Weiberregiment
Pol y und die anderen verfügten über
eine Art von Macht. Die Leute machten ihnen Platz und beobachteten
sie. Der Kampf hatte aufgehört, und sie waren der Grund, und
niemand wusste genau, warum.
Es gab leichtere Momente. Sie hatten Macht, aber General Schnitz
gab die Befehle. Und man konnte davon ausgehen, dass
Hauptfeldwebel Jackrum die Befehle vorwegnahm.
Vielleicht bat Knaller Polly und Toller deshalb, sie zu begleiten. Sie
betraten einen Raum, wo zwei Wächter zu beiden Seiten eines
verlegenen jungen Mannes namens Johnny standen, der blondes Haar,
blaue Augen, einen goldenen Ohrring und die Hose auf den Knien
hatte, für den Fal , dass sich Knaller das andere Merkmal ansehen
wollte.
Außerdem hatte er ein Veilchen.
»Ist er das?«, fragte Major Clogston, die an der Wand lehnte und
einen Apfel aß. »Der General hat mich gebeten, dir mitzuteilen, dass ihr
eine Mitgift von fünfhundert Kronen erhaltet, mit den besten Grüßen
des Heeres.«
Johnnys Miene erhel te sich ein wenig, als er das hörte. Knal er
musterte ihn aufmerksam.
»Nein«, sagte sie schließlich und wandte sich ab. »Das ist er nicht.«
Johnny öffnete den Mund, aber Pol y kam ihm zuvor. »Niemand hat
dich aufgefordert zu sprechen, Soldat!« Und der junge Mann schwieg,
was die Natur dieses Tages beschrieb.
»Ich fürchte, er ist der einzige Kandidat«, sagte Clogston. »Es gibt
jede Menge Ohrringe, blonde Häupter, blaue Augen und Johnnys, und
erstaunlicherweise auch recht viele Karbunkel. Aber er ist der Einzige,
der alles hat. Bist du sicher?«
»Ja«, bestätigte Knal er und sah erneut den jungen Mann an. »Mein
Johnny ist vermutlich gefallen.«
Clogston näherte sich und senkte die Stimme. »Für den Fal lässt dir
der General inoffiziel ausrichten, dass eine Heiratsurkunde, ein Ring
und eine Witwenpension arrangiert werden könnten.«
»Kann sie das machen?«, flüsterte Polly.
»Für eine von euch? Heute? Ihr würdet staunen, was sich al es
bewerkstelligen ließe«, erwiderte Clogston. »Denkt nicht zu schlecht
von ihr. Sie meint es gut. Sie ist ein sehr praktischer Mann.«
»Nein«, sagte Knal er. »Ich… es ist… nein. Danke, aber ich verzichte
darauf.«
»Bist du sicher?«, fragte Polly.
»Ja«, antwortete Knal er und versuchte, trotzig und herausfordernd
auszusehen. Da sie von Natur aus keine trotzige und herausfordernde
Person war, brachte sie nicht ganz den gewünschten Gesichtsausdruck
zustande – etwas in ihrer Miene deutete auf schmerzhafte
Hämorrhoiden hin. Aber sie bemühte sich.
Clogston wich zurück. »Nun, wenn du sicher bist, Soldat… In
Ordnung. Bring den Mann fort, Feldwebel.«
»Einen Moment«, sagte Knal er. Sie ging zum verwirrten Johnny,
blieb vor ihm stehen und streckte die Hand aus. »Bevor man dich
wegbringt, will ich den halben Schilling zurück, du verdammter
Hurensohn!«
Pol y reichte Clogston die Hand, die sie schüttelte, und lächelte. Ein
weiterer kleiner Sieg war errungen. Wenn der Erdrutsch stark genug ist,
rol en selbst viereckige Steine.
Pol y machte sich auf den Rückweg zu der recht großen Zelle, die als
eine Art Frauenkaserne diente, zumindest als Kaserne für die offiziellen
Frauen. Männer, erwachsene Männer, hatten sich sehr beeilt, um
Kissen und Feuerholz zu bringen. Es war alles sehr seltsam. Pol y hatte
das Gefühl, dass man sie wie etwas Gefährliches und Zerbrechliches
behandelte, zum Beispiel wie ein großes Glas voller Gift. Als sie um die
Ecke kam und den großen Hof betrat, sah sie de Worde mit Herrn
Chriek. Es gab kein Entkommen. Ganz offensichtlich hielten sie nach
jemandem Ausschau.
Das Gesicht des Zeitungsmanns zeigte eine Mischung aus Vorwurf
und Hoffnung, als Polly näher kam. »Äh… ihr seid also Frauen?«, fragte
er.
»Äh, ja«, sagte Polly.
De Worde holte sein Notizbuch hervor.
»Dies ist eine erstaunliche Geschichte«, sagte er. »Ihr habt euch wirklich hierher durchgekämpft und seid als Waschfrauen verkleidet in die
Festung hineingekommen?«
»Wir sind Frauen, und wir haben auch gewaschen«, erwiderte Pol y.
»Ich schätze, es war eine sehr listige Verkleidung. Man könnte sagen,
dass wir in die Festung hineinkamen, indem wir uns nicht verkleideten.«
»General Schnitz und Hauptmann Bluse sagen, dass sie sehr stolz auf
euch sind«, fuhr de Worde fort.
»Oh, er ist also befördert worden?«, fragte Polly.
»Ja, und Schnitz meinte, für Frauen hättet ihr gute Arbeit geleistet.«
»Ja, ich denke,
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