Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
Karriere hinter der Methodistenkirche mit dem hölzernen Glockenturm hervor, bei der die Main Street einen scharfen Knick machte. Wie ein Wirbelwind donnerte es heran.
Der Deputy zerkaute eine böse Verwünschung. Denn er sah die Colts in ihren Fäusten und die hochgezogenen Halstücher, die nur die Augen der Reiter freiließen. Und schlagartig wusste er, dass das keine wilden Cowboys waren, die sich einen rauen Spaß machen wollten, sondern dass da eine Schar von Banditen heranjagte, die einen hold up plante.
Die Banditen fingen an zu schießen. Es lief immer nach demselben Muster ab. Heißes Blei sollte die Bewohner in ihren Häusern festnageln und ihnen die tödliche Entschlossenheit der Outlaws vor Augen führen. Die Geschosse ließen Fensterscheiben zerplatzen, hieben den Putz von den Wänden, bohrten sich knirschend in Holz und jaulten als Querschläger über die Straße.
Ein Rudel Hühner stob über die Fahrbahn, verfolgt von einem kreischenden Hahn. Hunde bellten wie irrsinnig.
Mit einem bitteren Fluch auf den Lippen tauchte Jacob Thagard unter dem Vorbaugeländer hindurch. Er riss seinen Colt heraus und rannte in die Straßenmitte, als er auch schon getroffen wurde.
Sein Mund klaffte auf zu einem letzten, stummen Schrei. Er spürte noch, wie es um ihn herum Nacht wurde. Dann schlug er in den Staub, und die Kavalkade tobte an ihm vorbei.
Vor der Bank rissen die Outlaws ihre Gäule hart zurück. Augenblicke lang entstand ein wildes Durcheinander steigender und keilender Pferde. Zwei der Kerle sprangen ab und hasteten in den Schalterraum. Die anderen drei hatten ihre Pferde beruhigt und behielten die Main Street im Auge, auf alles feuernd, was sich rührte.
Aus dem Kassenraum drang das dumpfe Wummern eines Schusses. Niemand zeigte sich. Die nervösen, rastlosen Blicke der Banditen schnellten von Haus zu Haus, von Fenster zu Fenster, tasteten sich in Gasseneinmündungen und kehrten immer wieder ungeduldig zur Bank zurück.
Ihre Komplizen stürmten wieder heraus. Harte Stiefelsohlen trampelten über den Vorbau. Ein prall gefüllter Leinensack wurde einem der Reiter zugeworfen, der ihn geschickt auffing. In seinen Augen blitzte es habgierig auf.
„Nichts wie weg jetzt!“, kam es hohl unter der Maske hervor. Gleichzeitig knüpfte er den Sack an sein Sattelhorn.
Die beiden Bankräuber schwangen sich behände in die Sättel. Hart zerrten sie die Pferde herum, gnadenlos gaben sie ihnen die Sporen. Die gepeinigten Tiere streckten sich, rollten mit den Augen und warfen die Köpfe hoch.
Keine drei Minuten waren vergangen, seit die Banditen Marshal Jacob Thagard mit Kugeln in den Staub gezwungen hatten.
Zwei Bürger von Agua Caliente fassten sich ein Herz. Junge Männer noch, die ihre Fassung verloren und nicht tatenlos zusehen wollten, wie die Outlaws mit den erbeuteten Dollars flüchteten. Schießend rannten sie nahezu gleichzeitig aus ihren Häusern, grimmig entschlossen, die Banditen nicht ungeschoren davonkommen zu lassen. Einer der Outlaws stürzte vom Pferd, überschlug sich auf der Straße und blieb mit ausgebreiteten Armen liegen. Wieder peitschten aus den Banditencolts Schüsse. Die beiden jungen Männer wurden herumgewirbelt und niedergeworfen. Von irgendwo war der entsetzte Aufschrei einer Frau zu vernehmen.
Hart traktierten die Bankräuber und Mörder ihre Pferde mit den langen Zügelenden und den Sporen. Und so schnell, wie sie gekommen waren, ließen sie die Stadt wieder hinter sich zurück. Der Hufschlag verlor sich.
Die Stadtbewohner kamen aus ihren Behausungen. Schreckensbleich, das nackte Entsetzen in den verstörten Gesichtern. Erregtes Stimmengewirr erhob sich. Um den Banditen, der wie tot im Staub lag, scharten sich einige Männer. Einer untersuchte ihn kurz, richtete sich auf und stieß hervor: „Der Hurensohn lebt. Und das ist gut so. Der Tod durch eine Kugel wäre viel zu gnädig für ihn gewesen.“
„Bringen wir ihn ins Gefängnis. Einer muss den Arzt holen, damit er den Schurken für den Galgen zusammenflickt.“
Zwei der Männer packten den besinnungslosen Banditen und schleiften ihn davon.
*
Am folgenden Morgen war klar, dass Lee Garnett leben würde. Er war bei Besinnung. Doc Bellows verständigte den Town Marshal, und Wesley Barranco ließ nicht lange auf sich warten. Der Blick des Verwundeten war getrübt, Garnett vermittelte eine apathischen Eindruck.
„Können Sie mir folgen, Garnett?“
„Wer sind Sie?“, fragte Lee Garnett mit müder, mitgenommener
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