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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein altmodischer Bogen und ein Köcher mit Pfeilen geschlungen.
    »Was ist denn das?« fragte sie, zu erstaunt, um Angst zu spüren.
    »Das ist ein Zentaur«, antwortete Dad mit ungewöhnlich ruhiger Stimme.
    »Ein was?«
    »Eine sagenhafte Kreuzung zwischen einem Mann und einem Pferd. Das muß eine unglaublich lebensechte Statue sein.«
    Die Gestalt bewegte sich. »He, ihr Eindringlinge«, rief sie. »Was wollt ihr auf der Zentaureninsel?«
    Karen sah ihren Vogel an. »Weißt du, Tweeter, ich glaube, wir sind nicht mehr in Florida«, sagte sie.
    Dad schien zu erstaunt, um zu antworten, deshalb sagte Karen: »Wir sind die Familie Carlyle. Wir müssen von dem Hurrikan Happy Bottom hierhergeweht worden sein. Tropensturm, meine ich. Aber wo sind wir hier? Ich meine, welche der Koralleninseln ist denn die Zentaureninsel?«
    »Ko-Rallen?« fragte der Zentaur zurück. »Ich habe diese Vögel hier noch nie gesehen. Auf dem Festland soll es welche geben.«
    Die anderen Familienmitglieder kamen aus dem Wohnmobil und lauschten dem Gespräch. »Mensch, ein Pferdemann«, sagte David. »Ich dachte, die gibt's nur im Märchen.«
    »Das ist auch so«, antwortete Dad. »Wir müssen hier in eine Monstrositätenshow geraten sein.«
    »Vielleicht habe ich dich mißverstanden«, grollte der Zentaur. »Oder hast du mich gerade als Monster bezeichnet?« Urplötzlich hatte er den Bogen in der Hand, einen Pfeil auf die Sehne gelegt, gespannt und auf Dad gerichtet.
    Karen handelte ohne zu denken – wie so oft. »Tu das nicht!« schrie sie und rannte los, um sich zwischen sie zu stellen. »Dad glaubt nicht an Märchen!«
    Der Zentaur war entsetzt. »Tut er nicht? Und – glaubt er denn an Magie?«
    »Daran auch nicht«, antwortete Karen.
    »Was für ein Mann ist er denn?« fragte der Zentaur verwirrt.
    »Nur ein ganz gewöhnlicher Familienvater«, sagte sie. »Aus Miami.«
    »Aus deinem was?«
    Karen kicherte. »Nicht deinem Ami, du Dummer. Aus meinem Ami. Aus Miami.«
    Verwirrt runzelte der Zentaur die Stirn. »Wo in Xanth liegt das?«
    »Miami gehört zu Florida, in Amerika.«
    Der Zentaur legte sinnend den Kopf schräg und zuckte überrascht mit dem Schwanz. »Könnte es sein, daß ihr aus Mundanien kommt?«
    »Nein, wir kommen aus Florida.«
    »Seid ihr durch das Tor gekommen?«
    Karen schaute um sich. »Also, irgendwo müssen wir durchgekommen sein, denn hier sieht es ganz anders aus als zu Hause.«
    Der Zentaur nahm den Bogen fort. »Wir sind hier in der Nähe der Toröffnung. Der Torsteher überwacht es normalerweise, und für einen Menschen macht er seine Sache ganz gut. Vielleicht ging etwas schief, und ihr seid, ohne es zu wissen, hindurchgelangt.«
    »Wir sind bestimmt durchgeweht worden«, stimmte Karen ihm zu. »Es war nämlich ganz schön windig. Bis wir in seinem Auge saßen.«
    »Ihr habt bei jemandem im Auge gesessen?«
    Sie giggelte. »Im Auge des Orkans. Happy Bottom.«
    »Fröhliches Hinterteil?« Der Zentaur spähte an seinem kräftigen Rumpf entlang.
    »Bist du komisch! Das Auge des Sturms.«
    »Ach, des Sturms. Wir werden sehen, was wir für euch tun können. Aber zuerst wollen wir uns vorstellen. Ich bin Cedric Zentaur der Zehnte von der Zentaureninsel.«
    »Ich bin Karen Carlyle«, sagte Karen.
    »Ich muß sagen, man sieht gar nicht, daß du kahl bist. Trägst du eine Zauberperücke?«
    Karen spürte ihr wildes, vom Wind zerzaustes und nach dem Schlafen noch nicht gekämmtes Haar. »Ich glaube nicht. Ich hab's mir einfach so wachsen lassen. Am Morgen ist es immer so struppig, bis Mom es bürstet.«
    Cedric lächelte.
    »Unsere Fohlen haben ein ähnliches Problem. Wir versuchen, die Verfilzungen zu beseitigen, aber jeden Tag werden es mehr.«
    »Sollten wir uns nicht die Hände schütteln?« fragte Karen, die das Protokoll nicht genau kannte.
    Cedric hob eine Hand und schüttelte sie ein wenig. »Ich wüßte nicht wieso, es sei denn, die Fliegen plagen dich.«
    Karen unterdrückte ein weiteres Auflachen. »Nein, ich meine unsere beiden Hände zusammen, um zu zeigen, daß wir Freunde sind.«
    »Wie niedlich.«
    Sie streckte die rechte Hand hoch, und der Zentaur griff nach unten, dann tauschten sie einen Händedruck aus. »Und das ist meine Familie«, sagte Karen und deutete mit einer Kopfbewegung hinter sich. Die anderen standen mittlerweile neben Dad und wirkten insgesamt wie betäubt.
    »Zweifelsohne. Folgt mir.« Er drehte sich um und ging davon.
    Karen drehte sich zu ihrer Familie um. »Also?« fragte sie. »Kommt

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