Weg da, das ist mein Handtuch
allem SIE an. »Wie schön, dass Sie Ihre Frau mitgebracht haben. Señora, wie entzückend, Sie zu sehen! Ich bin hocherfreut! Sehr angenehm.«
»Frau?«, wiederholte sie stirnrunzelnd.
»Señora, ich beschwöre Sie: Legen Sie das nicht auf die Goldwaage«, haspelte Fernandez eilfertig, ohne das Lächeln zu reduzieren. »Frau, Freundin, Begleiterin, das geht mich absolut nichts an. Ich schlage vor, wir sagen einfach Señora.«
Er ließ die Stimme oben, verbeugte sich und warf Moritz von unten einen fragenden Blick zu.
O ja. Er hatte sie nicht vorgestellt. Aber verflixt, wie hieß sie? Er hatte sie nicht einmal gefragt. Er hatte das komplett vergessen! Moritz warf ihr einen bittenden Blick zu.
»Susan«, strahlte sie huldvoll, genau richtig in der Tonlage. Sie wusste, wie man in solchen Situationen aufzutreten hatte.
»Oh, ein sehr schöner Name«, komplimentierte Fernandez. »Señora Susan, ich brenne darauf, Ihnen die schönsten Häuser der Insel zu Füßen zu legen. Kommen Sie bitte!«
Dauerlächelnd stürzte er voran, um ihr erst die Tür nach draußen aufzuhalten, dann die Fondtür seines Jaguars. Der heute übrigens weiß war statt schwarz und ein bisschen länger. Unglaublich, was die Anwesenheit einer Frau aus diesem Mann machen konnte!
SUSAN
Bloß nicht nachdenken. Bloß nicht zweifeln. Bloß keinen Gedanken daran verschwenden, wie es sein konnte, dass sie jetzt neben einem Film- und Fernsehstar auf dem Rücksitz einer Luxuslimousine saß, um mit ihm eine Immobilie zu besichtigen. Am Steuer ein Makler, der so behutsam fuhr, als chauffiere er die Queen höchstpersönlich. Der ständig in den Rückspiegel grinste wie ein entzücktes Pferd. Und dann offensichtlich eine Idee hatte. Er drückte einen Knopf neben der Musikanlage. Das Schiebedach öffnete sich, und der Wind drohte, ihr den Hut vom Kopf zu reißen. »Entschuldigen Sie vielmals, Señora«, rief Fernandez erschrocken und drückte auf einen anderen Knopf. Das Schiebedach schloss sich wieder, und dafür begann sich unter ihr der Rücksitz zu bewegen, auf eine waagerechte Position zu. Susan stieß einen kleinen Kreischer aus.
»Oh, oh«, Fernandez fummelte so hektisch an den Knöpfen, dass er fast einen Reisebus gerammt hätte, »wie dumm von mir, bitte verzeihen Sie nochmals, Señora, ich fahre diesen Wagen nicht häufig genug! Eine Sekunde!«
Der Sitz fuhr wieder zurück. Und dann sprang die Armlehne zwischen ihr und Moritz Palmer auf und entpuppte sich als Champagnerkühler mit Flasche und zwei Gläsern.
Fernandez am Steuer wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. »Darf ich Ihnen einen Schluck anbieten, Señora? Er müsste jetzt genau die richtige Temperatur haben.«
»Oh, vielen Dank«, hörte Susan sich sagen, »aber jetzt noch nicht, später vielleicht.«
Moritz Palmer nickte in stillem Einverständnis.
Susan beugte sich etwas zu ihm. Sie musste unbedingt noch etwas klarstellen.
»Sie haben mich ihm nicht ernsthaft als Ihre Freundin vorgestellt?«, raunte sie ihm zu.
Palmer lachte. Es sah gut aus, wenn er lachte, aber das wusste ja schon die ganze Welt.
»Ich habe gesagt, ich kenne Sie gar nicht. Aber dieser romantische Spanier kann sich wahrscheinlich gar nichts anderes denken.«
»Wir sollten das richtigstellen«, sagte sie.
Moritz Palmer grinste. »Er würde es uns nicht glauben. Wir würden uns mit allem, was wir sagen, nur noch verdächtiger machen. Aber ist das nicht egal? Und: Wir müssen uns ja nicht küssen.«
Dabei, fiel Susan völlig zusammenhangslos ein, war das gar nicht so schlecht gewesen.
MORITZ
Sie war super. Allein ihre Gegenwart hatte aus Fernandez nicht nur einen komplett anderen Autofahrer gemacht. Er überschlug sich fast vor Freundlichkeit, als er ihnen das Haus zeigte. Es war auch ein Riesenkasten: neun Bäder und acht Gästezimmer zuzüglich zwei Dienstbotenappartements, weniger ging hier wohl nicht. Aber die Decken waren hoch genug. Die Küche war cremefarben, im Landhausstil. »Alle Geräte da, Señora, alles auf dem neuesten Stand«, rief Fernandez und guckte Susan an. Nur Susan. Es war, wie wenn Moritz mit Ilka zum Anzugkaufen ging. Sobald sie eine Boutique betraten, hatte Moritz Pause und war erst wieder gefragt, als es darum ging, die Kreditkarte zu zücken. Worauf der Verkäufer fast auf die Knie fiel und rief, er habe die ganze Zeit überlegt, ob er es sei, aber er habe sich nicht getrau t …
Alles Schwindel. Es gab Seminare, in denen Verkäufer lernten, die Frau zu
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