Weiberregiment
durch eine Scheibe
Pferdebrot zu arbeiten, so wie man einen völligen Mangel an Phantasie
benötigte, um ein modernes Würstchen zu essen. Pol y saß da und
konzentrierte sich aufs Kauen.
Der einzige andere ruhige Bereich umgab Soldat Maladikt. Er trank
Kaffee wie ein junger Mann, der sich in einem Straßencafé entspannte,
und erweckte dabei den Eindruck, al e Rätsel des Lebens gelöst zu
haben. Er nickte Pol y zu.
Sie fragte sich, ob die flüsternde Stimme im Abort ihm gehört hatte.
Unmittelbar nach meiner Rückkehr in den Schuppen kam Strappi und
schrie, und alle liefen durcheinander. Es könnte jeder gewesen sein.
Müssen auch Vampire auf den Abort? Müssen sie austreten wie alle
anderen? Hat jemals jemand gewagt, sie danach zu fragen?
»Gut geschlafen?«, fragte Maladikt.
»Ja. Und du?«, erwiderte Pol y.
»Den Schuppen konnte ich nicht ausstehen, aber Herr Augenbraue
hat mir freundlicherweise erlaubt, seinen Keller zu benutzen«, sagte Maladikt. »Alte Angewohnheiten wird man schwer los. Zumindest die
akzeptablen «, fügte er hinzu. »Ich schlafe eben gern mit dem Kopf nach unten.«
»Und du trinkst Kaffee ?«
»Aus meinem eigenen Vorrat«, sagte Maladikt und deutete auf eine
exquisite kleine Kaffeemaschine aus Silber und Gold neben seiner
Tasse. »Und Herr Augenbraue hat freundlicherweise Wasser für mich
gekocht.« Er lächelte und entblößte dabei zwei lange Eckzähne. »Es ist
erstaunlich, was man mit einem Lächeln erreichen kann, Oliver.«
Pol y nickte. »Äh… ist Igor ein Freund von dir?«, fragte sie. Igor saß
am nächsten Tisch und hatte sich eine Wurst aus der Küche geholt,
vermutlich eine rohe. Er beobachtete sie aufmerksam. Zwei Drähte
führten von der Wurst zu einem Krug mit dem grässlichen Essigbier,
das blubberte.
»Hab ihn nie zuvor in meinem Leben gesehen«, sagte der Vampir.
»Aber wenn man einem begegnet ist, kennt man sie in gewisser Weise
al e. Wir hatten einen Igor daheim. Ein wundervol er Arbeiter. Sehr
zuverlässig und vertrauenswürdig. Igors verstehen es ausgezeichnet,
Dinge zusammenzunähen, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Die Nähte an seinem Kopf sehen nicht sehr professionel aus«, sagte
Pol y und begann an der mühelosen Überlegenheit, die in Maladikts
Gesicht zum Ausdruck kam, Anstoß zu nehmen.
»Ach, das ist nur so eine Igor-Sache«, erwiderte Maladikt. »Wie eine
Art Stammeszeichen, verstehst du? Sie zeigen sie gern. Wir hatten
einmal einen Igor, bei dem die Nähte auch um den Hals reichten, und
er war sehr stolz darauf.«
»Tatsächlich?«, fragte Polly schwach.
»Ja, und das Komische daran ist: Es war nicht einmal sein eigener
Kopf!«
Der Igor am Nebentisch hielt jetzt eine Spritze in der Hand und
betrachtete die Wurst mit gewisser Zufriedenheit. Für einen Moment
glaubte Pol y, dass sich die Wurst bewegte…
»Also schön, ihr Jammerlappen, die Zeit ist um!«, kläffte Korporal
Strappi. »Antreten! Das bedeutet, euer Sauhaufen sol Aufstel ung
beziehen! Das gilt auch für dich, Pimmel! Und du, Herr Vampir, äh,
wärst du so freundlich, uns bei dem leichten Soldatenleben an diesem
Morgen Gesellschaft zu leisten? Auf die Beine! Und wo ist der
verdammte Igor?«
»Hier, Herr«, sagte Igor knapp zehn Zentimeter hinter Strappi. Der
Korporal wirbelte herum.
»Wie bist du dorthin gekommen?«, brüllte er.
»Ef ift eine Gabe, Herr«, antwortete Igor.
»Steh nie wieder hinter mir! Zu den anderen! Und jetzt…
Stillgestanden!« Strappi seufzte theatralisch. »Das heißt, ihr sollt
strammstehen, kapiert? Noch einmal, mit Gefühl. Stil gestanden! Ah,
jetzt erkenne ich das Problem. Ihr tragt Hosen, die nicht stramm sein
wol en! Ich glaube, ich sol te der Herzogin schreiben und ihr raten, dass
sie ihr Geld zurückverlangen soll! Was grinst du so, Herr Vampir?«
Strappi trat vor Maladikt, der in perfekter Haltung dastand.
»Bin froh, im Regiment zu sein, Korporal!«
»Ja, klar«, brummte Strappi. »Viel eicht bist du nicht mehr ganz so
froh, wenn…«
» Ist alles in Ordnung, Korporal ?«, fragte Feldwebel Jackrum und erschien in der Tür.
»Besseres konnten wir kaum erwarten, Feldwebel«, seufzte der
Korporal. »Wir sollten sie alle zurückschicken, meine Güte. Ein völlig
nutzloser Haufen…«
»Na schön, Jungs, rührt euch«, sagte Jackrum und richtete einen nicht
unbedingt freundlichen Blick auf Strappi. »Heute geht’s nach Plotz, wo
wir die anderen Rekrutierungsgruppen treffen. Dort bekommt
Weitere Kostenlose Bücher