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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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euch an«, sagte er. »Aber das
    Zeug taugt ebenfal s nichts…«
    Es war noch schlimmer. Sie fanden einige weitere Brustharnische,
    aber einer hatte einen langen Riss in der Mitte, und ein anderer war eine
    einzige große Beule. Hinzu kamen ein zerbrochener Schild, krumme
    Schwerter, zerschmetterte Helme, aufgerissene Tschakos und zerfetzte
    Hemden.
    »Ich habe getan, was ich konnte«, seufzte der Korporal. »Ich habe
    Metal glatt geklopft und die Kleidung gewaschen, aber es ist Wochen
    her, seit ich Kohle für die Schmiede hatte, und ohne die Schmiede kann
    man mit den Schwertern nichts anfangen. Neue Waffen habe ich zum
    letzten Mal vor Monaten bekommen, und eins sage ich euch: Seit die
    Zwerge auf und davon sind, taugt der Stahl ohnehin nichts mehr.« Er
    rieb sich die Nase. »Ihr haltet Quartiermeister für einen Haufen Diebe,
    und ich gebe zu, dass wir oben das eine oder andere abschöpfen, wenn
    alles gut läuft, aber dieser Kram? Damit kann man beim besten Willen
    nichts verdienen.« Er schniefte. »Hab seit drei Monaten keinen Sold
    erhalten. Ich schätze, ein Zehntel von nichts ist immer noch besser als
    überhaupt nichts, aber ich bin in Philosophie nie so gut gewesen.«
    Dann erhel te sich seine Miene. »Zum Glück gibt’s genug zu essen.
    Wenn man Pferdefleisch mag. Mir persönlich sind Ratten lieber, aber
    das ist reine Geschmackssache.«
    »Ich kriege kein Pferdefleisch runter!«, sagte Knal er.
    »Ah, du bist wie ich ein Rattenmann, was?«, fragte der Korporal und
    führte die Rekruten in den großen Raum zurück.
    »Nein!«
    »Du wirst bald lernen, einer zu sein. Ihr alle werdet es lernen«, sagte der kleine Ein-Zehntel-Korporal mit einem hässlichen Grinsen. »Habt
    ihr jemals Skubbo gegessen? Nein? Es gibt nichts Besseres als einen
    Tel er Skubbo, wenn man Hunger hat. Man kann al es hineintun.
    Schwein, Rind, Hammel, Kaninchen, Huhn, Ente… al es. Auch
    Rattenfleisch. Skubbo ist die richtige Nahrung für einen
    marschierenden Mann. Hab was in dem Topf dort drüben auf dem
    Herd. Könnt was davon haben, wenn ihr wol t.«
    Die Stimmung der Rekruten verbesserte sich.
    »Klingt gut«, meinte Igor. »Waf ift im Topf?«
    »Kochendes Wasser«, sagte der Korporal. »Man nennt so was ›blinden
    Skubbo‹. Aber gleich wird auch ein altes Pferd im Topf sein, wenn ihr
    nichts Besseres habt. Etwas Gewürz wäre nicht schlecht. Wer kümmert
    sich um den Rupert?«
    Die Rekruten wechselten verwirrte Blicke.
    Der Korporal seufzte. »Der Offizier«, erklärte er. »Sie heißen immer
    Rupert oder Rudolf oder Reinhardt oder so. Bekommen besseren Fraß
    als ihr. Ihr könntet versuchen, im Gasthaus was zu organisieren.«
    »Organisieren?«, wiederholte Polly.
    Der alte Korporal rol te mit dem einen Auge.
    »Ja. Organisieren. Beschaffen, ausleihen, schnorren, stibitzen,
    mitgehen lassen, klauen, so ähnlich. Das müsst ihr lernen, wenn ihr den
    Krieg überleben wollt. Von dem es natürlich heißt, dass wir ihn
    gewinnen. Vergesst das nie.« Er spuckte vage in Richtung des Feuers
    und verfehlte den Kochtopf sicher nur durch Zufal . »Ja, und all die
    Heimkehrer, die ich auf der Straße gesehen habe, wie sie Hand in Hand
    mit dem Tod gingen… Wahrscheinlich haben sie es bei der Siegesfeier
    übertrieben. Man verliert so leicht die Hand, wenn man eine Flasche
    Scham-pann-jer falsch öffnet. Wie ich sehe, habt ihr einen Igor dabei,
    ihr Glücklichen. Ich wünschte, wir hätten einen gehabt, als ich in den
    Kampf gezogen bin. Dann würden mich heute keine Holzwürmer wach
    halten.«
    »Wir sollen unser Essen stehlen ?«, fragte Maladikt.
    »Nein, ihr könnt hungern, wenn euch das lieber ist«, entgegnete der
    Korporal. »Ich habe einige Male gehungert. Unangenehme Sache, ohne
    Zukunft. Hab das Bein eines Mannes gegessen, als wir während des
    Ibbelstein-Feldzugs eingeschneit waren, aber dafür hat er meins
    verspeist.« Er sah die Rekruten an. »Es ist doch nicht gut, das eigene
    Bein zu essen, oder? Wahrscheinlich wird man davon blind oder so.«
    »Ihr habt die Beine getauscht ?«, fragte Pol y entsetzt.
    »Ja, Feldwebel Hausegerda und ich. Es war seine Idee. Vernünftiger
    Mann, der Feldwebel. Dadurch haben wir eine Woche überlebt, bis die
    Ablösung zu uns durchkam. Wir waren ziemlich erleichtert, wie ihr
    euch vorstellen könnt. Lieber Himmel, wo bleiben denn meine
    Manieren? Freut mich, euch kennen zu lernen, Jungs, ich bin Korporal
    Skallot. Man nennt mich Dreistück.« Er streckte die Hand aus.
    »Aber das ist

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