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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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fallen lassen konnte. Sie konnte sehen, daß der Grund hier weich und dick mit Fichtennadeln bedeckt war; Nimby wußte einfach immer, was er tat. Aber wie würde er zu Boden gelangen? War er robust genug, um den tiefen Fall zu überstehen? Nimby nickte zur Antwort.
    »Also gut, Nimby«, sagte sie, »ich vertraue dir meine Sicherheit an. Ich denke, das ist in Ordnung, denn immerhin hast du bereits meine Wäsche gesehen, auch wenn es dich nicht gerade umgehauen hat.«
    Sie beugte sich zu ihm vor und hielt sich an seinen Oberschenkeln fest. »Hoffentlich reiße ich dir nicht die Hose herunter«, sagte Chlorine. Doch andererseits wußte sie, daß Nimby nie irgend etwas zustieß. Dieser Gedanke ließ sie einen oder zwei Augenblicke lang bedauern, daß sie ihre Szene in der Wolke nicht doch weiter ausgeführt hatte – wenigstens bis an den Punkt, wo er die Hose ausziehen mußte. Denn neugierig war sie schon, was sich darunter verbarg – auch wenn dies ein unjungfräulicher Gedanke war –, und überhaupt, was dachte er wohl jetzt?
    Sie wandte sich wieder dem unmittelbareren Problem zu und schob sich von der Wolke. Im Fallen sah sie, daß Nimbys Füße die Wolke losließen, welche rasch windabwärts davontrieb. Offensichtlich hatte sie es eilig. Chlorine schwang an Nimbys Beinen wie an einem Pendel hin und her, dann glitt sie an seinen Knien vorbei zu seinen Füßen hinunter, bis es nicht weiter abwärts ging. Schließlich ließ sie sich fallen und landete sicher in den Nadeln, die rostig und bröckelig, aber glücklicherweise nicht mehr spitz waren. Einen Augenblick wunderte sie sich, wie gut sie den Sturz überstanden hatte, dann dämmerte ihr, daß das nur auf ihre gute Gesundheit zurückzuführen war – die sie von Nimby erhalten hatte. Dennoch verlor sie das Gleichgewicht und setzte sich auf den Po; Gesundheit allein verhalf nicht zu einer perfekten Landung.
    Jemand lachte. Das Gelächter klang ein wenig wie die Stimme eines Esels, aber es kam nicht von Nimby, der noch über Chlorine am Ast hing und darauf wartete, daß sie den Landeplatz räumte. Sie sah sich um.
    Aus dem Wald neben der Straße drang ein Mann hervor. Er trug schmutzige Kleidung und eine große verrostete Blechdose statt eines Hutes. »Mach das nochmal, Schwester!« rief er mit grölender Stimme. »Vielleicht krieg ich dann mal was Interessantes zu sehen!«
    Chlorine kannte diese Typen. Die Sorte gab es noch nicht lang, und deshalb hatte man ein neumodisches Wort dafür geprägt – Junk-male. Junk-males reisten herum und drängten sich Leuten auf, die nichts von ihnen wissen wollten, und benahmen sich, als gehörten sie auf den Müll. Mittlerweile gab es viel zu viele von ihnen, und sie nahmen den Raum in Anspruch, den anständige Leute für Besseres nutzen konnten. Dieser Kerl stank zudem fürchterlich. Wahrscheinlich trug er einen Faulpelz. Chlorine aber wußte genau, wie sie mit dem Kerl fertig wurde.
    »Wäre das interessant genug?« fragte sie süßlich, rappelte sich auf und wandte dem Junk-male den Rücken zu. Als sie sich seiner Aufmerksamkeit sicher war, schlug sie Rock und Unterrock hoch.
    Schweigen antwortete. Chlorine ließ ihre Kleidung wieder fallen und drehte sich um. Der Junk-male lag auf dem Rücken und starrte, ohne einen Muskel zu rühren, in den Himmel. Anscheinend stocksteif, würde er für eine Weile so bleiben. Es hatte ihn umgehauen.
    Chlorine grinste. Nun hatte sie die Macht ihrer Wäsche doch noch unter Beweis gestellt.
    Dann fiel ihr ein, daß Nimby noch immer am Ast hing.
    Hastig trat sie zur Seite. »Du kannst dich nun fallen lassen«, sagte sie süß. »Ich habe mich darum gekümmert.«
    Lächelnd ließ Nimby sich fallen. Deswegen mochte sie ihn so sehr: Er war stark, still, hilfsbereit und verständnisvoll.
    Sie schritten an dem Umgehauenen vorbei und in den Wald, in dem Animators Höhle verborgen war. Trotz der Dunkelheit fand Nimby mühelos den Weg – wie sollte es auch anders sein? Als Chlorine strauchelte, nahm er sie bei der Hand und führte sie auf sicheren Pfaden. Um Gefahren brauchten sie sich keine Gedanken zu machen, denn Nimby vermied sie automatisch und hätte überdies gewußt, wie er mit ihnen umzugehen hatte. Chlorine bemerkte, daß sie sich in seiner Nähe sehr sicher fühlte und es genoß.
    Schon bald erreichten sie den Eingang in die Höhle des gemeinen Geräts. Furchtlos schritt Nimby hinein, und Chlorine folgte ihm. Drinnen war es noch dunkler, aber dann fand Nimby einen Leuchtpilz, den sie als

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