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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Haupttorkomplex, der nicht dazu konzipiert war, einem Angriff
    von innen standzuhalten. Was sich dort draußen abspielte, war eine
    Schlägerei, ein mitternächtlicher Wirtshauskrawal im großen Maßstab.
    Und da die von beiden Seiten besetzten Türme mit Kriegsmaschinen
    bestückt waren, schoss die Burg auf sich selbst, in der besten Tradition
    eines kreisförmigen Exekutionskommandos.
    Der Boden des Saals roch nach Politur und Kreide. Tische waren so
    zusammengeschoben worden, dass sie einen ungefähren Halbkreis
    bildeten. Pol y schätzte die Zahl der anwesenden Offiziere auf mehr als
    dreißig. Dann sah sie die anderen Tische hinter dem Halbkreis, die
    Karten und die vielen Leute, die in den Saal eilten und ihn wieder
    verließen. Daraufhin wurde ihr klar, dass es hier nicht nur um sie ging.
    Dies war eine Art Einsatzzentrale.
    Man führte die Gruppe hinein, und sie nahmen Haltung an. Igorina
    hatte zwei Wächter eingeschüchtert und dazu gebracht, Reißer auf eine
    Trage zu legen. Der Nahtkreis unter ihrem Auge war mehr wert als ein
    Oberst-Abzeichen. Kein Soldat wol te die Igors verärgern.
    Sie warteten. Gelegentlich sah ein Offizier in ihre Richtung, blickte
    dann wieder auf eine Karte oder unterhielt sich weiter. Dann sah Pol y,
    wie immer mehr Leute miteinander flüsterten, die Köpfe drehten und
    sich in Richtung des Halbkreises aus Stühlen bewegten. Man spürte,
    dass es da eine lästige Sache gab, die leider erledigt werden musste.
    General Schnitz sah die Gruppe erst direkt an, nachdem er in der
    Mitte des Halbkreises Platz genommen und die Unterlagen auf dem
    Tisch einige Male hin und her geschoben hatte. Selbst dann huschte
    sein Blick schnel über Pol y und die anderen hinweg, als fürchtete er
    sich davor, länger bei ihnen zu verweilen.
    Polly sah den General jetzt zum ersten Mal. Er war ein attraktiver
    Mann, mit einem dichten weißen Haarschopf. Eine Narbe, die sich von
    den Falten abhob, lief über die eine Gesichtshälfte und verfehlte gerade
    so ein Auge.
    »Die Dinge entwickeln sich gut«, teilte er dem Raum im Großen und
    Ganzen mit. »Wir haben gerade erfahren, dass eine von den Resten der
    Zehnten angeführte schnel e Kolonne sich der Festung nähert und das
    Haupttor von außen angreift. Jemand muss gesehen haben, was hier
    geschieht. Das Heer ist in Bewegung!«
    Kultivierter Jubel folgte diesen Worten, doch Polly und ihre
    Begleiterinnen blieben stumm. Der General sah sie erneut an.
    »Sind das alle, Clogston?«, fragte er.
    Der Major, der wenigstens einen kleinen Tisch für sich hatte, stand
    auf und salutierte. »Nein, Herr. Wir warten noch auf…«
    Die Tür öffnete sich, und zwei Trol e führten Jade in Ketten herein.
    Maladikt und Bluse folgten. In al dem Durcheinander schien niemand
    eine Hose für Bluse gefunden zu haben, und Maladikt wirkte ein wenig
    verschwommen. Seine Ketten rasselten.
    »Ich erhebe Einspruch gegen die Ketten, Herr«, sagte Clogston.
    Der General nahm den geflüsterten Rat einiger anderer Offiziere
    entgegen. »Ja, wir wol en keine unnötige Förmlichkeit«, sagte er und
    nickte den Wächtern zu. »Nehmt ihnen die Ketten ab. Die beiden
    Trolle können gehen. Die Wächter bleiben draußen. Fangen wir an.
    Dies sol te nicht zu lange dauern.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl
    zurück. »Eigentlich ist alles ganz einfach. Ihr seid, Leutnant Bluse
    ausgenommen, damit einverstanden, dass man euch nach Hause bringt
    und der Obhut eines verantwortungsbewussten Mannes übergibt. Und
    dann wird kein Wort mehr über diese Sache verloren. Ihr habt große
    Tapferkeit bewiesen, kein Zweifel, aber sie war unangebracht. Natürlich
    sind wir nicht undankbar. Soweit wir wissen, ist niemand von euch
    verheiratet, deshalb bekommt jede von euch eine großzügige
    Aussteuer…«
    Polly salutierte. »Bitte um Sprecherlaubnis, Herr.«
    Schnitz starrte sie an und richtete den Blick dann demonstrativ auf
    Clogston.
    »Du erhältst später Gelegenheit auszusagen, Korporal«, sagte der
    Major.
    »Aber was genau haben wir falsch gemacht, Herr?«, fragte Pol y. »Das
    sollte man uns mitteilen.«
    Schnitz sah zum Ende der Sitzreihe. »Hauptmann?«
    Ein kleiner Offizier stand ruckartig auf. In Pol ys Gesicht strömte die
    Flut der Erkennens über das Watt des Hasses.
    »Hauptmann Strappi, politische Abteilung, Herr…«, begann er und
    unterbrach sich, als Pol y und die anderen aufstöhnten. Dann räusperte
    er sich und fuhr fort: »Nach dem nugganatischen Gesetz sind
    siebenundzwanzig

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