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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Mrs.Zaks Laden kam, um Brot und Gemüse zu besorgen, hörte sie, dass das Café an der Brücke zu verkaufen war. Der große, hagere Mann mit dem traurigen Blick, dem es gehörte, sah keine Zukunft mehr darin, Kaffee und Kuchen zu verkaufen, die für die älteren zu teuer waren, während die jüngeren Leute mit dem Bus in die nächste Stadt fuhren, um in Cafés zu gehen, in denen es eine Musikbox gab. Deshalb wollte er das Café so bald wie möglich verkaufen.
    »Hoffen wir, dass es nicht jemand kauft, der eine laute Spelunke daraus macht«, sagte Mrs.Zak.
    »Gott bewahre!«, erwiderte Ania.
    »Denn es ist leicht möglich, dass der neue Besitzer aus dem Café eine Bar machen will.«
    »Da haben Sie recht, Mrs.Zak. Können Sie mir noch eine Briefmarke verkaufen?«, fragte Ania.
    Mein liebster Marek,
    Du kennst doch das kleine Café bei uns, das an der Brücke? Das steht jetzt zum Verkauf. Ich erinnere mich, dass Du zu mir gesagt hast, Du hättest gern Dein eigenes Lokal. Vielleicht kannst Du es kaufen, und dann könnte ich Dich jeden Tag sehen. Das würde mir sehr viel Freude bereiten.
    Deine Dich liebende Ania
    Gleich am nächsten Tag kam Marek ins Dorf, zusammen mit seinem Bruder und einem Freund, und sie redeten stundenlang mit dem Mann mit der Leichenbittermiene, dem das Café gehörte. Sie planten, ein ruhiges, gepflegtes Kaffeehaus für die ganze Familie zu eröffnen, erklärten sie ihm, und gaben zu bedenken, dass er in diesem abgelegenen Dorf nicht so leicht einen anderen Käufer finden würde. Den ganzen Tag über redete man und trank viele kleine Tassen Kaffee, und am späten Nachmittag war man sich handelseinig. Marek, sein Bruder und der Freund würden das Café an der Brücke kaufen und renovieren.
    Marek und seine Partner hatten schnell gehandelt und einen guten Preis erzielt. Bis irgendein anderer Interessent von dem Verkauf erfahren konnte, war das Geschäft bereits unter Dach und Fach. Der nächste Schritt bestand darin, die Alkohollizenz zu beantragen.
    Marek hütete sich davor, nach Abschluss des Geschäfts zu Ania nach Hause zu gehen; mit ihrer Mamusia schien nicht zu spaßen zu sein. Stattdessen wartete er ab. Er wusste, dass Ania den Weg zu ihm finden würde, und das tat sie auch.
    Anias Augen leuchteten vor Freude, als sie ihn an der Brücke sitzen sah.
    »Marek! Du hast meinen Brief bekommen!«, rief sie.
    »Welchen Brief?«, wollte er wissen.
    »Ich habe dir doch geschrieben, dass das Café zum Verkauf steht.«
    »Jetzt nicht mehr, wir haben es gekauft. Vor drei Stunden!«
    »Oh, Marek, wie wunderbar! Ich habe so gebetet, dass das passiert …«
    »Und deine Gebete wurden erhört, kleine Ania.«
    »Wie hast du davon erfahren?«
    »Ich habe es eben gehört«, erwiderte er.
    Einen Moment lang war sie enttäuscht. Sie hatte sich gewünscht, diejenige zu sein, die ihm die richtige Richtung wies. Aber sie war so glücklich, dass er jetzt in ihrer Nähe war, und deshalb spielte das keine Rolle mehr.
    »Stell dir nur vor – wir hatten beide dieselbe Idee.«
    »Du hattest dieselbe Idee?«
    »Ja, natürlich, ich habe gedacht, das wäre doch wunderbar, und ich wollte, dass du als Erster davon erfährst. Mein Brief kommt bestimmt morgen an, aber jetzt ist alles schon entschieden!« Ania klatschte aufgeregt in die Hände.
    »Du hattest dieselbe Idee? Dass du für uns in unseren neuen Café arbeiten wirst?« Er klang skeptisch.
    Ania biss sich auf die Unterlippe. Daran hatte sie zwar nicht gedacht – aber warum nicht? So könnte sie Marek jeden Tag sehen. Doch zuvor musste eine riesige Hürde überwunden werden. Mamusia würde sicher nichts davon hören wollen und sagen, dass Ania noch zu jung sei, um die Schule zu verlassen. Ihr würde es bestimmt nicht gefallen, wenn ihre Tochter in einem Lokal arbeitete, in dem jungen Menschen Alkohol verkauft wurde.
    Doch darüber würde sie sich später Gedanken machen.
    »Das mit dem Arbeiten habe ich in dem Brief zwar nicht erwähnt«, begann sie.
    »Aber du wirst doch für uns arbeiten? Ganz sicher, Ania?«
    »Ja, natürlich werde ich das.«
     
    Woher hätte Marek wissen sollen, wie schwer Ania es hatte? Für ihn war das Leben ein Kinderspiel. Wenn man etwas tun wollte, tat man es. Marek hatte keine Menschen wie Mamusia, Mrs.Zak, ihre Schwestern oder ihre Lehrer im Rücken. Aber im Moment wollte sie nicht an ihre Probleme denken. Sie würde warten, bis die Zeit reif war.
    Und die Zeit war schneller reif, als Ania gedacht hätte.
    Marek hatte sich bei der

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