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Weg der Träume

Weg der Träume

Titel: Weg der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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davon angefangen habe.«
    »Es braucht dir nicht Leid zu tun. Ohne ihn geht's mir besser.«
    »Wann hast du gewusst, dass es vorbei war?«
    »Als er mir die Scheidungspapiere zukommen ließ.«
    »Du hattest vorher keine Ahnung von seinen Absichten?«
    »Nein.«
    »Ich wusste doch, dass ich ihn nicht mag.«
    Und er wusste zudem, dass Sarah ihm nicht alles erzählt hatte. Sie lächelte anerkennend. »Vielleicht verstehen wir uns deshalb so gut. Wir sehen vieles auf dieselbe Weise.«
    »Abgesehen von den Vorzügen des Kleinstadtlebens, oder?«
    »Ich habe nie gesagt, dass es mir hier nicht gefällt.«
    »Könntest du dir vorstellen, für immer hier zu leben? Komm schon - du musst doch zugeben, es ist nett hier.«
    »Ist es auch. Das habe ich nie bestritten.«
    »Aber nichts für dich? Auf lange Sicht, meine ich?«
    »Das kommt darauf an.«
    »Worauf?«
    Sarah lächelte ihn an. »Welchen Grund ich zum Bleiben hätte.«
    Diese Worte ließen sich für ihn nur auf zwei Arten interpretieren: als Einladung oder als Versprechen.
    Der Mond stieg langsam am Abendhimmel auf, leuchtete erst gelb, dann orangefarben über dem Dachfirst des Travis-Banner - Hauses, ihrer ersten Station auf der Geistertour. Es war ein altes, zweistöckiges, viktorianisches Gebäude, umgeben von einer Veranda, die dringend gestrichen werden musste. Dort hatte sich eine kleine Menschenmenge um zwei als Hexen verkleidete Frauen versammelt, die in einem großen Kessel rührten und Apfelcider verteilten. Sie gaben vor, den ersten Besitzer des Hauses heraufzubeschwören, der angeblich beim Holzfällen durch einen Unfall enthauptet worden war. Die Haustür stand offen. Von innen drangen Geräusche wie aus einer Geisterbahn - schrilles Kreischen, quietschende Türen, seltsames Poltern und gackerndes Gelächter. Plötzlich senkten die beiden Hexen den Kopf. Die Lampen auf der Veranda erloschen, und in der Tür erschien mit dramatischer Gebärde ein kopfloser Geist - eine schwarze Gestalt, in einen Umhang gehüllt, mit ausgestreckten Armen und bleichen Knochen dort, wo die Hände hätten sein sollen. Eine Frau schrie auf und ließ ihr Ciderglas fallen. Sarah schmiegte sich unwillkürlich an Miles und umklammerte seinen Arm mit einer Heftigkeit, die ihn überraschte. Aus der Nähe sah ihr Haar ganz weich aus, und obwohl es eine andere Farbe hatte als Missys, erinnerte er sich plötzlich daran, wie es sich angefühlt hatte, wenn er seiner Frau abends zärtlich mit den Fingern durch das Haar gefahren war. Wenige Sekunden später murmelten die Hexen Zaubersprüche. Daraufhin verschwand der Geist, und die Beleuchtung ging wieder an. Unter nervösem Gelächter zerstreuten sich die Zuschauer.
    In den nächsten beiden Stunden besichtigten Miles und Sarah noch mehrere Häuser. In manchen wurden sie zu einem kleinen Rundgang eingeladen, in anderen standen sie im Foyer oder bekamen im Garten die Geschichte des Hauses erzählt. Miles hatte schon einmal an der Geistertour teilgenommen und machte Sarah auf besonders interessante Orte aufmerksam oder unterhielt sie mit Geschichten über Häuser, die in diesem Jahr nicht zur Route gehörten.
    Später spazierten sie über die rissigen Wege und unterhielten sich leise miteinander. Beide genossen den Abend in vollen Zügen. Als Sarah fragte, ob Miles jetzt Lust auf das angekündigte Essen habe, schüttelte er den Kopf.
    »Eines fehlt noch.«
    Er führte sie die Straße entlang, hielt dabei Sarahs Hand und strich mit dem Daumen sanft über ihren Handrücken. Von einem der hoch aufragenden Hickorybäume rief eine Eule zu ihnen herunter, dann war alles wieder still. Vor ihnen kletterten mehrere Leute in Geisterkostümen in einen Kombi. Kurz darauf wies Miles auf ein großes, zweistöckiges Haus, vor dem zu Sarahs Überraschung niemand stand. Die Fenster waren tiefschwarz, als seien sie von innen verdunkelt worden. Das einzige Licht stammte von einem Dutzend Kerzen auf dem Verandageländer und auf einer kleinen Holzbank neben der Haustür. Auf einem Schaukelstuhl neben der Bank saß eine alte Frau mit einer Wolldecke über den Knien. In dem gespenstischen Licht sah sie fast wie eine Schaufensterpuppe aus. Ihr spärliches Haar war weiß, ihr Körper zart und gebrechlich. Die flackernden Kerzen ließen ihre Haut durchsichtig erscheinen, und ihr Gesicht war von Linien durchzogen wie altes Porzellan. Miles und Sarah setzten sich auf die Hollywoodschaukel, während die alte Frau sie prüfend betrachtete.
    »Hallo, Ms. Harkins«, begann

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