Weg der Träume
auf.
»Tatsächlich?«
»Ja. Auf der Broad Street gibt es so was.«
»Das habe ich noch nie gesehen.«
»Nun ja, es ist nicht direkt ein Bistro.«
»Was dann?«
Er zuckte die Achseln. »Eine Tankstelle, aber davor steht eine hübsche Bank, und wenn du deinen eigenen Teebeutel mitbringst, brühen sie dir bestimmt eine Tasse heißes Wasser auf.«
Sarah kicherte. »Klingt verlockend.«
Beim Überqueren der Straße gerieten sie hinter eine Gruppe von Menschen, die offensichtlich aktiv an den Festlichkeiten teilnahmen. Sie trugen historische Kostüme und sahen aus, als kämen sie direkt aus dem 18. Jahrhundert die Frauen hatten dicke, schwere Röcke an, die Männer schwarze Hosen und hohe Stiefel, und alle trugen hohe Kragen und breitkrempige Hüte. An der Ecke teilten sie sich in zwei Gruppen, die in entgegengesetzte Richtungen weitergingen. Miles und Sarah folgten der kleineren Gruppe.
»Du hast immer hier gelebt, nicht wahr?«, fragte Sarah.
»Ja, abgesehen von den Jahren auf dem College.«
»Wolltest du nie wegziehen? Etwas Neues erleben?«
»Wie Bistros?«
Sie stieß ihm spielerisch den Ellenbogen in die Rippen. »Nein, nicht nur das. Großstädte haben einen pulsierenden Rhythmus, eine erregende Atmosphäre, die in einer Kleinstadt fehlt.«
»Das bezweifle ich nicht. Aber um ehrlich zu sein, hat mich das nie interessiert. Ich brauche es nicht, um glücklich zu sein. Ein netter Ort, an dem man sich abends entspannen kann, eine schöne Gegend, ein paar gute Freunde… Was braucht man mehr?«
»Wie war es, hier aufzuwachsen?«
»Hast du je die Andy-Griffith-Show gesehen? Diese Serie, die in Mayberry spielt?«
»Natürlich.«
»So ungefähr war es. New Bern ist nicht ganz so winzig, aber es hatte diese Kleinstadtatmosphäre, verstehst du? Man fühlte sich sicher. Als ich noch klein war - sieben oder acht Jahre - ging ich mit meinen Freunden angeln oder stromerte bis zum Abendessen draußen herum. Meine Eltern machten sich überhaupt keine Sorgen, weil das nicht nötig war. Manchmal haben wir über Nacht am Fluss gezeltet, und uns wäre nie im Leben der Gedanke gekommen, dass uns etwas passieren könnte. Ich bin in großer Freiheit aufgewachsen, und ich möchte, dass Jonah diese Chance auch hat.«
»Du würdest Jonah über Nacht am Fluss zelten lassen?«
»Auf keinen Fall«, sagte Miles. »Die Zeiten haben sich geändert, selbst in New Bern.«
An der Straßenkreuzung hielt ein Auto. Vor ihnen schlenderten kleine Grüppchen von Menschen zwischen den verschiedenen Gebäuden umher.
»Wir sind doch Freunde, oder?«, fragte Miles.
»Wenn es nach mir geht, ja.«
»Darf ich dich etwas fragen?«
»Das kommt darauf an.«
»Wie war dein Ex-Mann?«
Sarah sah ihn verdutzt an. »Mein Ex-Mann?«
»Das beschäftigt mich schon lange. Du hast ihn noch nie erwähnt.«
Sie schwieg und schien plötzlich sehr am Straßenbelag interessiert.
»Du musst nicht antworten, wenn du nicht willst«, sagte Miles.
»Allerdings würde das meine Meinung über ihn nicht ändern.«
»Und welche Meinung ist das?«
»Ich mag ihn nicht.«
Sarah lachte. »Wie kommst du darauf?«
»Weil du ihn nicht magst.«
»Du bist ziemlich scharfsinnig.«
»Deshalb bin ich ja auch ein Gesetzeshüter.«
Miles tippte sich an Schläfe und zwinkerte Sarah zu. »Ich entdecke Hinweise, die andere Leute übersehen.«
Sie lächelte und drückte liebevoll seinen Arm. »Also gut… mein Ex-Mann. Sein Name ist Michael Andrews, und wir haben uns gleich nach seinem BWL-Examen kennen gelernt. Wir waren drei Jahre verheiratet. Er ist reich, gebildet und gut aussehend…«
Sie zählte sämtliche Qualitäten der Reihe nach auf, und als sie schwieg, nickte Miles.
»Mhmm. Ich verstehe, warum du den Typ nicht magst.«
»Du hast mich nicht ausreden lassen.«
»Kommt noch mehr?«
»Willst du es jetzt hören oder nicht?«
»Entschuldigung. Sprich weiter.« Sie zögerte einen Moment.
»In den ersten Jahren waren wir glücklich. Zumindest ich war es. Wir hatten eine schöne Wohnung, wir verbrachten unsere Freizeit zusammen, und ich hatte das Gefühl, ihn gut zu kennen. Aber ich kannte ihn nicht. Nicht richtig jedenfalls. Am Ende haben wir die ganze Zeit gestritten und kaum noch miteinander gesprochen, und… und es hat eben nicht funktioniert«, schloss sie abrupt.
»Einfach so?«
»Einfach so.«
»Triffst du ihn noch?«
»Nein.«
»Würdest du ihn denn gern sehen?«
»Nein.«
»So schlimm war es?«
»Noch schlimmer.«
»Tut mir Leid, dass ich
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