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Waugh, Evelyn

Waugh, Evelyn

Titel: Waugh, Evelyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ausflug ins wirkliche Leben
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betonte, »nie einmischte«, überzeugten schlichte Arithmetik sowie die eigene Erfahrung mit der Hauswirtschaft sie davon, dass Gervase den Lebensstil, den er da eingeführt hatte, nicht lange durchhalten konnte.
    Bei so vielen Dingen, die ihr durch den Kopf gingen, konnte es gar nicht ausbleiben, dass Mrs. Kent-Cumberland erstens sehr viel an Tomb und sehr wenig an Südaustralien dachte und es ihr zweitens den Schock ihres Lebens versetzte, als sie in einem von Toms Briefen las, dass er zu Besuch nach England kommen und nebst einer [213] Verlobten auch gleich einen künftigen Schwiegervater mitbringen werde; dass er sogar schon aufgebrochen war und sich auf See befand und in etwa zwei Wochen in London eintreffen würde. Hätte sie seine vorherigen Briefe aufmerksamer gelesen, vielleicht hätte sie darin eine solche Entwicklung angedeutet gefunden, aber das hatte sie eben nicht, und so war nun diese Ankündigung eine durch und durch unangenehme Überraschung.
    »Dein Bruder kommt.«
    »Ach, schön! Wann?«
    »Er kommt mit einer Farmerstochter, mit der er sich verlobt hat, und den Farmer bringt er auch gleich mit. Sie sind auf dem Weg hierher.«
    »Mein Gott, wie lästig. Sagen wir ihnen doch, wir lassen gerade die Boiler reinigen.«
    »Dir scheint nicht klar zu sein, dass die Sache ernst ist, Gervase.«
    »Ach, du machst das schon. Es ginge ja noch, wenn sie nächsten Monat kämen. Irgendwann müssen wir die Anchorages einladen. Da könnten wir das beides auf einmal hinter uns bringen.«
    Und so beschlossen sie, dass Gervase den Immigranten nach London entgegenfahren, sie sich ansehen und seiner Mutter berichten solle, ob man sie zugleich mit den Anchorages im Haus [214] haben könnte oder nicht. Als er eine Woche später nach Tomb zurückkehrte, empfing ihn seine Mutter voll Ungeduld.
    »Nun, was ist? Du hast nicht geschrieben!«
    »Geschrieben? Sollte ich? Ich schreibe doch nie. Habe ich am Ende einen Geburtstag vergessen, oder was?«
    »Rede nicht solchen Unsinn, Gervase. Ich spreche von dieser unglückseligen Liaison deines Bruders. Hast du sie gesehen?«
    »Ach so, die. Ja, ich habe mit ihnen zu Mittag gegessen. Tom hat sich nicht übel gebettet. Blond, ziemlich rund, Glubschaugen und gutmütig, würde ich sagen.«
    »Spricht sie – mit australischem Akzent?«
    »Ist mir nicht aufgefallen.«
    »Und der Vater?«
    »Ein aufgeblasener alter Knacker.«
    »Würde er zu den Anchorages passen?«
    »Wie angegossen. Aber sie können gar nicht kommen. Sie sind bei den Chasms.«
    »Was du nicht sagst! Nicht zu fassen! Das heißt, Archie Chasm war ja mal Generalgouverneur. Immerhin scheinen sie einigermaßen achtbar zu sein. In welchem Hotel sind sie abgestiegen?«
    »Im ›Claridge‹.«
    »Dann müssen sie auch noch ziemlich reich [215] sein. Wie interessant! Ich schreibe ihnen noch heute Abend.«
    XI
    Drei Wochen später kamen sie. Mr. MacDougal, der Vater, war ein großer, hagerer Mann mit Kneifer auf der Nase und einer Vorliebe für Statistiken. Gemessen an seinen Ländereien war Tomb ein niedliches Gärtchen. Er prahlte nicht damit, aber in seinem statistischen Eifer nannte er Mrs. Kent-Cumberland ein paar atemberaubende Zahlen. »Ist Bessie Ihr einziges Kind?«, fragte diese.
    »Meine einzige Tochter und Alleinerbin«, kam Mr. MacDougal gleich zur Sache. »Sie haben sich wahrscheinlich schon gefragt, was sie denn so von mir mitbekommen wird. Aber das ist leider etwas, das man nicht so genau beantworten kann. Wir haben gute Jahre, Mrs. Kent-Cumberland, und wir haben schlechte Jahre. Je nachdem.«
    »Aber auch in schlechten Jahren können sich die Einnahmen doch sicher noch sehen lassen?«
    »In einem schlechten Jahr«, sagte Mr. MacDougal, »in einem sehr schlechten Jahr wie diesem, liegt der Nettogewinn nach Abzug aller laufenden [216] Kosten, Versicherungen, Steuern und Wertminderungen irgendwo zwischen –« Mrs. Kent-Cumberland wagte nicht zu atmen – »irgendwo zwischen fünfzig- und zweiundfünfzigtausend Pfund. Ich weiß, das ist sehr ungenau, aber bevor die letzte Abrechnung gemacht ist, kann man unmöglich Genaueres sagen.«
    Bessie war sanft und freundlich. Alles fand sie wunderbar. »Es ist so antik «, begeisterte sie sich jedes Mal, egal, ob sie nun gerade die normannische Kirche von Tomb, die viktorianische Täfelung des Billardzimmers oder die Zentralheizung bewunderte, die Gervase vor kurzem hatte installieren lassen. Mrs. Kent-Cumberland schloss sie sehr ins Herz.
    »Man könnte etwas aus ihr

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