Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
wir miteinander.“
Warren Elliott fühlte sich elend. Er nickte ergeben, drehte sich etwas unbeholfen um und taumelte in das Zimmer, in dem sein Bett stand, legte sich vorsichtig hin und schloss die Augen. Er verdammte seine Hilflosigkeit. Die Frage, was aus seinem dreijährigen Neffen geworden ist, beschäftigte ihn unablässig, die Sorge um den Jungen zerfraß ihn. Dass er zur Untätigkeit verdammt war, setzte ihm zu.
Der Town Marshal kam nach wenigen Minuten. Warren Elliots Lider hoben sich. „Wenn Ihre Vermutung zutrifft, Marshal, dann ist Lee Garnett vielleicht auch der Mörder meines Bruders und meiner Schwägerin, und er hat meinen Neffen entführt.“
„Der Doc versorgt ihn“, erklärte Wesley Barranco. „Hoffen wir, dass er ihn soweit aufpäppelt, dass er mir Rede und Antwort stehen kann.“
„Niemand weiß, was sich auf der Langdon-Ranch zugetragen hat“, sagte Warren Elliott. „Ihnen hat Irving Langdon heute erzählt, dass Benson, Dooley und Hagare vor einer Woche den Dienst bei ihm quittierten. Vor drei Tagen soll Garnett aus dem Sattel der Langdon-Ranch gestiegen sein. Jetzt taucht Garnett plötzlich halbtot in Gila Bend auf. Wenn er seine Verwundungen Dale Roberts zu verdanken hat, dann war er im Auftrag Langdons in der Stadt. Aber stammen die Schussverletzungen überhaupt von Dale Roberts? Kann es nicht sein, dass Langdon versucht hat, sich der Zeugen seiner Schandtaten zu entledigen. Dass die drei Cowboys schon vor einer Woche die Ranch verlassen haben sollen, ist eine Lüge. Als ich die Kugel in den Rücken bekam, quetschten sie noch den Sattel Langdons.“
„Also denken Sie, dass Garnett die Schussverletzungen gar nicht von Roberts, sondern von Langdon beigebracht wurden“, konstatierte der Town Marshal.
„Ich schließe es nicht aus, Marshal. Wenn es aber so ist, dann gehe ich davon aus, dass die drei Cowboys tot sind. Dann liegen ihre Leichen irgendwo in der Wildnis und Aasgeier sowie Kojoten streiten sich um sie.“
„Hoffen wir, dass Garnett durchkommt“, murmelte der Town Marshal. „Nur er kann uns die Antworten auf unsere Fragen geben.
*
Der Tag neigte sich seinem Ende zu. Die Sonne stand über den schroffen Gipfeln der Palomas Mountains und ließ ihr rotes Licht über die Bergkämme hinweg weit ins Tal hineinfließen. Über den Bergen im Osten schlugen bereits die Schleier der Dämmerung zusammen. Die tief eingeschnittenen Canyons waren schon dunkel und wirkten wie riesige, schwarze Schlünde.
Obwohl der Abend nahte, war die Luft nach dem glühendheißen Tag noch immer stickig und drückend, und jede Bewegung presste den Menschen den Schweiß aus allen Poren.
Die Main Street von Agua Caliente lag verlassen, wie ausgestorben im Abendsonnenschein.
Die Bewohner hatten sich vor der lastenden Schwüle in ihre Behausungen verkrochen. Der laue Wind, der wie ein glühender Atem von Süden herauf wehte, trieb den feinen Staub, den das letzte Licht des Tages vergoldete, in kleinen Spiralen vor sich her.
Ein Bild des Friedens und der Ruhe.
Marshal Jacob Thagard räkelte sich im Schaukelstuhl, den er auf den Vorbau seines Office gestellt hatte, öffnete kurz die Augen, blinzelte und döste dann weiter. Seine Brust hob und senkte sich unter ruhigen Atemzügen. Matt glänzte von seinem Hemd der Sechszack. Er war seit über zehn Jahren Deputy Sheriff von Agua Caliente. Ein ruhiger Job. Jacob Thagard wollte ihn mit keinem anderen auf dieser Welt tauschen.
Thagard dachte nicht im Traum daran, dass sich das Unheil auf Agua Caliente zuschob wie ein schweres, vernichtendes Unwetter.
Fünf Reiter näherten sich der Stadt von Osten her. Sie ritten im Galopp, und der Reitwind bog die Krempen ihrer Hüte vorne senkrecht nach oben. Staub wölkte unter den trommelnden Hufen ihrer Pferde in die Höhe und schien dem Pulk wie eine Rauchfahne anzuhängen.
Jacob Thagard vernahm das hämmernde Stakkato und schreckte aus seinem Halbschlaf. Es dauerte einige Herzschläge lang, bis er begriffen hatte, dass eine wilde Horde eine Attacke auf Agua Caliente ritt.
Der Gesetzeshüter kniff ein Auge zu und horchte. Der prasselnde Hufschlag brandete heran und wurde von Sekunde zu Sekunde deutlicher.
Jacob Thagard erhob sich mit einem Ruck, trat an das Vorbaugeländer heran und beugte sich ein wenig darüber, um besser die Straße entlang blicken zu können.
Dumpfes Brausen hing zwischen den Häusern.
Und schließlich kam die Horde in Jacob Thagards Blickfeld.
Das Rudel preschte in stürmischer
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