Weiberabend: Roman (German Edition)
versichern, man würde »in Verbindung bleiben«. Es verschafft mir eine heimliche Befriedigung, dass selbst die gute alte Lily (die das alles des Geldes wegen tut, und nicht aus Liebe) ohne den Muskat-Instinkt im Herzen einer wahren Köchin diese Pfannkuchen niemals hinbekommen wird.
Aber ich kann Liz nicht erklären, dass Kochen eine Kunst ist, keine Wissenschaft – sie ist zu verhaftet in diesem maskulinen Linkshirn-Denken. Aber ihre Reaktion auf die Pfannkuchen sagt mir unzweifelhaft, dass irgendwo da drin ein Mädchen auf einer mondbeschienenen Lichtung einen Reigen tanzt.
Ereka, bis obenhin mit Pfannkuchen vollgestopft, hat sich mit ihrem zweiten Joint auf die Terrasse zurückgezogen. Wir übrigen haben uns auf den Sofas ausgebreitet oder zusammengerollt wie eine Familie fetter Katzen in der Wärme, in der Hoffnung auf ein wenig Erleichterung im Verdauungstrakt und etwas Platz für die noch folgenden Genüsse. Ich sitze ohne Schuhe im Schneidersitz auf dem Boden neben Fiona, die die Finger in mein Haar gegraben hat und mir die Kopfhaut massiert. Wenn ich schnurren könnte, würde ich es jetzt tun. Du lieber Himmel, wenn Männer nur wüssten, dass das Geheimnis zur sinnlichen Beglückung einer Frau an so bescheidenen Stellen wie ihren Haarwurzeln verborgen liegt.
Tam stört die Stille. »Weiß jemand, wie spät es ist?«
»Ach, wen kümmert’s?«, erwidert Helen. »Du musst jetzt noch nicht gehen, entspann dich.«
»Ich muss im Morgengrauen dort sein«, sagt Tam ein wenig getroffen. »Ihr wisst doch, wie diese Privatschulen sind …«
Niemand widerspricht.
Dann fragt CJ: »Wie macht sich Jamie denn an ihrer neuen Schule?«
Meine Stimme klingt gedehnt und locker. »Viel besser«, sage ich. »Die staatlichen Schulen werden wirklich unterschätzt …« Dooly nickt – nicht, dass sie oder ich eine Wahl hätten. Für uns war die Frage, ob wir die Schulgebühren einer Privatschule bezahlen oder etwas zu essen kaufen. Vor drei Monaten waren Frank und ich gezwungen, Jamie von ihrer Privatschule zu nehmen und sie quasi seitwärts, hoffen wir (abwärts, befürchte ich), in eine öffentliche Schule zu verschieben.
»Sie lernen alle Lesen und Schreiben, egal, in welche Schule sie gehen«, sagt Tam beruhigend. Sie merkt nicht, wie hohl und frivol es klingt, wenn sie das sagt, deren Söhne die teuerste Privatschule für Jungen in ganz Sydney besuchen.
»Ja, Kinder brauchen den ganzen Druck sowieso nicht«, sagt CJ. Ihre Kinder werden ebenfalls im sicheren Schoß einer Privatschule erzogen, wenn auch nur dank DVS.
Ich würde mich wirklich mal über Forschungsergebnisse freuen, die bestätigen, dass es keinen Unterschied zwischen privaten und öffentlichen Schulen gibt, vor allem in den ersten Jahren. Und das, obwohl ich selbst ein Produkt dieser verderblichen, exklusiven Enklave »Privatschule« bin. Meine Eltern haben sich die Schulgebühren in der guten alten jüdischen Tradition des elterlichen Märtyrertums vom Munde abgespart, und ich verließ das Privatschulsystem, überbehütet und aufgeblasen, mit hervorragenden Noten und einem Studienstipendium. Die Welt, so hatte man mich gelehrt, war meine Auster. Und da meine Kinder es ja besser haben sollen, und nicht etwa schlechter, hoffe ich natürlich, dass auch sie dieses köstliche Universum mit größtmöglicher Chancengleichheit zu schlürfen bekommen.
»Ich hoffe nur, wir haben das Richtige für sie getan«, sage ich bedrückt. »Ich will nicht, dass ihr deshalb irgendwelche Chancen entgehen.«
»Kinder auf eine Privatschule zu schicken, ist auch keine Garantie für ihren Erfolg«, sagt Liz. Das tröstet mich nicht, denn ihre Kinder genießen ebenfalls private Schulbildung.
»Privatschulen sind nur eine hochgestochene und teure Versicherung gegen elterliche Schuldgefühle«, sagt Helen. Sie hat ihr T-Shirt hochgezogen und verteilt Fionas Kamillenöl auf ihrem Bauch, samt Hängebauch und allem drum und dran.
»Vielleicht«, gebe ich zu, »aber man bekommt automatisch den Märtyrer-Freibrief, wenn man den privaten Schulweg beschreitet – und wenn die Kinder trotzdem zu Verbrechern heranwachsen, kann man alles auf die Schule schieben und behaupten, man hätte ihnen den allerbesten Start ermöglicht. Aber wenn man den öffentlichen Weg nimmt und die Kinder durchfallen oder von der Schule fliegen, tja, dann muss man sich einen Teil der Schuld selbst zuschreiben. Und ich kann jetzt schon hören, wie wir uns darum streiten, wer Aaron gegen Kaution aus dem
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