doch irgendetwas davon.“
In diesem Moment stand Cain auf und verließ das Zimmer. Sheridan wollte glauben, dass ihm irgendeine Aufgabe eingefallen sei, die er noch zu erledigen hatte, aber sie war ziemlich sicher, dass er verstand, dass sie sich in einer unangenehmen Lage befand.
„Würdet ihr bitte damit aufhören?“, flüsterte sie, sobald er verschwunden war. „Cain ist mir ein guter Freund, seit ich zurückgekommen bin.“ Als sie daran dachte, wie rasch sie die Geschichte von damals vermutlich herausfinden würden, wand sie sich innerlich. Ihre Eltern würden sich vor ihren Freunden gedemütigt fühlen, aber das wäre noch nicht einmal das Schlimmste. Das Schlimmste war, dass sie sich verraten fühlen würden, weil Sheridan ihnen die Wahrheit nie gebeichtet hatte.
Sie überlegte, ob sie es ihnen jetzt beibringen sollte, ehe sie es von jemand anders hörten, entschied sie jedoch dagegen. Es gab immer noch die kleine Chance, dass sie es niemals erfahren würden.
„Du darfst dich nicht mit dem falschen Mann einlassen, Sheridan! Du hast ja keine Ahnung, wie viel Unglück das bringen kann. Du musst jemanden nehmen, der genauso religiös ist wie du.“
„Du meinst, so religiös wie ihr.“
„Sieh dir deine Schwester an! Sie ist fünf Jahre jünger und hat bereits eine Familie. Du willst doch auch eine Familie haben, oder nicht? Wenn du einen Mann wie Cain heiratest, wirst du irgendwann geschieden und unglücklich dasitzen -wenn er dich überhaupt heiratet. Und was, wenn ihr Kinder habt? Es ist so wichtig, einen Mann zu heiraten, der deinen Kindern ein guter Vater sein wird.“
„Er hat sich geändert. Er ist nicht so, wie ihr
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