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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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oder, Pimmel? Bist du
    vielleicht ein Deserteur, Pimmel?«
    »Nein, H… Korporal!«
    »Oder ein Dieb?«
    »Nein, Korporal!«
    »Woher hast du dann den verdammten Becher, Pimmel?«
    »Von einem Toten, Herr – Korporal!«
    Strappis kreischende Stimme wurde zu einem empörten Heulen.
    »Du bist ein Plünderer ?«
    »Nein, Korporal! Der Soldat…«
    …war fast in Pol ys Armen gestorben, auf dem Boden des
    Gasthauses.
    Die Gruppe der zurückgekehrten Helden bestand aus sechs Männern.
    Tagelang mussten sie mit blasser Geduld unterwegs gewesen sein,
    zurück zu ihren kleinen Dörfern in den Bergen. Pol y zählte neun Arme
    und zehn Beine und zehn Augen.
    Die noch ganz waren, schienen am schlimmsten dran zu sein, in
    gewisser Weise. Ihre stinkenden Mäntel blieben als Verbandersatz
    zugeknöpft, über tiefen Wunden, und sie verströmten den Geruch des
    Todes. Die Stammgäste des Wirtshauses machten Platz für sie und
    sprachen leise, wie Besucher eines heiligen Ortes. Pollys Vater war
    normalerweise nicht besonders sentimental, aber diesmal gab er einen
    ordentlichen Schuss Brandy in jeden Bierkrug und nahm kein Geld
    dafür. Es stel te sich heraus, dass die Männer Briefe von Soldaten bei
    sich trugen, die noch kämpften, und einer von ihnen hatte Pauls Brief
    mitgebracht. Er schob ihn über den Tisch, als Polly Eintopf servierte,
    und dann starb er, einfach so.
    Später an jenem Tag brachen die Männer wieder auf und nahmen die
    aus Schmelzglas bestehende Medaille des Toten mit, um sie seinen
    Eltern zu bringen, zusammen mit der Ehrenurkunde der Herzogin.
    Pol y hatte einen Blick auf das Dokument geworfen. Der Name des
    Mannes war in ein leeres Feld des vorgefertigten Texts eingefügt
    worden, und die letzten Buchstaben drängten sich dicht aneinander –
    der Name war ungewöhnlich lang, deshalb reichte der Platz kaum.
    An solche kleinen Details erinnert man sich, wenn zielloser weißer
    Zorn den Geist fül t. Abgesehen von der Auszeichnung und der
    Medaille hinterließ der Mann nur einen Blechbecher und auf dem
    Boden einen Fleck, der sich nicht wegschrubben ließ.

    Korporal Strappi hörte ungeduldig zu, als Polly eine leicht angepasste
    Version der Geschichte erzählte. Sie sah, wie es hinter seiner Stirn
    arbeitete. Der Becher hatte einem Soldaten gehört; jetzt gehörte er
    einem anderen Soldaten. Das waren die Fakten, und daran konnte er
    kaum etwas ändern. Er kehrte auf das sichere Terrain al gemeiner
    Gehässigkeit zurück.
    »Du hältst dich wohl für gescheit, Pimmel«, bemerkte er.
    »Nein, Korporal.«
    »Ach? Du bist also dumm?«
    »Nun, ich bin Soldat geworden, Korporal«, sagte Pol y sanft.
    Hinter Strappi kicherte jemand.
    »Ich habe dich im Auge, Pimmel«, knurrte Strappi, vorübergehend
    geschlagen. »Pass bloß auf.« Er schritt davon.
    »Äh…«, erklang eine Stimme neben Pol y. Sie drehte sich um und sah
    einen jungen Mann, der abgenutzte Kleidung trug und dessen
    Nervosität nicht über den in ihm brodelnden Zorn hinwegtäuschen
    konnte. Er war groß und hatte so kurzes rotes Haar, dass es wie Flaum
    wirkte.
    »Du bist Toller, nicht wahr?«, fragte Polly.
    »Ja, und, äh… könntest du mir dein Rasierzeug leihen?«
    Polly betrachtete ein Kinn, das so haarlos war wie eine Billardkugel.
    Der Junge errötete.
    »Irgendwann muss man anfangen«, sagte er trotzig.
    »Das Messer muss geschärft werden«, sagte Polly.
    »Schon gut, ich weiß, wie man das macht«, erwiderte Toller.
    Polly reichte ihm wortlos Becher und Messer und nutzte dann die
    Gelegenheit, zum Abort zu huschen, während al e anderen beschäftigt
    waren. Sie brauchte nur einen Augenblick, um die Socken an der
    richtigen Stelle zu platzieren. Das Problem ihrer Verankerung löste
    Pol y, indem sie Fäden von einer Socke löste und sie am Gürtel
    befestigte. Das kleine Paket aus Wolle fühlte sich sonderbar schwer an.
    Sie ging ein wenig unbeholfen, als sie sich auf den Weg machte, um zu
    sehen, welche Gräuel das Frühstück bereithielt.
    Es gab Pferdebrot, Würstchen und sehr dünnes Bier. Pol y nahm ein
    Würstchen und ein Stück Brot und setzte sich.
    Man musste sich konzentrieren, um Pferdebrot zu essen: Brot aus
    Mehl, das mit zerriebenen getrockneten Erbsen und Bohnen sowie mit
    Gemüseresten gemischt war. Früher war es al ein für Pferde bestimmt
    gewesen, um sie in guter Verfassung zu halten. Heutzutage sah man
    kaum etwas anderes auf den Tischen, und es gab auch immer weniger
    davon. Man brauchte Zeit und gute Zähne, um sich

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