Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
aus ergab, dass es dort überall von Hermelinsoldaten wimmelte. Die Truppen mit den in der Sonne glänzenden Helmen vermieden offen die Stelle, wo sich die Gesetzlosen versteckten.
»Ist das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?«, murmelte Sylber vor sich hin. »Schwer zu sagen, bevor wir an diesem Ding vorbei sind.«
Und tatsächlich, als sie näher kamen, bewegte sich das Ding , setzte sich auf – wenn man das sitzen nennen konnte – und starrte sie an – aus vielen Dutzend Augen.
»Was wollt ihr?«
»Wohin geht ihr?«
»Wer ist bei euch?«
»Wie heißt ihr?«
»Wie nennt man euch?«
»Sprecht jetzt!«
»Ein bisschen Beeilung!«
Dann die befürchteten, aber erwarteten Worte: »Ihr dürft nicht vorbei.«
Diese Äußerungen und viele weitere kamen von den vielen Köpfen des Geschöpfs, das aus Dutzenden von Armen, Beinen, Körpern und Köpfen von verschiedenen Statuen zu bestehen schien, obwohl kein Teil zum anderen passte. Man gewann den Eindruck, als wäre das Ding aus einem Schutthaufen von weggeworfenen Statuen zusammengebastelt worden, und zwar ganz aufs Geratewohl.
Arme ragten seitlich aus Köpfen heraus, Köpfe steckten auf Knien, Schenkeln und sogar Hinterteilen. Hände waren mit Hüften verbunden, Beine mit Schultern, Torsos miteinander. Bronze, Granit, Marmor und Gips wurden von einer unbekannten Kraft zusammengehalten. Risse und Fissuren liefen längs und quer durch das Ding . An manchen Stellen waren diese mit Lehm und Erde zugespachtelt worden, und dort wuchsen jetzt Moos, Flechten und sogar kleine Pflanzen. Es war so etwas wie eine wandelnde Ruine, eine groteske Masse aus wackelnden Armen und Beinen, Händen und Füßen – und natürlich sprechenden Köpfen.
»Kommt auf eigene Gefahr näher her zu Kuddel Muddel!«
»Keinen Schritt weiter!«
»Bleibt auf Entfernung!«
»Sei auf der Hut, Fremder!«
»Hallo, hallo, weiß jemand, wie spät es ist?«
Die letzte Bemerkung kam von einem Kopf auf der anderen Seite des Ungetüms, als dieses sich vom Boden erhob, um sich vor der Gruppe aufzupflanzen. Es stand nicht auf Füßen, sondern auf einem Dutzend oder mehr Händen am Ende von Armen und Beinen. Es glich einer riesigen Spinne aus Metall und Stein, war aber hoch wie ein Turm mit vielen Vorsprüngen. An allen Enden zappelte und wackelte es, grüne Wedel und Moos sprossen wie bei einer alten Gartenstatue, und so schlug es die Gruppe von Wieseln in seinen Bann.
Zumindest wussten sie jetzt seinen Namen. Kuddel Muddel. War einem der Name eines Wesens bekannt, bedeutete dies, dass man es ansprechen und allmählich vertrauter mit ihm werden konnte, bis man seine Sympathie gewonnen hatte – hoffentlich.
»Ach, du bist Kuddel Muddel, ja?«, sagte Sylber und schaute hinauf zu der Vielzahl von Armen und Beinen und Köpfen. »Erhebst du vielleicht so etwas wie eine Maut, um Wiesel passieren zu lassen?«
»Maut?«, schrien ein Dutzend Köpfe gleichzeitig. »Was ist Maut?«
»Nun, es bedeutet, dass wir dir irgendeine Art von Zahlung leisten, damit du beiseite trittst und uns erlaubst, unsere Reise fortzusetzen.«
Die Statue aus diesem und jenem schwankte vor ihnen, jetzt schweigend, während jeder der Köpfe das Gesagte in sich aufnahm. Statuen waren im Allgemeinen schon nicht besonders helle, aber diese hier schien außergewöhnlich dumm zu sein: schließlich bestand sie aus lauter weggeworfenen Teilen. Da Statuen sich gewöhnlich eine Erste und Letzte Ruhestätte suchten, musste diese hier besonders verwirrt gewesen sein. Sie hatte viele, viele Erste und Letzte Ruhestätten, die gewiss weit voneinander entfernt waren. Wahrscheinlich machte sie eine schlimme Qual der Unentschlossenheit durch, nicht wissend, welchen Weg sie einschlagen, welche Richtung sie wählen sollte.
Dreizehntes Kapitel
Die monströse Statue mit ihren grotesken Anhängseln hielt nicht viel von einer Maut.
»Kann damit nichts anfangen«, sagte ein Kopf.
»Kein Bedarf«, meinte ein anderer.
Achsl machte einen Vorschlag. »Wir könnten dir ein lebendiges Wiesel als persönlichen Sklaven überlassen.« Dabei stand er hinter Grind und deutete auf den ehemaligen Dungwächter.
»He!«, brauste Grind auf. »Pass auf, was du sagst!«
»Du steckst doch sonst so voller guter Einfälle«, erwiderte Achsl. »Wie wär’s, wenn du jetzt mit einem herausrücken würdest, da Not am Mann ist?«
Grind verzog das Gesicht zu einer finsteren Grimasse. »O ja, ich weiß mit Schweinen umzugehen, aber Statuen sind etwas anderes, oder
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