Watersong - Sternenlied (German Edition)
konnte, dass sie fürchtete, sich in eine Art Monster zu verwandeln.
» Was macht ihr denn hier? « , blaffte Harper unten, woraufhin Gemma aufmerksam lauschte.
» Wir wollen mit deiner Schwester reden « , kam die Antwort, und die sinnliche Kleinmädchenstimme war unverkennbar: Penn stand vor der Tür.
Mit klopfendem Herzen setzte Gemma sich auf. Ein Teil von ihr fürchtete sich, wie immer in Penns Gegenwart. Gleichzeitig war sie seltsam verzückt; Penns Stimme lockte sie wie nie zuvor, fast als würde sie nach ihr rufen.
» Ihr könnt sie nicht besuchen « , erklärte Harper.
» Wir wollen nur kurz mit ihr sprechen « , sagte Penn liebenswürdig.
» Nur eine Minute « , stimmte Lexi mit ihrem üblichen melodischen Gurren ein.
» Nein « , sagte Harper, aber ihre Stimme klang weniger entschieden als noch kurz zuvor. » Ihr seid nicht ihre Freundinnen und ihr könnt nicht mit ihr sprechen. «
Gemma stand auf und rannte die Stufen hinunter, blieb jedoch auf halber Treppe stehen. Von dort aus konnte sie die Mädchen vor der Haustür sehen. Es waren nur Penn und Lexi, denen Harper entschlossen den Weg versperrte.
Als sie die beiden sah, wurde Gemma auf einmal klar, dass sie allmählich anfing, wie sie auszusehen. Nicht genau gleich natürlich, da ja auch Penn und Lexi jede für sich ganz verschieden waren. Aber beide hatten etwas Besonderes an sich, eine Art übernatürlichen Glanz. Ihre makellose gebräunte Haut schien zu schimmern, als würde sie ihre eigene Schönheit reflektieren.
» Hi, Gemma « , sagte Penn. Ihre dunklen Augen richteten sich herausfordernd auf Gemma.
» Gemma, geh wieder hoch. « Harper schaute über die Schulter zu ihrer Schwester. » Ich schick sie weg. «
» Nein, nicht « , sagte Gemma rasch, so leise, dass sie fast überrascht war, dass jemand sie hörte.
» Gemma, du hast Hausarrest « , ermahnte Harper sie. » Du kannst dich nicht mit ihnen treffen, selbst wenn du wolltest. Außerdem willst du doch gar nicht. «
» Hör auf, ihr zu sagen, was sie will « , sagte Penn mit einem kaum merklichen Hauch von Gehässigkeit in der Stimme. » Du hast doch keine Ahnung, was sie will. «
» Gemmas Wünsche sind mir im Moment auch ziemlich egal. Raus aus meinem Haus! «
» Harper, hör auf « , sagte Gemma und kam die Treppen hinunter. » Ich muss mit ihnen reden. «
» Nein! « , rief Harper, die von dieser Vorstellung ganz erschüttert schien. » Du redest nicht mit ihnen. «
» Ich muss aber « , beharrte Gemma. Sie schluckte schwer und schaute zu Penn und Lexi.
Diese Mädchen hatten etwas mit ihr gemacht. So sicher, wie sie hier stand, waren die drei verantwortlich für das, was mit ihr geschehen war. Und das bedeutete, dass sie auch wissen mussten, wie man es wieder rückgängig machen konnte, oder wenigstens, wie sie damit umzugehen hatte. Gemma musste unbedingt mit ihnen sprechen, um das herauszufinden.
Harper wollte die Tür schließen, doch Penns Arm schoss blitzschnell vor und schob sie wieder auf. Dabei lächelte sie Harper an, ein bedrohliches Lächeln mit zu vielen Zähnen.
» Tut mir leid « , sagte Gemma ernst. » Aber ich muss gehen. «
Sie glitt durch den Spalt, den Penn für sie geöffnet hatte, und trat aus dem Haus.
» Gemma! « , schrie Harper. » Du darfst nicht gehen! Ich verbiete es dir! «
» Das kannst du gerne tun, aber ich gehe trotzdem « , sagte Gemma, worauf Lexi in einer eigenartigen Geste der Kameradschaft den Arm um sie legte.
Penn stand zwischen Harper und Gemma, und Gemma sah ihrer Schwester an, dass diese überlegte, ob sie sich mit ihr anlegen sollte. Doch als Gemma sie flehend anschaute, verflog Harpers Wut.
» Gemma « , sagte sie wieder, diesmal hilfloser. » Bitte komm wieder rein. «
» Tut mir leid. « Gemma schüttelte den Kopf und ging mit Lexi zu einem Auto, das vor dem Haus stand. » Ich komme bald wieder. « Einen Herzschlag später fügte sie hinzu: » Mach dir keine Sorgen. «
» Wir passen gut auf Gemma auf « , versicherte Penn, immer noch mit ihrem viel zu breiten Lächeln.
» Gemma! « , rief Harper, während Gemma mit Lexi auf den Rücksitz glitt und Penn die Tür hinter ihnen schloss.
Hinter dem Steuer saß Thea wie in einem Fluchtauto während eines Banküberfalls und Penn setzte sich neben sie auf den Beifahrersitz.
Als sie davonfuhren, schaute Gemma aus dem Fenster und sah ihre Schwester auf der Vortreppe stehen. Dann sah sie zum Nachbarhaus, wo Alex’ Schlafzimmerfenster unter dem dunkler werdenden Himmel gelb
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