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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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knallte zu. Laut quietschend setzte das Taxi sich in Bewegung und schoß mit beängstigender Geschwindigkeit über den Weg; die Baumstämme verschwammen zu undeutlichen Schemen. »Bist du sicher…?« wandte Chlorine sich an Nimby.
    Nimby nickte, und sie entspannte sich ein wenig. Vor ihnen befand sich ein weiterer Sitz und davor eine durchsichtige Scheibe, davor wiederum der dahinsausende Wald. Auf jeden Fall bewegten sie sich, wohin auch immer, sehr schnell.
    An der Rückseite des Vordersitzes bemerkte Chlorine ein Schild. Darauf stand DEIN FAHRER: DÄMON STRAND. GEFÄHRLICH, UNZUVERLÄSSIG UND UNHÖFLICH.
    Aus irgendeinem Grund weckte das neuerliche Besorgnis in ihr.
    »Nimby, dieses Schild…«
    Da erschien auf dem Vordersitz ein Wesen. Es hatte Hörner, also war es offenbar ein Dämon. »Das ist nur da, um Leute einschüchtern, damit sie ein gutes Bakschisch geben«, erklärte Strand. »Ihr habt ja ordentlich Kohle im voraus gezahlt, deshalb habt ihr nichts zu befürchten. Es sei denn, ich verliere die Kontrolle über das Fahrzeug.« Das Taxi streifte besorgniserregend dicht an einem Baum vorbei.
    »Soso.« Chlorine dachte nach. »Was ist denn ein Bakschisch?«
    »Vor dir, o wunderbares Geschöpf, nehme ich mit einem Kuß vorlieb.«
    Erneut sah sie Nimby fragend an, erneut nickte er, und so beugte sie sich vor und küßte dem Dämonen ins rechte Ohr.
    Das Taxi schoß plötzlich in die Luft, flog einen Looping und berührte wieder mit hoher Geschwindigkeit den Boden. »Hui!« rief Strand. »Das war ein Kuß!«
    »Danke«, sagte Chlorine und errötete. Es begann ihr Spaß zu machen, denn bisher hatte sie nie viele Gelegenheiten gehabt, um zu erröten.
    Das Taxi raste weiter, bis es dicht an der Kante einer ehrfurchtgebietend tiefen Gletscherspalte mit quietschenden Bremsen zum Stehen kam. »Bitte umsteigen«, rief Strand aus. »Die Ungeheuere Schlucht ist außerhalb meiner Zone.«
    »Ich danke dir«, sagte Chlorine, als sie aus der Wolke stieg. »Ich glaube, du bist ein netter Raser.«
    Diesmal war es der Dämon, der errötete. Seine Gesichtsfarbe schlug zu tiefem Königspurpur um, und Dampf stieg von ihm auf. »Ich muß jetzt aber gehen«, murmelte er, und das Taxi machte kehrt und schoß in nordöstlicher Richtung davon.
    Allmählich brach die Dunkelheit herein, folglich mußte die abenteuerliche Fahrt einige Zeit gedauert haben. Ein großer dunkler Umriß erhob sich plötzlich aus den tiefen Schatten der Kluft und landete vor ihnen. Es schien sich um einen Vogel zu handeln, der fast so groß wie ein Rokh und kohlrabenschwarz war. In den Klauen hielt er einen kleinen Korb, an dem ein Zettel hing: NACHT-UND-NEBEL-AKTION.
    Chlorine nickte. Ganz klar: Dieser Vogel agierte nur bei Nacht oder Nebel, und damit kam er ihnen gerade recht.
    Nimby kletterte in den Korb, der sich als wesentlich größer erwies, als es zunächst den Anschein hatte; die Größe des Vogels hatte ihn kleiner erscheinen lassen. Chlorine gesellte sich zu ihrem Begleiter. Dann breitete der Vogel die Schwingen aus und stürzte sich vom Abhang in die Schlucht.
    Ohne zu bemerken, daß der Rest von ihr mit dem Korb in die Tiefe fiel, hob sich Chlorines Magen und schraubte sich ihr in die Kehle. Dann faßten die Flügel die dunkle Luft, und alles beruhigte sich ein wenig und kehrte an den angestammten Platz zurück.
    Sie segelten längs der unlotbaren Schlucht in gebündelter Finsternis, während das letzte Tageslicht über ihnen nur noch die Ränder und die Wolken erhellte. Chlorine sah nach unten, in der Hoffnung, einen Blick auf den berüchtigten Spaltendrachen zu erhaschen, aber außer der scheinbar greifbaren Dunkelheit sah sie gar nichts. Da sie nicht den geringsten Drang verspürte, die Finsternis abzutasten, versuchte sie sie zu ignorieren. Dann, als die Dunkelheit aus der Spalte hervorquoll und, wie es sich gehörte, das Land Xanth überflutete, stieg der Vogel aus der Spalte auf und flog von da an dicht über dem Urwald. Unter sich sah Chlorine das Licht kleiner Feuer, wo die Einwohner Xanths ihre Herde hatten… vielleicht waren es aber auch Drachen, die sich für die nächtliche Jagd die Bäuche aufpumpten. Jedenfalls war es ein hübscher Anblick.
    Die Lichter eines Schlosses kamen in Sicht. Die Mauern und Türme waren deutlich zu erkennen. Das war nicht einfach nur schön, das war schlichtweg bezaubernd! Völlig in Bewunderung versunken, wünschte sich Chlorine, sie könnte einmal ein Schloß wie dieses besuchen. Großartig mußte es

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