Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
Vom Netzwerk:
Tabletts, die mit stabilen Ketten gesichert waren. ›Horst Construction‹ stand glänzend in extravagantem Schriftzug am Ruderhaus des Schleppers. CJ schlug nach einem Moskito. Sie hatte sich schon oft gefragt, warum man immer von Schleppern sprach, obwohl die Schiffe die Leichter nicht schleppten, sondern schoben. Max rief sie an, um ihr von den Spundwänden zu erzählen. Er nutzte jede Gelegenheit, um sie anzurufen.
    Dampf stieg vom Boden auf, wo CJ hockte. Saatkörner quollen auf und keimten. Insekten schwirrten, und Vögel fingen sie in der Luft. CJ streifte ihren schweren Overall ab und zog sich bis auf Shorts und T-Shirt aus. Ihre angeschwollenen Brustwarzen schmerzten bei der leichtesten Berührung, und gelegentlich zuckten Krämpfe durch ihren Unterleib. Sie hatte sich eine Schachtel Tampons in die Werkzeugtasche gestopft, um auf alles vorbereitet zu sein. Als sie darauf wartete, dass der Schleppverband vor Anker ging, schmierte sie sich Schlamm auf den Hals, die Arme und die Beine, um sich vor den Moskitos zu schützen. Die heiße Sonne backte sie wie einen Tontopf, und Käfer fielen ihr ins Haar.
    Sie sah sich die blauen Wandelemente an, und mit dem Fernglas beobachtete sie die Oberhexe und ihr Arschloch, wie sie ihre Instrumente ablasen. Die beiden hatten Ausrüstung im Wert von einer Million Dollar in der Sonne aufgebaut, einschließlich des Elektronenmikroskops. CJ betrachtete lüstern den Vielkanalanalysator. So ein Gerät hatte sie am MIT benutzt. Sie hätte jetzt da unten sein können, um mehr über das Kolloid herauszufinden. Warum schlich sie wie ein Einbrecher herum? Sie kratzte sich an einem Insektenstich. Es war alles ihre eigene Schuld. Sie hatte zum falschen Zeitpunkt einen Wutanfall bekommen – wieder einmal.
    Als sie die Augen schloss, erinnerten die Nachbilder des im Sonnenlicht funkelnden Wassers sie an die Unterwasserblitze im Kanal. Wasser und Licht. Wie war das noch gleich mit den Wassermolekülen?
    Sie waren magnetisch. H 2 O – ein Sauerstoffatom im Zentrum, an das seitlich zwei Wasserstoffatome gebunden waren. Eine zweifache positive Ladung glich die beiden negativen aus, wodurch das Molekül zu einem windschiefen bipolaren Magneten wurde. CJ stellte sich die Wassermagneten vor, wie sie sich an den starken Wasserstoffbindungen ausrichteten. Wie ein flüssiger Maschendrahtzaun. Die Oberflächenspannung war im Grunde nur magnetische Anziehung. Das hieß, mit den geeigneten Impulsen konnte ein elektromagnetisches Feld Wasser zum Tanzen bringen.
    Amseln zogen über den Himmel, und CJ blickte ihnen nach, während sie über Rhythmen, Meeresgezeiten, Druckwellen, Herzschläge und Trommeln sinnierte. Das elektromagnetische Feld des Teichs hatte den Rhythmus ihres iPods imitiert, Schallwellen als elektromagnetische Wellen wiedergegeben.
    Wie ein Handy, dachte sie. Telefone verwandelten die menschliche Stimme in elektromagnetische Impulse. Sie stellte sich vor, wie Tausende weggeworfener Handys im Müll landeten. Sie wurden zertrümmert und auf Deponien geschafft, und jedes Jahr sickerten ihre Bestandteile in die Flüsse. Sie waren über Jahrzehnte in den Devil's Swamp gespült worden, und dank der Proplastidhülle waren viele der Chips immer noch funktionsfähig.
    Sie rutschte unruhig im Gras hin und her. Ihre Behauptung, es würde sich um ein intelligentes Computernetzwerk handeln, hatte auch für sie selbst ziemlich weit hergeholt geklungen. Aber was war, wenn doch? Konnten sich Zillionen entsorgter Mikrobauteile tatsächlich zu einem neuronalen Netzwerk zusammenfügen? Im Wasser? Ein neuronales Netz war etwas anderes als ein gewöhnliches Computernetzwerk. Es verarbeitete nicht nur Einsen und Nullen, sondern konnte tatsächlich neue Dinge lernen. Es konnte Stimmbefehle und Bilder erkennen. In Stanford hatte jemand in den 1950ern neuronale Netze erfunden, um die Prozesse im menschlichen Gehirn zu simulieren.
    CJ überlegte, wie ein neuronales Netz, das sich selbst entwickelt hatte, im Wasser kommunizieren konnte. Eine Idee tauchte im Hintergrund ihres Bewusstseins auf, zunächst vage und unbestimmt, und dabei ging es um Handysignale, den Binärcode – und Zydeco.
    Auf der anderen Seite des Flusses beobachtete Max, wie die Schiffsbesatzung die Ketten von den blauen Wänden löste. Die kannelierten Elemente glitzerten wie Metallicfarbe. Max hatte noch nie etwas gesehen, das so glatt und makellos glänzte. Rory sagte ihm, dass die Elemente mit Scharnieren verbunden werden mussten, und

Weitere Kostenlose Bücher