Weber David - Schwerter des Zorns - 2
die helle
Haut seines Volkes, aber dunkles Haar, nicht das blonde oder rot
blonde, das weiter verbreitet war. Mit unverhülltem Verachten mus
terte er Bahzell und seine Gefährten.
»Euch auch einen schönen Tag«, brummte Bahzell, bevor sich das
Schweigen zu lange ausdehnen konnte.
»Ich bin Herr Haladhan Rotnacken, Cousin und Lordmarschall
von Herrn Mathian Richthof, dem Lordhüter von Kleinharrow«, er
klärte der stämmige junge Ritter hochfahrend. Seine Stimme war
barsch und rau, und bei seinem scharfen Unterton zuckten die Fin
ger an Bahzells Schwerthand. »Wer bist du und mit welchem Recht
stellst du dich uns in den Weg?«
Der ältere Ritter zu Haladhans Linken zuckte sichtlich zusammen.
Bahzell schaute ihn kurz an, neigte dann den Kopf und betrachtete
Haladhan, wie er eine neue Käfersorte untersucht hätte, während er
sie sezierte. Er ließ das Schweigen anhalten, bis der junge Sothôii rot
anlief, und antwortete dann gewollt gelassen.
»Nun, Herr Haladhan Rotnacken, ich bin Bahzell Bahnakson, und
ich wundere mich, warum Ihr und Eure Leute wohl überhaupt dar
auf erpicht sein könntet, Euch die Rinne herunter zu schleichen,
hm?« Er zeigte seine kräftigen Zähne, eine Geste, die man mit sehr
viel Mühe ein Lächeln hätte nennen können. »Meiner Meinung nach
seid Ihr für einen freundlichen Besuch unter Nachbarn ein wenig zu
viele, und Euer Lordhüter ist doch gewiss nicht so schlecht erzogen,
einfach zum Essen zu kommen, ohne sich vorher anzukündigen,
nicht wahr?«
»Herr Mathian ist deinesgleichen keine Rechenschaft schuldig!«
spie Haladhan hervor. »Er kommt und geht, wie es ihm beliebt!«
»Wirklich?« Bahzell riss in gespielter Ehrfurcht die Augen auf und
richtete die Ohren gerade hoch. »Dann haben wir ja etwas gemein
sam, er und ich. Denn genau das mache ich auch.« Seine Miene ver
härtete sich plötzlich und seine Stimme wurde um einige Nuancen
tiefer. »Und gerade im Augenblick beliebt es mir, genau hier zu ste
hen«, knurrte er und deutete auf den Boden zu seinen Füßen.
»Tatsächlich?« Haladhan sah sich um und spitzte dann spöttisch
die Lippen. »Wenn du das wünschst, kann dir Herr Mathian gewiss
dienlich sein. Es ist hier vielleicht ein wenig steinig für Gräber, aber
zweifellos werden sich die Geier für das Festmahl bedanken.«
»Zweifellos«, erwiderte Bahzell. »Allerdings solltet Ihr genau
nachdenken, bevor Ihr einen Fehler macht, den Euer Lordhüter lan
ge bereuen wird. Ich bin nicht sicher, wie Tomanâk es aufnimmt,
wenn Er erfährt, dass Euer Herr ein ganzes Kapitel Seines Ordens
abgeschlachtet hat.«
»Du bist …?« Haladhan starrte Bahzell an und lachte dann ver
ächtlich.
»Aye, ich bin«, stimmte Bahzell zu und deutete dann auf Hur
thang und Vaijon. »Und meine Schwertbrüder sind auch, natürlich.«
»Du bluffst mich nicht, Hradani!« spie Haladhan hervor. »Ich weiß
zwar nicht, wo du diesen Verräter aufgegabelt hast«, er sah Vaijon
verächtlich an, »aber ihr gehört genauso wenig zum Orden des To
manâk wie ich!«
»In diesem Punkt irrt Ihr Euch, Freundchen«, sagte Bahzell leise.
»Ihr solltet mich lieber ernst nehmen. Wir sind Hradani, die meisten
von uns jedenfalls, und darüber hinaus Pferdediebe. Dennoch gehö
ren wir zum Orden des Tomanâk und haben das Schwertgelübde
auf Ihnselbst abgelegt, als er letzten Monat in Hurgrum erschienen
ist.«
»Unsinn!« schoss Haladhan zurück, aber zum ersten Mal schwang
ein unsicherer Unterton in seiner Stimme mit.
»Ich würde Euch raten, mein Wort nicht in Frage zu stellen, trotz
Eurer Parlamentärsflagge.« Bahzells Stimme klang nach wie vor ru
hig, aber seine Augen waren dafür umso beredter, und Haladhan
wich unwillkürlich einen Schritt zurück. »Ihr habt zweifellos
Schwierigkeiten damit, das zu glauben, aber es stimmt dennoch. Ich
stehe zudem als Paladin des Tomanâk hier vor Euch, Herr Ha
ladhan, um Euch und Euren Lordhüter zu fragen, welches Recht Ihr
habt, Krieg und Vernichtung unter denen zu verbreiten, die Euch
nicht angegriffen haben und denen Ihr nicht einmal den Krieg er
klärt habt!«
»Ich glaube nicht …!« Haladhan unterbrach sich. »Ihr behauptet,
ein Paladin des Tomanâk zu sein«, fuhr er in einem weniger spötti
schen Ton fort. »Es fällt mir tatsächlich schwer, das zu glauben. Und
selbst, wenn es wahr wäre, so hättet Ihr nicht das Recht, Herrn Ma
thians Handeln in Frage zu stellen.«
»Ich habe jedes Recht der Welt dazu«, erklärte ihm Bahzell gelas
sen. »Sowohl als Hradani, der eine
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