Weiberregiment
sie.
»Davon will ich nichts. Ich brauche nur Gewürze und so«, sagte Polly.
»Für den Offizier«, fügte sie hinzu.
Das Küchenmädchen deutete mit einem rußschwarzen Daumen auf
eine nahe Tür und lächelte auf eine Weise, die es vermutlich für kess
hielt.
»Du kannst dir alles nehmen, was du brauchst, Herr«, sagte die junge
Frau.
Polly sah sich die beiden Regale an, die von der Bezeichnung
»Vorratskammer« geehrt wurden. Sie griff nach zwei großen Zwiebeln,
hielt jeweils eine in einer Hand.
»Darf ich?«, fragte sie.
»Oh, Herr!«, kicherte die Magd. »Ich hoffe, du gehörst nicht zu den
unanständigen Soldaten, die eine solche Situation ausnutzen. Immerhin
bin ich nur eine hilflose Magd, Herr!«
»Nein, äh… nein«, erwiderte Pol y. »Ich gehöre nicht zu ihnen.«
»Oh.« Das schien nicht die richtige Antwort zu sein. Die Magd neigte
den Kopf zur Seite. »Hast du viel mit jungen Frauen zu tun gehabt, Herr?«, fragte sie.
»Äh… ja«, antwortete Polly. »Sogar sehr viel.«
»Wirklich?« Die Magd kam näher. Sie roch größtenteils nach Schweiß
und auch ein wenig nach Ruß. Pol y hob die Zwiebeln als Barriere.
»Es gibt bestimmt Dinge, die du lernen möchtest«, gurrte die Magd.
»Und es gibt Dinge, die du nicht näher kennen lernen willst!«, sagte
Pol y, drehte sich um und floh.
Als sie nach draußen lief in die kalte Nacht, rief hinter ihr eine
traurige Stimme: »Um acht bin ich mit der Arbeit fertig!«
Zehn Minuten später war Korporal Skal ot beeindruckt. Pol y gewann
den Eindruck, dass das nicht sehr oft geschah. Knal er hatte einen alten
Brustharnisch neben das Feuer geschoben, einige Scheiben
Pferdefleisch weich geschlagen und sie mit Mehl bestreut, um sie zu
braten. Neben ihnen brutzelten die zerschnittenen Zwiebeln.
»Ich koche sie immer nur«, sagte Skallot und sah ihm interessiert zu.
»Dadurch verlieren sie ihr ganzes Aroma«, sagte Knal er.
»He, Junge, das Zeug, das ich gegessen habe… Manchmal möchte man
es gar nicht schmecken!«
»Zuerst kommen die sautierten Dinge, vor allem die Zwiebeln«, fuhr
Knaller fort. »Verbessern den Geschmack. Und wenn man kocht, sollte
man langsam kochen. Das hat meine Mutter immer gesagt. Brate
schnel und koche langsam, verstanden? Dieses Fleisch ist gar nicht
schlecht, wenn man bedenkt, dass es von einem Pferd stammt. Ist viel
zu schade, um es zu kochen.«
»Erstaunlich«, sagte Skallot. »Wir hätten dich bei Ibbelstein
gebrauchen können. Der Feldwebel war ein guter Mann, al erdings ein
wenig zäh, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Vermutlich hätte eine Marinade geholfen«, sagte Knal er
geistesabwesend und drehte eine Scheibe Fleisch mit einem
zerbrochenen Schwert um. »Hast du in der Vorratskammer noch mehr
gefunden, Schnieke?«, fragte er Pol y. »Ich kann uns was für morgen
zubereiten, wenn wir…«
»Ich gehe nicht noch einmal in die Küche!«, sagte Pol y.
»Ach, du meinst vermeintlich die Muntere Molly.« Korporal Skallot
sah auf und grinste. »Hat so manchen Burschen glücklich auf seinen
Weg geschickt.« Er tauchte eine Schöpfkel e in den Topf neben der
Pfanne. Aufgelöstes graues Fleisch kochte in einigen Zol Wasser.
»Das ist für den Rupert«, sagte er und griff nach einem fleckigen
Napf.
»Er hat gesagt, dass er das essen will, was auch die Männer essen«,
meinte Polly.
»Oh, so ein Offizier«, erwiderte Skal ot unfreundlich. »Ja, einige der jungen versuchen es mit solchem Kram, wenn die falschen Bücher
gelesen haben. Manche von ihnen möchten Freunde sein, die
verdammten Mistkerle.« Er spuckte geschickt zwischen die beiden
Pfannen. »Warte nur, bis er probiert, was die Männer essen.«
»Aber wenn wir Steak mit Zwiebeln haben…«
»Was wir nicht ihm verdanken«, sagte der Korporal und gab den Brei
in den Napf. »Die zlobenischen Soldaten bekommen mindestens ein
Pfund Rindfleisch und ein Pfund Mehl am Tag, außerdem fettes
Schweinefleisch oder Butter und ein halbes Pfund Erbsen. Manchmal
kriegen sie auch noch ein großes Glas Sirup. Wir schlagen uns mit
hartem Pferdebrot und den Dingen durch, die wir organisieren können.
Der Rupert wird Skubbo bekommen und Gefal en daran finden.«
»Kein frisches Gemüse, kein Obst«, sagte Knaller. »Das ist eine sehr
stopfende Ernährung, Korporal.«
»Ja, aber ich schätze, wenn der Kampf beginnt, dürfte Verstopfung
kaum mehr ein Problem sein«, erwiderte Skal ot. Er griff nach oben,
schob einige Lappen beiseite und
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