Weiberregiment
Hölle
kommt! Ihr werdet dort drüben in der Kaserne untergebracht, einem
Gebäude des Militärs!« Er deutete auf ein altes, halb verfallenes
Steinhaus, das ebenso militärisch wirkte wie ein Schuppen. »Dort
bekommt ihr eure Ausrüstung. Morgen erwartet euch ein hübscher
langer Marsch nach Crotz, wo ihr als Jungen eintreffen und als Männer
gehen werdet habe ich gerade etwas Komisches gesagt, Perks ? Nein, ganz meine Meinung! Achtung! Das bedeutet, ihr sollt strammstehen!«
»Damit ist stramm gemeint!«, kreischte Strappi.
Ein junger Mann ritt über den Platz, auf einem müden, dürren
braunen Pferd, das gut zu ihm passte, weil er ebenfal s müde und dürr
war. Seine hagere Statur wurde betont von Kleidung, die zwei
Nummern zu groß war, das galt auch für den Helm. Bestimmt hat er
etwas hineingestopft, dachte Polly, sonst wäre ihm der Helm schon bei
einem kurzen Husten über die Augen gerutscht.
Feldwebel Jackrum salutierte, als sich der Offizier näherte. »Jackrum,
Herr. Du bist vermutlich Leutnant Bluse, Herr?«
»Ja, Feldwebel.«
»Dies sind die Rekruten von stromaufwärts, Herr. Ausgezeichnete
Männer, Herr.«
Der Reiter sah auf die Gruppe hinab. Er beugte sich über den Hals
des Pferds vor, wodurch Regenwasser von seinem Helm strömte.
»Sind das alle, Feldwebel?«
»Jaherr.«
»Und ist das nicht ein Troll?«
»Jaherr. Gut beobachtet, Herr.«
»Und der mit den Nähten am Kopf?«
»Ein Igor, Herr. Ein besonderer Clan aus den Bergen, Herr.«
»Kämpfen die Igors?«
»Sie können jemanden sehr schnel auseinander nehmen, soweit ich
weiß, Herr«, sagte Jackrum, ohne dass sich sein Gesichtsausdruck
veränderte.
Der junge Leutnant seufzte. »Ich bin sicher, es sind alles gute
Burschen«, sagte er. »Nun, äh, Männer, ich…«
»Nehmt Haltung an und hört, was euch der Leutnant zu sagen hat!«,
brül te Strappi.
Der Leutnant schauderte. »… danke, Korporal«, sagte er. »Ich habe
gute Neuigkeiten, Männer«, fügte er hinzu, und sein Tonfal verriet,
dass die Neuigkeiten gar nicht so gut waren. »Ihr habt vermutlich mit
ein oder zwei Wochen im Ausbildungslager von Crotz gerechnet. Ich
freue mich, euch mitteilen zu können, dass der… der Krieg, äh, sehr gut
verläuft, weshalb ihr sofort zur Front dürft.«
Pol y hörte, wie ein oder zwei Rekruten nach Luft schnappten.
Strappi kicherte leise.
»Ihr alle kommt zur Front«, sagte der Leutnant. »Das gilt auch für dich, Korporal. Endlich kannst du in den Kampf ziehen!«
Das Kichern verstummte. »Wie bitte, Herr?«, fragte Strappi. »Zur
Front? Aber du weißt doch, dass ich… Ich meine, du kennst doch die
besonderen Pflichten…«
»Der Befehl betrifft al e wehrfähigen Männer, Korporal«, sagte Bluse.
»Ich schätze, nach al den Jahren kannst du es gar nicht abwarten, das
Schlachtfeld zu betreten, ein junger Mann wie du.«
Strappi schwieg.
»Für dich habe ich hier etwas, Feldwebel Jackrum«, sagte der Leutnant und suchte unter seinem nassen Mantel. »Ein Päckchen, das sehr
willkommen sein dürfte.«
Jackrum nahm es vorsichtig entgegen. »Danke, Herr. Ich öffne es
später…«
»Nein, Feldwebel«, widersprach Bluse. »Deine letzten Rekruten
sollten dies sehen, denn immerhin bist du sowohl Soldat als auch der
›Vater von Soldaten‹! Es ist nur recht und billig, dass sie sehen, wie ein
guter Soldat seine Belohnung erhält: die ehrenvolle Entlassung, Feldwebel !«
Der Leutnant sprach die letzten Worte aus, als trügen sie Sahne und
eine kleine Kirsche ganz oben.
Abgesehen vom Regen kamen die einzigen Geräusche von Jackrums
dicken Fingern, die das Päckchen langsam öffneten.
»Oh«, sagte er wie jemand, der einen Schock erlitten hatte.
»Gut. Ein Bild der Herzogin. Damit habe ich jetzt achtzehn . Und,
meine Güte, ein Blatt Papier, auf dem steht, dass es eine Medaille ist,
uns scheint also auch das Schmelzglas ausgegangen zu sein. Oh, und
meine Entlassung mit der gedruckten eigenen Unterschrift der
Herzogin!« Er drehte das Päckchen und schüttelte es. »Leider fehlt der
noch ausstehende Sold für die letzten drei Monate.«
»Drei laute Hurras für Feldwebel Jackrum!«, sagte der Leutnant in
Wind und Regen. »Hipp, hipp…«
»Aber ich dachte, es wird jeder Mann gebraucht, Herr!«, sagte
Jackrum.
»Nach al den Zetteln zu urteilen, die man auf das Päckchen geklebt
hat, scheint es dir jahrelang gefolgt zu sein, Feldwebel«, sagte Bluse.
»Du kennst das Militär. Dies ist deine
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