Weiberregiment
offizielle Entlassung, tut mir
Leid. Ich kann sie nicht rückgängig machen. Bedaure sehr.«
»Aber…«, begann Jackrum.
»Das Dokument trägt die Unterschrift der Herzogin, Feldwebel.
Willst du trotzdem widersprechen? Ich habe gesagt, dass es mir Leid
tut. Und außerdem… Es gibt für dich nichts mehr zu tun. Wir schicken
keine Rekrutierungsgruppen mehr aus.«
»Was? Aber wir brauchen immer Männer, Herr!«, protestierte
Jackrum. »Und mit mir ist wieder alles in Ordnung, ich habe die
Ausdauer eines Pferds…«
»Du bist der einzige Mann, der mit Rekruten zurückgekehrt ist,
Feldwebel. So stehen die Dinge.«
Der Feldwebel zögerte kurz und salutierte dann. »Jaherr! In Ordnung,
Herr! Ich kümmere mich um die Unterbringung der neuen Jungs, Herr!
War mir ein Vergnügen, gedient zu haben, Herr!«
»Darf ich etwas fragen?«, erklang Maladikts Stimme.
»Du sprichst einen Offizier nicht direkt an, Soldat«, zischte Jackrum.
»Nein, lass den Mann sprechen, Feldwebel«, sagte der Leutnant.
»Schließlich sind dies… ungewöhnliche Zeiten. Ja, guter Mann?«
»Hast du eben gesagt, dass wir ohne Ausbildung in den Kampf ziehen
sol en, Herr? Habe ich das richtig verstanden?«
»Nun, die meisten von euch werden wahrscheinlich Pikeniere, haha«,
erwiderte der Leutnant nervös. »Da braucht man kaum eine
Ausbildung. Man muss nur wissen, wo das spitze Ende ist, haha.« Er
sah aus, als wollte er sterben.
»Pikeniere?«, wiederholte Maladikt verwirrt.
»Du hast den Leutnant gehört, Soldat Maladikt«, schnappte der
Feldwebel.
»Ja, Herr. Danke, Herr«, sagte Maladikt und trat ins Glied zurück.
»Sonst noch Fragen?«, fragte Bluse und blickte über die Reihe der
Angetretenen. »Prächtig. Wir brechen mit dem letzten Boot auf, um
Mitternacht. Weitermachen, Feldwebel… vorerst. Da war doch noch
etwas… Ach, ja, ich brauche einen Offiziersburschen.«
»Freiwillige für die Aufgabe des Burschen vortreten!«, rief der
Feldwebel.
Niemand rührte sich.
Pol y hob langsam die Hand. »Was sind die Aufgaben eines
Offiziersburschen, Herr?«
Der Feldwebel lächelte freudlos. »Gute Frage«, sagte er. »Ein
Offiziersbursche ist wie ein persönlicher Diener, der sich um den
Offizier kümmert. Er holt ihm die Mahlzeiten und sorgt dafür, dass er
angemessen gekleidet ist, solche Dinge. Damit er sich ganz seinen
Pflichten widmen kann.«
Igor trat vor. »Igorf find daran gewöhnt zu dienen, Feldwebel«, sagte
er.
Der Leutnant nutzte die erstaunlichen Kräfte von Taubheit und
eingeschränkter Sicht, die manchmal selbst dem nervösesten Offizier
zur Verfügung stehen, und damit gelang es ihm, Igor nicht zu
bemerken. Sein Blick blieb auf Polly gerichtet.
»Was ist mit dir, Soldat?«, fragte er.
»Soldat Perks hat in einem Wirtshaus gearbeitet, Herr«, sagte der
Feldwebel.
»Großartig. Melde dich um sechs in meinem Quartier, Soldat Perks.
Weitermachen, Feldwebel.«
Als das dürre Pferd fortwankte, wandte sich Feldwebel Jackrum der
Gruppe zu, aber diesmal schien ihm der Schwung zu fehlen. Er
bewegte sich marionettenhaft, war mit den Gedanken woanders. »Steht
nicht einfach so da und versucht, hübsch zu sein! Dort drin warten
Uniformen und Waffen auf euch! Holt eure Ausrüstung! Macht euch
etwas zu essen, wenn ihr Hunger habt! Im Schnellschritt, Maaaarsch!«
Die Rekruten sausten zur Kaserne, allein von Lautstärke angetrieben.
Pol y aber zögerte. Korporal Strappi hatte sich seit dem abrupten Ende
seines Kicherns nicht von der Stelle gerührt und blickte zu Boden.
»Ist alles in Ordnung, Korporal?«, fragte Polly.
»Fort mit dir, Pimmel«, sagte Strappi mit leiser Stimme, die viel
schlimmer war als sein normales gereiztes Gebrüll. »Lass mich in
Ruhe.«
Pol y zuckte mit den Schultern und folgte den anderen. Aber sie hatte
die dampfende Feuchtigkeit an den Füßen des Korporals bemerkt.
Chaos herrschte im Innern des Gebäudes. Die Kaserne war einfach nur
ein großer Raum, der als Speisesaal, Gesellschaftsraum und Küche
diente. Die Schlafräume lagen weiter hinten. Verfal erwartete Pol y.
Das Dach war undicht, die Scheiben der hohen Fenster zerbrochen.
Vom Wind hereingewehte Blätter lagen auf dem Boden und leisteten
dort Rattenkot Gesel schaft. Vorposten und Wächter gab es nicht. Ein
großer Topf stand auf dem rußigen Herd; sein Zischen und das
Brodeln in ihm waren das einzig Lebendige an diesem Ort. Ein Teil des
Raums schien einmal als eine Art Quartiermeisterlager
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