Weber David - Schwerter des Zorns - 2
die Zähne und legte die Ohren an, als er seinen ers
ten Feind vor die Klinge bekam.
Der Brigant rutschte im Schnee weg, als er verzweifelt versuchte
stehen zu bleiben. Er hatte jedoch viel zu spät erkannt, wem er sich
da gegenüber sah. Bahzell ließ seine Klinge mit beiden Händen her
absausen. Der rasiermesserscharfe Stahl traf den Gegner in einem
schrägen Winkel zwischen Hals und Schulter, und der Brigant kam
nicht einmal dazu, einen Todesschrei auszustoßen, als die Klinge
sauber durch den Oberkörper schnitt und unterhalb der gegenüber
liegenden Achsel austrat. Der verstümmelte Leichnam flog unter
der Wucht des Schlages zur Seite, und Bahzell drehte sich um, als
sich drei weitere Briganten auf ihn stürzten.
»Tomanâk!« bellte er, und eine melodische Sopranstimme sang
denselben Namen neben ihm. Ein Langstock zuckte mit tödlicher
Genauigkeit hinab und einer seiner drei Widersacher sank mit zer
trümmerter Schläfe in den Schnee. Bahzell nahm sich des zweiten
Mannes selbst an. Seine Klinge zog einen blutigen Sprühnebel hinter
sich her, als er den Gegner ohne viel Federlesens köpfte. Kaeritha
war irgendwann abgestiegen und parierte den verzweifelten Hieb
des dritten Mannes mit ihrem Langstock, schlug die Klinge zur Seite
und rammte ihm mit derselben Bewegung das untere Ende des
Stocks ins Gesicht. Er sah es kommen und sprang zurück, rutschte
jedoch in dem Schnee aus und stürzte zu Boden. Sie ließ das Ende
des Stocks hinabsausen und trieb ihm die Splitter seiner Stirn tief ins
Hirn.
Bahzell und sie wirbelten herum und kämpften Rücken an
Rücken, als hätten sie schon seit Jahren zusammen gefochten, als im
mer mehr Briganten auf sie einstürmten. Bahzell bemerkte mit ei
nem flüchtigen Seitenblick, wie Brandark und Vaijon Schulter an
Schulter versuchten, zu ihm und Kaeritha vorzudringen. Aus dem
Augenwinkel sah er Wencit von Rûm, der offenbar dasselbe Ziel
verfolgte. Der Zornige Zauberer zerhackte die Briganten mit seinem
Schwert, da ihm die Statute von Ottovar den Einsatz von Zauberei
gegen Feinde, die nicht der Magie mächtig waren, untersagte. Es
schienen erheblich mehr Angreifer zu sein, als Bahzell vermutete
hatte. Und aus irgendeinem Grund schienen Kaeritha und er sie wie
ein Magnet anzuziehen. Keiner ihrer Gegner versuchte auch nur,
sich zu den Wagen durchzukämpfen. Stattdessen stürmten dreißig
Feinde auf die beiden Paladine zu, während sich die anderen zwi
schen sie und ihre Gefährten warfen, um zu verhindern, dass sie ih
nen zu Hilfe kamen.
Bahzell hatte keine Zeit, sich um den Grund dieses Verhaltens vie
le Gedanken zu machen. Er knurrte kehlig, während er sich bewusst
und kontrolliert der Blutrunst hingab.
Seit zwölfhundert Jahren war die Blutrunst der finsterste und
grausamste Fluch der Hradani. Die Schwarze Hexerei der Meister
von Carnadosa hatte sie gezwungen, unter dem Banner der Dunklen
Götter in Kontovar zu kämpfen. Anschließend war dieser Fluch un
widerruflich in das Blut und die Knochen der Hradani eingedrun
gen. Er hatte sie mit der Wut von Berserkern gezeichnet, die überall,
jederzeit und ohne Vorwarnung zuschlagen konnten. Bis heute.
Doch wie Tomanâk Bahzell eines Abends im Reich des Speeres er
zählt hatte, veränderte sich die Blutrunst über die Jahrhunderte, und
wenn ein Hradani sie jetzt vorsätzlich und bewusst aufrief, wurde
sie sein Sklave, nicht sein Herr.
Hatte Bahzell sich auch geweigert, sie in seinem Duell mit Vaijon
einzusetzen, bediente er sich ihrer jetzt ohne zu zögern. Er fühlte,
wie sie in ihm explodierte und in seinen Muskeln vibrierte, als er
jede Zurückhaltung und Zweifel aufgab. Pure, elementare Zielstre
bigkeit erfüllte ihn, und sein heiserer Schlachtruf klang wie Donner,
als er sich auf seine Feinde stürzte.
Kaeritha blieb an seiner Seite, und sein eiskalter, präzise arbeiten
der Verstand wusste jederzeit, wo sie sich befand. Es war nichts von
einem Berserker in ihm, sondern nur eine mörderische Kraft, die
ebenso gnadenlos war wie der Winter, und er fuhr wie eine Lawine
unter die Briganten. Sein gewaltiges Schwert durchtrennte Rüstun
gen und Leiber mit unterschiedsloser Verachtung und schleuderte
zerfetzte und verstümmelte Leichname beiseite. Er kümmerte sich
weder um seine Flanken noch um seinen Rücken. Dort war Kaeri
tha, ebenso verlässlich wie seine eigenen Arme oder Beine – und
auch ebenso tödlich. Sie malmten durch die Briganten wie eine
Kriegsmaschine der Zwerge aus Stahl und Holz.
Der Angriff der Briganten gegen
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