Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
in Wind und Regen zurück. Etwa eine Stunde
    nachdem sie hinter einer Biegung im Tal verschwunden waren, brannte
    seltsamerweise der Schuppen nieder, in dem sie übernachtet hatten.

    Selbst Pinguine konnten besser marschieren. Feldwebel Jackrum bildete
    mit seinem Karren die Nachhut und gab Anweisungen, aber die
    Rekruten bewegten sich, als wären sie nie zuvor von einem Ort zu
    einem anderen gegangen. Der Feldwebel trieb den Rekruten das
    Stolzieren aus und stoppte den Karren für einige improvisierte
    Lektionen über das Konzept von »rechts« und »links«. Auf diese Weise
    verließen sie die Berge nach und nach.
    Pol y erinnerte sich mit gemischten Gefühlen an diese ersten Tage. Sie
    marschierten nur, aber sie war daran gewöhnt, lange zu Fuß unterwegs
    zu sein, und sie trug gute Stiefel. Nach einer Weile scheuerte die Hose
    nicht mehr. Eine wässrige Sonne machte sich die Mühe zu scheinen. Es
    war nicht kalt. Alles hätte ganz nett sein können ohne den Korporal.
    Pol y hatte sich gefragt, wie Strappi, dessen Nase inzwischen die
    Farbe einer Pflaume angenommen hatte, mit der Situation umgehen
    würde. Offenbar wol te er damit fertig werden, indem er so tat, als wäre
    überhaupt nichts geschehen. Und indem er so wenig wie möglich mit
    Pol y zu tun bekam.
    Die anderen verschonte er nicht, ging dabei aber selektiv vor.
    Maladikt wurde strikt in Ruhe gelassen, ebenso Karborund. Was auch
    immer Strappi sein mochte, ein Selbstmörder war er nicht. Und Igor
    verwirrte ihn. Der kleine Mann erledigte al e Aufgaben, die Strappi für
    ihn fand. Er erledigte sie schnel und kompetent und schien sich über
    die Arbeit zu freuen, und das verblüffte den Korporal.
    Die anderen schikanierte er ohne Grund und setzte ihnen so lange zu,
    bis sie irgendeinen dummen Fehler machten, um sie dann anzubrül en.
    Sein Lieblingsopfer war Soldat Goom, besser bekannt als Reißer, ein
    dürrer, nervöser Junge mit runden Augen, der vor den Mahlzeiten das
    Tischgebet sprach. Am Ende des ersten Tages konnte Strappi ihn dazu
    bringen, sich zu übergeben, indem er ihn einfach nur anschrie. Und
    dann lachte er.
    Aber er lachte nie richtig, bemerkte Pol y. Es klang eher wie das
    Gurgeln von Spucke tief im Hals, ein Geräusch wie Ghnssssh.
    Die Gegenwart des Feldwebels wirkte auf alles dämpfend. Jackrum
    griff nur selten ein. Er beobachtete Strappi oft, und einmal, als Pol y
    seinem Blick begegnete, zwinkerte er.
    Am ersten Abend schrie Strappi ein Zelt vom Karren und schrie es
    aufrecht, und nach dem Abendessen aus altem Brot und Wurst schrie
    er die Rekruten vor eine Tafel, um sie anzuschreien. Auf die Tafel hatte
    der Korporal geschrieben: WOFÜR WIR KÄMPFEN, und an der Seite
    stand 1, 2, 3.
    »Also gut, passt auf!«, sagte er und klopfte mit einem Stock an die
    Tafel. »Einige Leute meinen, ihr Jungs solltet wissen, warum wir diesen Krieg führen. Hier sind die Gründe. Erstens, erinnert ihr euch an den
    Ort Lipz? Vor einem Jahr gab es dort einen gemeinen, hinterhältigen
    Angriff der zlobenischen Truppen! Sie…«
    »Entschuldigung, aber ich dachte, wir hätten Lipz angegriffen,
    Korporal«, sagte Knaller. »Es hieß, letztes Jahr…«
    »Versuchst du etwa, gescheit zu sein, Soldat Manickel?«, fragte Strappi
    und nannte damit die größte Sünde auf seiner persönlichen Liste.
    »Wollte nur Bescheid wissen, Korporal«, erwiderte Knaller. Er war
    untersetzt, fast pummelig, und er gehörte zu den Leuten, die auf eine
    lästige Weise hilfsbereit sind: Er übernahm kleine Aufgaben, um die
    man sich auch selbst gekümmert hätte. Irgendetwas war seltsam an ihm,
    wobei man al erdings berücksichtigen musste, dass er derzeit neben
    Reißer saß, der genug Seltsames für alle hatte und vermutlich
    ansteckend wirkte…
    …und Strappis Blick auf sich zog. Es machte keinen Spaß, Knaller zu
    schikanieren, aber Reißer… Reißer war immer ein Gebrül wert.
    »Hörst du zu, Soldat Goom?«, kreischte er.
    Reißer, der das Geschehen mit geschlossenen Augen beobachtet
    hatte, zuckte zusammen und erwachte. »Korporal?«, brachte er mit
    zittriger Stimme hervor, als Strappi näher kam.
    »Ich möchte wissen, ob du zuhörst, Goom!«
    »Ja, Korporal!«
    » Wirklich ? Und was hast du gehört, wenn ich fragen darf?«, fragte
    Strappi mit einer Stimme aus Sirup und Säure.
    »Nichts, Korporal. Sie spricht nicht.«
    Strappi atmete tief durch, holte zufrieden und böse Luft. »Du bist ein
    nutzloser, wertloser Haufen…«
    Sie hörten ein Geräusch. Es war

Weitere Kostenlose Bücher