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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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eingerichtet
    worden zu sein, aber die meisten Regale waren leer. Polly hatte mit
    einer Warteschlange gerechnet, mit Ordnung, viel eicht auch mit
    jemandem, der kleine Kleidungsstapel verteilte.
    Stattdessen sah sie eine Wühlecke mit Dingen, die alt und abgenutzt
    zu sein schienen – niemand konnte sich wünschen, so etwas zu
    besitzen. Die übrigen Rekruten kramten bereits in etwas, das man hätte
    »Waren« nennen können, wenn es möglich gewesen wäre, Käufer dafür
    zu finden.
    » Was ist das? Eine Größe, passt niemandem? «
    » An dieser Jacke klebt Blut! Blut!«
    » Daf ift einer der hartnäckigften Flecken, man kriegt fie nur schwer rauf… «
    » Wo sind die Rüstungen? «
    » O nein! Hier ist ein Loch von einem Pfeil drin! «
    » Was dies sein? Nichts passt Troll! «
    Ein kleiner, ledriger Mann stand hinter dem Tisch und duckte sich
    unter Maladikts grimmigem Blick. Er trug eine schlecht sitzende rote
    Uniformjacke mit fleckigen, verblassten Korporalsstreifen am Ärmel.
    Medaillen bedeckten die linke Brusthälfte.
    Eine Hand endete in einem Haken. Ein Auge war hinter einer Klappe
    verborgen.
    »Wir sollen Pikeniere sein, hat der Leutnant gesagt!«, zischte der
    Vampir. »Das bedeutet ein Schwert und eine Pike für jeden, richtig?
    Und einen Schild für den Fal , dass es Pfeile regnet, richtig? Und einen
    schweren Helm, richtig?«
    »Falsch! Du kannst mich nicht so anschreien!«, erwiderte der Mann.
    »Siehst du diese Medaillen? Ich bin…«
    Eine Hand kam von oben herab und hob ihn über den Tisch.
    Karborund hielt sich den Mann dicht vor die Augen und nickte.
    »Ja, ich sie sehen«, grollte er. »Und…?«
    Die Rekruten waren still geworden.
    »Setz ihn ab, Karborund«, sagte Polly. »Vorsichtig.«
    »Warum?«
    »Er hat keine Beine.«
    Der Troll sah genauer hin. Und dann, mit übertriebener Vorsicht, ließ
    er den alten Soldaten sinken. Es klackte zweimal, als Holzbeine den
    Boden berührten.
    »Mir Leid tut«, knirschte Karborund.
    Der kleine Mann lehnte sich an den Tisch und griff nach Krücken.
    »Na schön«, sagte er schroff. »Ist ja nichts passiert. Aber passt
    demnächst besser auf!«
    »Dies ist doch lächerlich!« Maladikt wandte sich an Polly und zeigte
    zu dem Haufen aus Lumpen und verbeultem Metall. »Mit dem Zeug
    könnte man nicht einmal drei Männer ausrüsten. Es gibt nicht ein
    einziges anständiges Paar Stiefel!«
    Polly blickte über den Tisch. »Wir sollen gut ausgerüstet werden«,
    sagte sie zu dem einäugigen Mann. »Wir sollen das beste Militär der
    ganzen Welt sein. Das hat man uns gesagt. Und gewinnen wir nicht?«
    Der Mann musterte sie. In ihrem Innern starrte Pol y sich selbst an.
    Es erstaunte sie, dass sie solche Worte ausgesprochen hatte.
    »Das sagen die Leute«, entgegnete der Einäugige auf eine
    unverbindliche, sanfte Art.
    »Und w-was sagst du ?«, fragte Reißer. Er hatte ein Schwert
    genommen. Es war fleckig und schartig.
    Der Korporal blickte zu Karborund auf und sah dann Maladikt an.
    »Ich bin nicht d-dumm!«, fuhr Reißer fort. Er war rot angelaufen und
    zitterte. »Dieser ganze Kram stammt von T-toten!«
    »Nun, es ist eine Schande, gute Stiefel zu vergeuden…«, begann der
    Mann.
    »Wir sind die L-letzten, nicht wahr?«, fragte Reißer. »Die letzten
    Rekruten!«
    Der holzbeinige Korporal spähte zur fernen Tür und sah keine
    Ablösung in seine Richtung kommen.
    »Wir müssen hier übernachten«, sagte Maladikt. »Wir verbringen die
    Nacht hier!«, betonte er, was den alten Korporal auf seinen Krücken schwanken ließ. »Und wer weiß, welches Unheil durch die Schatten
    huscht, den Tod auf lautlosen Schwingen bringt, auf der Suche nach
    einem hilflosen Opfer, das…«
    »Ja, schon gut, ich habe dein Band gesehen «, sagte der Korporal.
    »Wenn ihr fort seid, mache ich hier den Laden dicht. Ich verwalte nur
    das Lager, mehr nicht. Das ist al es, wirklich! Ich bekomme ein Zehntel
    Sold, wegen der Beine, und ich möchte keinen Ärger!«
    »Und du hast nur das hier?«, fragte Maladikt. »Hast du nichts…
    beiseite gelegt…?«
    »Willst du damit andeuten, dass ich unehrlich bin?«, erwiderte der
    Korporal hitzig.
    »Sagen wir, ich räume die Möglichkeit ein, dass du nicht ganz ehrlich
    bist«, sagte der Vampir. »Komm schon, Korporal, du hast gesagt, dass
    wir die Letzten sind. Welchen Sinn hat es da noch, etwas aufzusparen?
    Was hast du?«
    Der Korporal seufzte, stakste mit seinen Krücken erstaunlich schnell
    zu einer Tür und schloss sie auf. »Seht es

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