Watermind
Kompass. Dieser kleine Wichser will nicht glauben, dass ich ein elektromagnetisches Feld gefunden habe.« Sie wedelte mit den Armen, als wollte sie die Handschuhe abschütteln.
»Langsam. Komm erst mal runter.« Max hielt ihre Schultern fest, damit sie sich beruhigte, und beging den Fehler, zu grinsen. Rory schüttelte den Kopf, denn schließlich war CJ bekannt für ihre Wutausbrüche.
»Findet ihr das lustig, ihr Clowns? Gib mir den verdammten Kompass!«
Max zog seine Handschuhe aus, die, wie CJ feststellen konnte, nicht an seinem Schutzanzug befestigt waren. Auch Rorys nicht. Sie fummelte an dem Klebeband an ihren Handgelenken, während sie Flüche gegen Peter Vaarveen ausstieß. Als Max seinen Kompass losschnallte, riss sie ihn aus seiner Hand und betrachtete die Nadel, die kurz hin und her wackelte und sich dann auf einen Punkt ausrichtete.
»Genau da is' Norden, Fräulein, da zeigt die Nadel immer hin.« Rorys Brustkorb hob und senkte sich unter lautlosem Gelächter. »Sind Sie zufrieden damit, dass die Erde immer noch rund ist?«
Sie ignorierte die beiden und stapfte zum Teich.
19
Freitag, 11. März, 13.44 Uhr
Peter war verschwunden. Er schien jemand anderen gefunden zu haben, der ihm die Werkzeugkiste hinterhertrug. CJ schnallte sich den Ranger-Joe-Kompass um das Handgelenk, obwohl das Ding eigentlich viel zu groß für ihren Arm war. Die Nadel zeigte unbeirrt nach Norden. Sie nahm sich Zeit, suchte die Umgebung des Teichs ab, beobachtete die Nadel und flüsterte: »Wo bist du abgeblieben?«
Regelrechte Hitzewände vibrierten in der Luft und zerteilten die Landschaft in feuchte Luftspiegelungen. Als CJ über den Erdwall kletterte, machte sie oben eine kurze Pause, um über den schmalen Bach nachzudenken, der am unteren Ende des Teichs versickerte. Sein Strom war praktisch zum Stillstand gebracht worden. Nur ein dünner schwarzer Wasserfaden rann noch das verschlammte Bett hinunter.
Max hätte ihn als bayou bezeichnet, das alte Choctaw-Wort für ›Bach‹. Als CJ die Augen beschattete und versuchte, seinen Verlauf durch den Sumpf auszumachen, sah sie nicht ein einzelnes Flussbett, sondern ein Gewirr von Gräben und Bächen. Sie blickte zum Horizont, wo der Hauptstrom verschwand, dann folgte sie dem Wasserlauf.
Während sie zwischen Sumpfmagnolien und Lavendelheide hindurchstapfte und bis zu den Schenkeln im von Hyazinthen überwucherten Morast versank, hielt sie den Kompass wie eine Wünschelrute vor sich und beobachtete die Nadel. Flüssigkeit quoll aus dem Boden wie Filterkaffee, und der Hauptkanal wurde breiter und tiefer. Sie hängte ihre Atemmaske an einen Ast und riss sich mit den Zähnen die Gummihandschuhe herunter. Alles, was sie berührte, fühlte sich nass und glitschig an. Immer wieder musste sie den beschlagenen Kompass abwischen.
Während sie am Flussufer entlangwatete, plumpsten Frösche und Schildkröten in unsichtbare Tümpel. Eine grüne Schlange wand sich durch das Wasser und reckte den Kopf nach ihr. Abgelenkt trat sie in ein Loch, und das Wasser wäre ihr beinahe in die Stiefel geschwappt. Danach war sie vorsichtiger und tastete zuerst mit der Fußspitze über den Boden, bevor sie das Gewicht verlagerte.
Bald schloss sich über ihr ein Blätterdach aus Hagedorn und immergrüner Stechpalme und verwandelte den Flussarm in eine schattige Höhle. Wilde Minze wuchs entlang des Ufers, und Kletterfarn war zu einem üppigen grünen Vorhang drapiert. CJ kannte die Pflanzennamen nicht, aber sie bemerkte eine Veränderung. Die kühle Luft roch frischer. Tief im Schatten verströmten erste Blüten von Hakenlilien ihren Duft.
Der Wasserlauf wurde klar, kühl und dunkel, während er über tote Äste hinwegströmte. An den flachen Stellen, wo der Bach über Flusssteine hinwegschnellte, schwammen Schwärme von Elritzen. Sie blieb stehen, um ihr rastloses Kreisen zu beobachten. Erst übernahm die eine Gruppe die Führung, dann die nächste, schwamm in die stärkere Strömung, um zu fressen und zu atmen, und ließ sich dann zurückfallen, um sich auszuruhen. Sie bewegten sich wie Synchronschwimmer und wahrten einen gewissen Abstand zu den anderen, indem sie ihre Schwimmrichtung in der Strömung minimal korrigierten.
Sie schöpfte eine Handvoll Wasser. Die Flüssigkeit war glasklar. Sie schnupperte daran und stellte fest, dass sie völlig geruchlos war. Plötzlich bekam sie Durst und hätte gern davon getrunken. Sie sehnte sich nach der Kühle. Sie hob das Wasser an die Lippen, doch dann fiel
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