Weiberabend: Roman (German Edition)
sei, Geld in eine Haushaltshilfe zu investieren statt in eine Eheberatung. Das hat so etwas wunderbar Pragmatisches. Mit einer ordentlichen Hilfe im Haushalt, mit einem mütterlichen Maultier, das mir die Last des häuslichen Alltagstrotts abnimmt, würden sich all meine Unzulänglichkeiten und gereizten Ausbrüche vielleicht in Luft auflösen. Dann könnte ich diese Perfekte Mutter sein und mich auf die bestmögliche Erziehung konzentrieren, mit meinen Kindern basteln und malen, ihnen gute Bücher aus der Bibliothek vorlesen oder ihnen Geschichten erzählen, ohne mich ständig fragen zu müssen, wann ich auch mal ein bisschen Zeit für mich haben werde. Vielleicht hat Liz doch die einzig wahre Lösung gefunden.
Zeit für mich. Das scheint ein so bescheidener Wunsch zu sein, nicht? In dieser Gruppe von schizophren belasteten Müttern, die abwechselnd Heilige und Miststücke sind, hat jede solche bescheidenen Bitten, die uns zu besseren Müttern machen würden – nichts Großartiges, nur eine Stunde am Samstag, um zum Pilates zu gehen, oder ab und zu ein Kinobesuch mit Popcorn, einer großen Cola und einer Tüte Karamellbonbons.
Ich finde es ehrfurchtgebietend, wie viel in dieser Welt von Frauen auf ihren Schultern getragen wird – ohne Fanfarenstöße, Lobreden, Belohnung oder Anerkennung. Sie kümmern sich einfach weiter, kochen Mahlzeit um Mahlzeit, falten Maschinenladung um Maschinenladung Wäsche zusammen, fahren Runde um Runde zum Schultor und zurück und bewältigen Hunger, Müdigkeit und Krankheit mit gutmütiger Gelassenheit und einer Art erschöpfter Hingabe.
Der Teller, den ich in der Hand halte, ist leer. Den ganzen Tag habe ich bei meinen umständlichen Vorbereitungen Essen gekostet und mich auf das Festmahl gefreut. Jetzt, da es auf dem Tisch steht, hat sich mein Appetit angewidert abgewandt, und das idyllische Panorama von Köstlichkeiten erscheint mir irgendwie alles andere als einladend. Trotzdem fällt mir keine einzige Ausrede dafür ein, wunderbares Essen nicht zu essen. Also lade ich mir den Teller voll.
Aber dieser Antiklimax ist niederschmetternd.
5 Der Ausschlag des Pendels
A lso, Helen, hättest du lieber einen Jungen oder ein Mädchen?«, fragt CJ und lehnt sich zurück. Sie hat den obersten Hosenkopf geöffnet. Ihr kleiner Bauch – das einzige Pölsterchen an ihrem drahtigen, schlanken Körper – ragt rund zwischen den Schößen ihrer weißen Bluse hervor und lässt deutlich die silbrigen Dehnungsstreifen aus ihren Schwangerschaften erkennen.
»Wenn es wieder ein Junge wird, tausche ich ihn um«, sagt Helen und löst Garnelenfleisch aus der Schale.
Mir geht es ganz ähnlich. Ich bin sehr stolz darauf, eine Tochter zu haben. Nach Jamies Geburt feierte ich die Tatsache, dass sie ein Mädchen war, mit einer Tochter-Party, zu der nur Frauen eingeladen waren. Frank war geradezu erleichtert, dass ihm das erspart blieb. »Ganz wie du willst«, sagte er und packte seine Golfschläger ein. Frank ist tolerant, was meine seltsamen Rituale angeht, solange er dabei außen vor bleibt – von Weihrauch wird ihm schlecht, und er interessiert sich nicht für die »besonderen Kräfte« meiner Kristalle, weil sie »den Schlafzimmerschrank auch nicht stemmen können«.
Jede Frau, die ich zu dieser besonderen Feier einlud, brachte Jamie ein Symbol ihrer Weiblichkeit mit; ich hatte alle um ein Geschenk gebeten, das möglichst kein Geld kosten durfte. Eine schenkte Jamie den ersten Topf, den sie auf der Töpferscheibe geschaffen hatte – er war etwa so groß wie ein Fingerhut. Eine andere schenkte ihr ein winziges Unterhöschen mit Leoparden-Print. Einige vermachten ihr Rezepte, die seit Generationen in ihren Familien weitervererbt wurden. Eine schenkte einen Steckling von einem Baum, den wir im Garten einpflanzten und der immer noch jedes Jahr eine wahre Explosion von rosa Blüten hervorbringt. Passenderweise im April, wenn Jamie Geburtstag hat.
Wir bildeten einen Kreis um Jamie, und meine liebste Freundin Matty, eine afrikanische sangoma, bat jede von uns, reihum ihren Namen zu nennen, den Namen ihrer Mutter und ihrer Großmütter. Dann rief sie die Geister all dieser Frauen an und bat sie, Jamie zu beschützen, solange sie zur Frau heranwächst. Es war eine Versammlung von alten Weibern, Müttern, jungen Frauen, Teenagern und kleinen Mädchen, die zusammen ein uraltes Ritual feierten – zu Ehren aller Frauen, die andere Frauen gebären, großziehen und lieben. Frank hätte sich vor Verlegenheit
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