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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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offizielle Entlassung, tut mir
    Leid. Ich kann sie nicht rückgängig machen. Bedaure sehr.«
    »Aber…«, begann Jackrum.
    »Das Dokument trägt die Unterschrift der Herzogin, Feldwebel.
    Willst du trotzdem widersprechen? Ich habe gesagt, dass es mir Leid
    tut. Und außerdem… Es gibt für dich nichts mehr zu tun. Wir schicken
    keine Rekrutierungsgruppen mehr aus.«
    »Was? Aber wir brauchen immer Männer, Herr!«, protestierte
    Jackrum. »Und mit mir ist wieder alles in Ordnung, ich habe die
    Ausdauer eines Pferds…«
    »Du bist der einzige Mann, der mit Rekruten zurückgekehrt ist,
    Feldwebel. So stehen die Dinge.«
    Der Feldwebel zögerte kurz und salutierte dann. »Jaherr! In Ordnung,
    Herr! Ich kümmere mich um die Unterbringung der neuen Jungs, Herr!
    War mir ein Vergnügen, gedient zu haben, Herr!«
    »Darf ich etwas fragen?«, erklang Maladikts Stimme.
    »Du sprichst einen Offizier nicht direkt an, Soldat«, zischte Jackrum.
    »Nein, lass den Mann sprechen, Feldwebel«, sagte der Leutnant.
    »Schließlich sind dies… ungewöhnliche Zeiten. Ja, guter Mann?«
    »Hast du eben gesagt, dass wir ohne Ausbildung in den Kampf ziehen
    sol en, Herr? Habe ich das richtig verstanden?«
    »Nun, die meisten von euch werden wahrscheinlich Pikeniere, haha«,
    erwiderte der Leutnant nervös. »Da braucht man kaum eine
    Ausbildung. Man muss nur wissen, wo das spitze Ende ist, haha.« Er
    sah aus, als wollte er sterben.
    »Pikeniere?«, wiederholte Maladikt verwirrt.
    »Du hast den Leutnant gehört, Soldat Maladikt«, schnappte der
    Feldwebel.
    »Ja, Herr. Danke, Herr«, sagte Maladikt und trat ins Glied zurück.
    »Sonst noch Fragen?«, fragte Bluse und blickte über die Reihe der
    Angetretenen. »Prächtig. Wir brechen mit dem letzten Boot auf, um
    Mitternacht. Weitermachen, Feldwebel… vorerst. Da war doch noch
    etwas… Ach, ja, ich brauche einen Offiziersburschen.«
    »Freiwillige für die Aufgabe des Burschen vortreten!«, rief der
    Feldwebel.
    Niemand rührte sich.
    Pol y hob langsam die Hand. »Was sind die Aufgaben eines
    Offiziersburschen, Herr?«
    Der Feldwebel lächelte freudlos. »Gute Frage«, sagte er. »Ein
    Offiziersbursche ist wie ein persönlicher Diener, der sich um den
    Offizier kümmert. Er holt ihm die Mahlzeiten und sorgt dafür, dass er
    angemessen gekleidet ist, solche Dinge. Damit er sich ganz seinen
    Pflichten widmen kann.«
    Igor trat vor. »Igorf find daran gewöhnt zu dienen, Feldwebel«, sagte
    er.
    Der Leutnant nutzte die erstaunlichen Kräfte von Taubheit und
    eingeschränkter Sicht, die manchmal selbst dem nervösesten Offizier
    zur Verfügung stehen, und damit gelang es ihm, Igor nicht zu
    bemerken. Sein Blick blieb auf Polly gerichtet.
    »Was ist mit dir, Soldat?«, fragte er.
    »Soldat Perks hat in einem Wirtshaus gearbeitet, Herr«, sagte der
    Feldwebel.
    »Großartig. Melde dich um sechs in meinem Quartier, Soldat Perks.
    Weitermachen, Feldwebel.«
    Als das dürre Pferd fortwankte, wandte sich Feldwebel Jackrum der
    Gruppe zu, aber diesmal schien ihm der Schwung zu fehlen. Er
    bewegte sich marionettenhaft, war mit den Gedanken woanders. »Steht
    nicht einfach so da und versucht, hübsch zu sein! Dort drin warten
    Uniformen und Waffen auf euch! Holt eure Ausrüstung! Macht euch
    etwas zu essen, wenn ihr Hunger habt! Im Schnellschritt, Maaaarsch!«
    Die Rekruten sausten zur Kaserne, allein von Lautstärke angetrieben.
    Pol y aber zögerte. Korporal Strappi hatte sich seit dem abrupten Ende
    seines Kicherns nicht von der Stelle gerührt und blickte zu Boden.
    »Ist alles in Ordnung, Korporal?«, fragte Polly.
    »Fort mit dir, Pimmel«, sagte Strappi mit leiser Stimme, die viel
    schlimmer war als sein normales gereiztes Gebrüll. »Lass mich in
    Ruhe.«
    Pol y zuckte mit den Schultern und folgte den anderen. Aber sie hatte
    die dampfende Feuchtigkeit an den Füßen des Korporals bemerkt.

    Chaos herrschte im Innern des Gebäudes. Die Kaserne war einfach nur
    ein großer Raum, der als Speisesaal, Gesellschaftsraum und Küche
    diente. Die Schlafräume lagen weiter hinten. Verfal erwartete Pol y.
    Das Dach war undicht, die Scheiben der hohen Fenster zerbrochen.
    Vom Wind hereingewehte Blätter lagen auf dem Boden und leisteten
    dort Rattenkot Gesel schaft. Vorposten und Wächter gab es nicht. Ein
    großer Topf stand auf dem rußigen Herd; sein Zischen und das
    Brodeln in ihm waren das einzig Lebendige an diesem Ort. Ein Teil des
    Raums schien einmal als eine Art Quartiermeisterlager

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