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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Pol y und die anderen verfügten über
    eine Art von Macht. Die Leute machten ihnen Platz und beobachteten
    sie. Der Kampf hatte aufgehört, und sie waren der Grund, und
    niemand wusste genau, warum.
    Es gab leichtere Momente. Sie hatten Macht, aber General Schnitz
    gab die Befehle. Und man konnte davon ausgehen, dass
    Hauptfeldwebel Jackrum die Befehle vorwegnahm.
    Vielleicht bat Knaller Polly und Toller deshalb, sie zu begleiten. Sie
    betraten einen Raum, wo zwei Wächter zu beiden Seiten eines
    verlegenen jungen Mannes namens Johnny standen, der blondes Haar,
    blaue Augen, einen goldenen Ohrring und die Hose auf den Knien
    hatte, für den Fal , dass sich Knaller das andere Merkmal ansehen
    wollte.
    Außerdem hatte er ein Veilchen.
    »Ist er das?«, fragte Major Clogston, die an der Wand lehnte und
    einen Apfel aß. »Der General hat mich gebeten, dir mitzuteilen, dass ihr
    eine Mitgift von fünfhundert Kronen erhaltet, mit den besten Grüßen
    des Heeres.«
    Johnnys Miene erhel te sich ein wenig, als er das hörte. Knal er
    musterte ihn aufmerksam.
    »Nein«, sagte sie schließlich und wandte sich ab. »Das ist er nicht.«
    Johnny öffnete den Mund, aber Pol y kam ihm zuvor. »Niemand hat
    dich aufgefordert zu sprechen, Soldat!« Und der junge Mann schwieg,
    was die Natur dieses Tages beschrieb.
    »Ich fürchte, er ist der einzige Kandidat«, sagte Clogston. »Es gibt
    jede Menge Ohrringe, blonde Häupter, blaue Augen und Johnnys, und
    erstaunlicherweise auch recht viele Karbunkel. Aber er ist der Einzige,
    der alles hat. Bist du sicher?«
    »Ja«, bestätigte Knal er und sah erneut den jungen Mann an. »Mein
    Johnny ist vermutlich gefallen.«
    Clogston näherte sich und senkte die Stimme. »Für den Fal lässt dir
    der General inoffiziel ausrichten, dass eine Heiratsurkunde, ein Ring
    und eine Witwenpension arrangiert werden könnten.«
    »Kann sie das machen?«, flüsterte Polly.
    »Für eine von euch? Heute? Ihr würdet staunen, was sich al es
    bewerkstelligen ließe«, erwiderte Clogston. »Denkt nicht zu schlecht
    von ihr. Sie meint es gut. Sie ist ein sehr praktischer Mann.«
    »Nein«, sagte Knal er. »Ich… es ist… nein. Danke, aber ich verzichte
    darauf.«
    »Bist du sicher?«, fragte Polly.
    »Ja«, antwortete Knal er und versuchte, trotzig und herausfordernd
    auszusehen. Da sie von Natur aus keine trotzige und herausfordernde
    Person war, brachte sie nicht ganz den gewünschten Gesichtsausdruck
    zustande – etwas in ihrer Miene deutete auf schmerzhafte
    Hämorrhoiden hin. Aber sie bemühte sich.
    Clogston wich zurück. »Nun, wenn du sicher bist, Soldat… In
    Ordnung. Bring den Mann fort, Feldwebel.«
    »Einen Moment«, sagte Knal er. Sie ging zum verwirrten Johnny,
    blieb vor ihm stehen und streckte die Hand aus. »Bevor man dich
    wegbringt, will ich den halben Schilling zurück, du verdammter
    Hurensohn!«
    Pol y reichte Clogston die Hand, die sie schüttelte, und lächelte. Ein
    weiterer kleiner Sieg war errungen. Wenn der Erdrutsch stark genug ist,
    rol en selbst viereckige Steine.

    Pol y machte sich auf den Rückweg zu der recht großen Zelle, die als
    eine Art Frauenkaserne diente, zumindest als Kaserne für die offiziellen
    Frauen. Männer, erwachsene Männer, hatten sich sehr beeilt, um
    Kissen und Feuerholz zu bringen. Es war alles sehr seltsam. Pol y hatte
    das Gefühl, dass man sie wie etwas Gefährliches und Zerbrechliches
    behandelte, zum Beispiel wie ein großes Glas voller Gift. Als sie um die
    Ecke kam und den großen Hof betrat, sah sie de Worde mit Herrn
    Chriek. Es gab kein Entkommen. Ganz offensichtlich hielten sie nach
    jemandem Ausschau.
    Das Gesicht des Zeitungsmanns zeigte eine Mischung aus Vorwurf
    und Hoffnung, als Polly näher kam. »Äh… ihr seid also Frauen?«, fragte
    er.
    »Äh, ja«, sagte Polly.
    De Worde holte sein Notizbuch hervor.
    »Dies ist eine erstaunliche Geschichte«, sagte er. »Ihr habt euch wirklich hierher durchgekämpft und seid als Waschfrauen verkleidet in die
    Festung hineingekommen?«
    »Wir sind Frauen, und wir haben auch gewaschen«, erwiderte Pol y.
    »Ich schätze, es war eine sehr listige Verkleidung. Man könnte sagen,
    dass wir in die Festung hineinkamen, indem wir uns nicht verkleideten.«
    »General Schnitz und Hauptmann Bluse sagen, dass sie sehr stolz auf
    euch sind«, fuhr de Worde fort.
    »Oh, er ist also befördert worden?«, fragte Polly.
    »Ja, und Schnitz meinte, für Frauen hättet ihr gute Arbeit geleistet.«
    »Ja, ich denke,

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