Weg da, das ist mein Handtuch
Badeshorts, und im Moment hielt er Tangas wegen seines Bauchspecks erst recht für unangemessen. Aber das konnte er Verena so nicht sagen. »Ich glaube, die sind nicht ganz meine Größe«, sagte er zögernd.
»Ich glaube schon.« Sie sah ihm sehr tief in die Augen. »Probier sie einfach an. Da ist die Kabine! Ich warte so lange.«
Verena hatte eine Art, bei der man nicht zum Nachdenken kam. Bevor er wusste, was er tat, war Oliver schon in der Kabine und überlegte eine Exit-Strategie: Er würde so tun, als habe er die Tangas probiert und sie passten nicht. Und dann würde er sagen, dass es doch schon spät sei und er die Badehosenauswahl leider verschiebe n …
»Und?« Verena. »Hast du schon eine an?«
»Jaja«, rief Oliver, öffnete seinen Gürtel und klimperte damit herum, »ich hab schon alle drei durch. Sie passen nicht!«
»Ah geh! Das glaub ich nicht. Die rote passt tausendprozentig! Darf ich mal sehen?«
»Äh, danke«, rief Oliver, »abe r …«
»Geh, das mache ich supergerne. Bitte zieh die rote noch mal an, ich schaue gleich mal. Frauen können so was manchmal viel besser sehe n …« Sie lachte.
»Moment«, sagte Oliver automatisch, »Momen t …« Hastig stieg er aus der Hose und streifte den roten Tanga über. Er passte kaum über seine Oberschenkel. Oliver zog und zerrte.
»Kann ich rein, Schnucki?«, fragte Verena.
»Moment noch!«, rief Oliver. Endlich hatte er den Tanga oben. Warf einen Blick in den Spiegel und hielt den Atem an. Grausam! Er sah aus wie ein Sumoringer im Babyschlüpfer! Und was die Speckwülste anging: Der Tanga kaschierte sie kein bisschen, im Gegenteil: Er hob sie an. Er betonte sie! Nein, so konnte er sich niemandem zeigen, erst recht nicht dieser Frau!
»Okaaaay, dann lass doch mal seeehäään!«, lachte sie. Und schob den Vorhang einfach zur Seite!!!
Oliver wollte etwas rufen. Zu spät.
Mit herausforderndem Blick stand Verena ganz dicht vor ihm.
Sie sah nach unten. Ihre Augen weiteten sich. Sie öffnete ihren Mund.
Dann prustete sie los.
Sie lachte und konnte gar nicht mehr aufhören. Dann stand die Blasierte neben ihr. Beide lachten, bis Oliver, krebsrot, den Vorhang wieder zuriss.
Als er sich umgezogen hatte, war Verena weg und die Blasierte kicherte immer noch.
Oliver verließ den Shop ohne Badehose.
SUSAN
Es war Schwerstarbeit, auch nur ein kleines Stück vom Strand wegzukommen. Arme und Beine taten ihr weh von dem Gepaddel, immer wieder schlugen Wellen über ihren Kopf, und Franz wackelte doch mehr als gedacht.
Da kam auch noch ein Jetskifahrer angerast, mit einem Höllenlärm und unglaublich dicht an ihr vorbei! Franz wackelte stark. Unter normalen Umständen hätte Susan dem Kerl etwas nachgebrüllt, jetzt aber musste sie sich festklammern, damit sie nicht runterfiel.
Und dann kam dieser Irre auch noch zurück! Raste wieder ganz knapp an ihr vorbei, machte eine Riesenwelle, drehte eine Kurve und winkte ihr auch noch zu!
Sie winkte, er solle verschwinden.
Er kam wieder angebraust, umkreiste sie und rief ihr lachend etwas zu. Franz bäumte sich auf, die Bugwelle klatschte ihr ins Gesicht, sie ließ los und rutschte unter Wasser. Weit unter sich sah sie den Meeresboden, Sand, Steine, bunte Fische, wie tief man gucken konnte, dachte sie noc h …
MORITZ
Dieses Haus war ein kompletter Reinfall. Zwar hatte es einen großen Garten, sogar einen riesigen. Einen herrlichen Blick aufs Meer. Aber das Haus selbst war unbrauchbar, wenn man kein LED-Fetischist war: Im gesamten Gebäude waren Zehntausende der kleinen Leuchten verbaut. Sie verwandelten alle Innenwände und alle Decken in riesige Leuchtflächen, die ständig zwischen Rot-, Grün- und Blautönen hin und her wechselten; die LEDs an der Schwimmhallendecke imitierten sogar Wellenbewegungen.
So weit, so gut. Nur leider strahlten sämtliche LEDs in einer kalten, fast bläulichen Lichtfarbe.
»Einfach perfekt«, sagte Jasmin. »Ein idealer Drehort für einen Thriller. Wenn Hitchcock das noch sehen könnt e … Du kannst aus dem Laden auch die abgefahrenste Pension der ganzen Insel machen. Es gibt depressive Grottenolme, die brauchen so was im Urlaub, damit sie nicht zu glücklich werden.«
Fernandez warf ihr einen finsteren Blick zu und bat um Eile, er habe noch einen Termin mit Mick Jagger.
SUSAN
Als sie gerade begann, Wasser zu schlucken, packte sie jemand am Arm und zerrte sie nach oben. Susan sah ein unrasiertes Gesicht, das Italienisch mit ihr sprach, nein: eher schrie. Sie hustete, wurde
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