Weiberabend: Roman (German Edition)
riesigen Spaß.«
»Ich kann mir Fi gar nicht bei einem so brutalen Sport vorstellen«, sagt Tam.
»So brutal ist das nicht, in dem Kurs geht es sehr beherrscht und diszipliniert zu. Sie sagt, sie wünscht sich, jemand hätte ihr schon vor Jahren gesagt, wie befriedigend es ist, diese Boxsäcke zu treten und zu verhauen«, erzählt Liz.
»Immer für eine Überraschung gut, unsere Fi«, erwidert Tam. »Ein richtiges Doppelleben, von dem wir gar nichts wissen.«
»Wir haben alle ein Recht auf ein paar Geheimnisse«, entgegnet Liz.
»Und, was ist dein Geheimnis?«, frage ich Liz.
»Vergiss die Geheimnisse, erzähl uns lieber, wie es dir geht«, sagt Tam. »Lange nicht gesehen …«
»Ich habe einen grauenhaften Tag hinter mir«, antwortet sie. »Frag lieber nicht nach den Einzelheiten – sie sind unbeschreiblich langweilig.«
»Was für einen Millionen-Dollar-Slogan hast du dir denn heute einfallen lassen?«, frage ich sie, ziehe sacht die Folie von einer Ecke der Lasagne und zupfe ein Stückchen gebackenen Käse heraus, um zu kosten.
»Wie macht man Tampons sexy?«, fragt sie.
»Keine Ahnung, wie denn?«, entgegne ich.
»Indem man sie nicht versteckt. Sie zu einem Accessoire stilisiert«, sagt sie. »Indem man Jungs dazu bringt, sie zu verkaufen, weil alle Jungs dahin wollen, wo der Tampon hinkommt …«
»Das ist ziemlich geschickt«, sagt Tam bewundernd.
»Ziemlich?«, entgegnet Liz und zieht eine feine Augenbraue in die Höhe.
»Sehr geschickt«, korrigiert sich Tam.
»Wer hat die Lasagne gemacht?«, frage ich.
»Was glaubst du wohl?«, erwidert sie. »Die Mutter meiner Kinder.« Sie lacht und streicht sich das perfekt geschnittene, bis auf die Wurzeln blondierte und vollendet geföhnte Haar zurück.
Lily ist nicht nur eine sehr gewissenhafte Haushälterin, sondern auch noch eine hervorragende Köchin. Liz hat sie zu einem Donna-Hay-Kochkurs geschickt, wo Lily in die geheime Kunst der perfekten Spaghetti Bolognese und Lasagne, des Brathühnchens und der Lammkoteletts mit selbstgemachtem Kartoffelbrei eingeweiht wurde. Alltägliche Kost für die Kinder und Carl. Liz selbst isst nur Sushi und Salat zum Mitnehmen – ohne Dressing. Wenn ich irgendetwas an ihr verabscheuungswürdig finde, dann ihre Einstellung zum Essen. Für Liz ist Essen lästige Pflicht, man muss es unterwegs erledigen können, mit maximaler Effizienz, null Zucker und minimalem Aufwand, um diese Leere im Magen zu füllen, damit man sich auf das nächste Meeting konzentrieren kann. Freudvolleres Essen wie Mangos und Lychees oder frische Garnelen in Knoblauchbutter lassen sie völlig kalt (und das ist meiner Ansicht nach schon leicht psychopathisch).
»Wenn du sie jetzt noch dazu bringen könntest, mit deinem Mann zu schlafen, bräuchtest du dich um gar nichts mehr zu kümmern«, sagt Helen und reicht ihr ein Glas Rotwein, das Liz dankbar annimmt.
»Wenn ich das nur könnte …« Liz lacht und nippt würdevoll an ihrem Glas.
***
Das Telefon klingelt. »Ich gehe dran«, sage ich – nicht, dass sich sonst noch jemand angeboten hätte.
Es ist Ereka. »Hör mal, Jo«, sagt sie, »ich bin wirklich mies drauf. Ich würde heute Abend lieber sausen lassen, ist das okay?«
»Das kommt gar nicht in Frage«, sage ich ihr. »Hey, Mädels«, rufe ich laut, »Ereka will uns versetzen. Wie finden wir das?«
»Auf keinen Fall!« »Das geht nicht.« »Bitte komm doch.« »Komm schon, na los!«, schallt es im Chor zurück.
»Hast du das gehört?«, frage ich.
»Ich hatte einen schrecklichen Nachmittag mit den Mädchen, Olivia war heute so wild, und ich bin müde und will nur noch ins Bett«, fährt sie fort.
»Das gilt nicht«, sage ich. »Du musst kommen. Wir haben so viel leckeres Essen, und hier kannst du dich einfach entspannen. Komm schon. Du kannst doch nicht die Pyjama-Party verpassen?«
Sie zögert. Ich reiche das Telefon an Liz weiter. »Du wirst dich besser fühlen, wenn du erst hier bist«, sagt Liz. »Du musst mal da raus. Sag Jake Bescheid, dass du gehst, steig ins Auto und komm her. Denk nicht darüber nach, tu es einfach.« Sie schweigt, während sie Erekas Antwort lauscht. »Sprich mit Tam«, sagt sie und reicht das Telefon weiter – offenbar ist ihre Geduld bereits erschöpft.
»Hallo, Ereka«, sagt Tam sanft. »Schlechten Tag gehabt?« Sie hört eine Weile zu, aber wir rufen schon im Hintergrund dazwischen: »Sag ihr, sie soll einfach herkommen!«, bis Tam sie bittet: »Ereka, wie wäre es, wenn du nur kurz
Weitere Kostenlose Bücher