Weiberregiment
das haben wir«, sagte Pol y. »Ja, gute Arbeit. Für
Frauen.«
»Der General sagte auch…« De Worde blätterte in seinem
Notizbuch. »…dass ihr den Frauen eures Landes Ehre macht. Möchtest
du dazu einen Kommentar abgeben?«
Er wirkte unschuldig; vermutlich verstand er nicht die heftige
Auseinandersetzung, die in Pol ys Kopf begonnen hatte. Eine Ehre für
die Frauen eures Landes. Wir sind stolz auf euch. Sie fühlte sich von diesen Worten beiseite geschoben, auf den Kopf getätschelt, mit einem
Bonbon belohnt und dann weggeschickt. Andererseits, man musste
irgendwo beginnen…
»Das ist sehr nett von ihm«, sagte Pol y. »Aber wir möchten einfach
nur unsere Pflicht erfül en und dann heimkehren. Das wol en alle
Soldaten.« Sie überlegte kurz und fügte dann hinzu: »Und wir möchten
heißen süßen Tee.« Zu ihrer Überraschung schrieb er das auf.
»Noch eine letzte Frage, Fräulein: Glaubst du, die Welt sähe anders
aus, wenn mehr Frauen Soldaten wären?« De Worde lächelte erneut,
deshalb vermutete Pol y, dass er die Frage nicht ernst meinte.
»Oh, ich glaube, das solltest du General Schnitz fragen«, sagte sie.
Und ich würde gern sehen, wie sie darauf reagiert…
»Ja, aber was meinst du, Fräulein?«
»Es heißt Korporal.«
»Entschuldigung, Korporal. Nun?«
Der Bleistift wartete. Um ihn herum drehte sich die Welt. Er schrieb
Dinge auf, die dann zu anderen Orten gelangten. Die Feder mochte
nicht mächtiger sein als das Schwert, aber vielleicht war die
Druckerpresse schwerer als die Belagerungswaffe. Einige wenige Worte
konnten al es verändern…
»Nun«, begann Polly, »ich…«
Plötzlich entstand Unruhe beim Tor am anderen Ende des Hofes.
Einige Kaval erieoffiziere trafen ein. Offenbar hatte man sie erwartet,
denn zlobenische Offiziere kamen rasch zusammen.
»Ah, der Prinz ist zurück, wie ich sehe«, sagte de Worde. »Der
Waffenstil stand dürfte ihm wohl kaum gefal en. Man hat Melder zu
ihm geschickt.«
»Kann er etwas daran ändern?«
De Worde zuckte mit den Schultern. »Er hat hier einige sehr
hochrangige Offiziere zurückgelassen. Ein Versuch von ihm, den
Waffenstil stand rückgängig zu machen, wäre unerhört.«
Der hoch gewachsene Mann stieg ab und näherte sich Pol y
beziehungsweise der großen Tür neben ihr. Nervöse Schreiber und
Offiziere folgten ihm und bekamen eine Abfuhr. Doch als ihm jemand
ein weißes Rechteck vor das Gesicht hielt, griff der Prinz danach und
blieb so abrupt stehen, dass mehrere Männer gegen ihn stießen.
»Äh«, sagte de Worde. »Ich nehme an, das ist die Ausgabe mit der
Illustration. Äh.«
Der Mann warf die Zeitung zu Boden.
»Ja, das war sie vermutlich«, sagte de Worde.
Heinrich kam näher, und Pol y sah sein Gesicht – es war finster.
Neben ihr schlug de Worde in seinem Notizbuch eine leere Seite auf
und räusperte sich.
»Du willst mit ihm reden ?«, fragte Polly. »Obwohl er in dieser Stimmung ist? Er wird dich mit dem Schwert niederstrecken!«
»Ich muss.« Als der Prinz und sein Gefolge die Tür erreichten, trat de
Worde vor und sagte mit leicht vibrierender Stimme: »Euer Hoheit?
Dürfte ich einige Fragen an dich richten?«
Heinrich drehte sich verärgert zu ihm um und bemerkte Pol y. Ihre
Blicke trafen sich.
Die Adjutanten des Prinzen kannten ihren Herrn. Als seine rechte
Hand zum Knauf des Schwerts flog, umringten sie ihn schnel , und es
folgte eifriges Geflüster, gespickt mit gelegentlichen Kommentaren des
Prinzen, wie »Was?« und »Zum Teufel auch!«.
Schließlich wichen die Adjutanten beiseite. Langsam und sorgfältig
klopfte der Prinz etwas Staub von seiner makel osen Jacke, bedachte
Otto und de Worde nur mit einem beiläufigen Blick und trat zu Pollys
Entsetzen auf sie zu…
…die in einem weißen Handschuh steckende Hand ausgestreckt.
O nein, dachte Pol y. Er ist cleverer, als Mumm glaubt, und er kann
sich beherrschen. Und plötzlich bin ich das Maskottchen von allen.
»Man hat mir nahe gelegt, dass wir uns zum Wohle unserer großen
Länder freundschaftlich die Hände schütteln sol ten«, sagte Heinrich.
Er lächelte erneut, oder ließ es zumindest zu, dass sich seine
Mundwinkel bewegten.
Pol y sah keinen anderen Ausweg, nahm die große Hand und
schüttelte sie gehorsam.
»Oh, sehrr gut«, sagte Otto und brachte den Bilderkasten in Position.
»Ich kann nurr eine Aufnahme machen, weil ich leiderr das Blitzlicht
benötige. Es dauerrt nurr einen Moment…«
Pol y
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