Wechsel-Wind
bei Angehörigen unserer eigenen Art betrachten wir Magie als etwas Obszönes. Aber manchmal kommt es trotzdem vor. Meine Schwester Chena…« Er zuckte zusammen. »Aber reden wir von etwas anderem. Wir Zentauren benutzen jedenfalls gelegentlich magische Werkzeuge. Jenseits von Xanth liegt Mundanien, ein eher trostloses Gebiet, denn dort gibt es überhaupt keine Magie. Der normale Zugang zu Mundanien liegt im Nordwesten, man muß dazu den Isthmus durchqueren. Dorthin solltet ihr euch wenden, wenn ihr in euer Heimatland zurückkehren wollt. Nun, wenn ich fragen darf, wie genau seid ihr eigentlich hierhergekommen?«
Dad setzte ihn über die Fahrt und den Sturm ins Bild, und wie sie auf No Name Key steckengeblieben waren. »Du hast ein Tor erwähnt«, sagte er dann. »Dort muß die Verbindung zwischen unseren beiden Ländern sein. Das Auge des Sturms zog über uns hinweg und trug uns vielleicht über die Grenze in diese… Dimension. Es sei denn, auf No Name Key ist doch irgendein Experimentalprojekt angesiedelt.«
»Die Zentaureninsel ist kein Experiment«, entgegnete Carleton unerschütterlich. »Schon vor Jahrhunderten haben wir sie aus den zerstreuten Inselchen der Umgebung errichtet. Nach unserem Wunsch gibt es hier nur wenig Magie. Auf dem Festland hingegen gibt es erheblich mehr davon, falls euch das behagen sollte. Ich muß euch jedoch darauf hinweisen, daß vieles davon für den Uneingeweihten sehr gefährlich sein kann. Besitzt ihr Erfahrungen mit Drachen?«
»Drachen!?« rief David aus. »Man kann hier Drachen sehen?«
Carleton bedachte ihn mit einem kühlen Blick. »Ich bezweifle, daß das sehr günstig wäre. Drachen vermeidet man am besten, es sei denn, man ist ein sehr guter Bogenschütze und besitzt sehr starke Schutzzauber.«
Mom ergriff das Wort. »Willst du damit sagen, daß ganz Florida – ich meine, Xanth – magisch ist? Daß es dort überall von Fabelwesen wimmelt?«
»Aber ja. Wir sorgen dafür, daß die Behörden der Menschen in Schloß Roogna von eurer Ankunft erfahren. Vielleicht schicken sie euch sogar ein Detachement, um euch zu begleiten, denn ihr solltet auf keinen Fall versuchen, Xanth auf euch allein gestellt zu durchqueren.«
»Ein Schloß?« fragte Karen, aufs neue begeistert. Sie liebte alles Phantastische.
»Schloß Roogna ist die Hauptstadt der menschlichen Wesen«, erklärte der Zentaur. »Ihr König Dor wird sich bestimmt für euch interessieren.«
»Ein König!« rief Karen über alle Maßen entzückt. »Hier gibt's einfach alles!«
»Aber wir können das Wohnmobil nicht zurücklassen«, sagte Mom und ruinierte mit ihrem Sinn fürs Praktische wieder alles. »Wir müssen es reparieren und nach Hause fahren.«
»Von den Tieren ganz zu schweigen«, fügte Dad hinzu.
Karen erschrak. »Woofer! Midrange! Tweeter! Sie sind ganz allein!«
»Die schon öfter allein gewesen, du blöde Kuh«, erinnerte sie David.
»Ihr seid noch mehr?« erkundigte sich Carleton.
»Unsere Haustiere«, erklärte Sean. »Die Begegnung mit euch kam so überraschend, daß wir ganz vergessen haben, sie aus dem Wagen zu lassen.«
»Um was für Geschöpfe handelt es sich denn dabei?«
»Woofer ist ein Hund, Midrange ein Kater und Tweeter ein Vogel«, antwortete Karen rasch. »Sie gehören zur Familie. Wir müssen sie holen.«
»Das müßt ihr auf jeden Fall, bevor ihr die Insel verlaßt.«
»Zuerst müssen wir das Wohnmobil wieder zum Laufen bringen«, sagte Dad. »Und – wo mag wohl die nächste Tankstelle sein?«
Carleton runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht, daß ich von diesem Geschöpf schon gehört habe.«
»Ich will dort tanken. Treibstoff. Braucht ihr hier denn kein Benzin? Vielleicht nennt ihr es Sprit?«
»Wir haben hier Spritvögel, aber…«
»Benzin. Aus Erdöl raffiniert.«
Der Zentaur schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, wir sprechen von unterschiedlichen Dingen. Unsere Sprits beschreiben geschwungene Kreise in der Luft und fliegen gegen Bäume. Sie geben gute Schoßtiere ab, weil sie gern dort schlafen, aber soweit ich weiß, haben sie keinen Bedarf an Öl, außer zum Federputzen, und sind eher tolpatschig als raffiniert.«
Dad schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, wir stecken in der Tinte.« Der Zentaur wollte etwas einwenden, aber Dad ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Aber kümmern wir uns um das Wichtigste zuerst. Vielleicht kann ich den Motor zum Laufen bringen. Wahrscheinlich haben wir noch genug Benzin, um mit dem Wagen nach Hause zu kommen – wenn wir den Weg
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