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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hast.«
    »Ja, ich weiß«, flüsterte Knaller. »Ich komme mit dem Rülpsen klar,
    auch mit dem dummen Gehen, und ich bohre sogar in der Nase. Aber
    niemand hat mir beigebracht, wie ihr Männer zu fluchen!«
    Wie wir Männer, dachte Pol y. Lieber Himmel.
    »Wir sind grobe, unzüchtige Soldaten«, sagte sie. »Wer sich nicht
    anpasst, fällt auf. Äh… warum machst du dies?«
    Knal er blickte in das feuchte Becken, als hielte sie seltsamen grünen
    Schleim für außerordentlich interessant. Sie murmelte etwas.
    »Wie bitte?«, fragte Polly.
    »Möchte meinen Mann finden«, wiederholte Knal er nur ein wenig
    lauter.
    »Meine Güte. Wie lange bist du schon verheiratet?«, fragte Pol y ohne
    nachzudenken.
    »…noch nicht verheiratet…«, erwiderte Knal er mit einer Stimme so
    groß wie eine Ameise.
    Polly blickte auf Knallers Rundlichkeit hinab. Meine Güte. Sie
    versuchte, vernünftig zu klingen. »Glaubst du nicht, du solltest…«
    »Sag bloß nicht, dass ich heimkehren sol !«, fuhr Knal er sie an.
    »Nichts erwartet mich zu Hause, abgesehen von Schande! Ich kehre
    nicht zurück! Ich ziehe in den Krieg und werde ihn finden! Niemand
    wird mich daran hindern, Schnieke! Niemand! So etwas ist schon
    einmal geschehen! Und es hat ein gutes Ende genommen! Es gibt ein
    Lied darüber und so!«
    »Ach, das«, sagte Polly. »Ja, ich weiß.« Bestimmte Volkslieder sollten verboten werden. »Nun, was ich dir sagen wol te… Dies hier könnte dir bei deiner Tarnung helfen.« Sie entnahm ihrem Rucksack einen weichen
    Zylinder aus zwei Wollsocken und reichte ihn Knaller wortlos. Es war
    eine gefährliche Sache, das wusste sie, aber sie fühlte eine Art von
    Verantwortung jenen gegenüber, deren verrückten Ideen kein Plan
    gefolgt war.
    Auf dem Weg zurück zu ihrer Matratze bemerkte sie, wie Reißer sein
    kleines Bild der Herzogin an einen Nagel in der bröckeligen Wand
    hängte. Er blickte sich um, übersah Pol y im Schatten der Tür und
    knickste rasch vor dem Bild. Ein Knicks, keine Verbeugung.
    Pol y runzelte die Stirn. Vier. Es überraschte sie kaum mehr.
    Und sie hatte nur noch ein sauberes Paar Socken übrig. Es bestand
    die Gefahr, dass sie zu einer barfüßigen Truppe wurden.

    Das Feuer teilte Polly die Zeit mit. Man bekam ein Gefühl dafür, wie
    lange ein Feuer brannte, und die Scheite in diesem waren grau vor
    Asche über dem Glühen darunter. Es musste gegen elf sein, schätzte
    sie.
    Den Geräuschen nach zu urteilen, schlief niemand. Polly war
    aufgestanden, nachdem sie ein oder zwei Stunden auf der knisternden
    Matratze gelegen, in die Dunkelheit gestarrt und gespürt hatte, wie sich
    unter ihr Dinge bewegten. Sie wäre länger liegen geblieben, aber etwas
    im Stroh schien ihre Beine beiseite schieben zu wollen. Außerdem hatte
    sie keine trockenen Decken. Es gab Decken in der Kaserne, aber
    Dreistück hatte davon abgeraten, sie zu benutzen, weil sie vol er
    »Jucken« steckten, wie er es nannte.
    Der Korporal hatte eine Kerze brennen lassen, und in ihrem Schein
    hatte Pol y erneut Pauls Brief gelesen und sich noch einmal den
    bedruckten Papierfetzen von der schlammigen Straße angesehen. Die
    Sätze waren nicht vol ständig, und Pol y wusste nicht genau, was die
    Worte bedeuteten, aber sie gefielen ihr nicht. »Invas« klang besonders
    unangenehm.
    Und dann gab es noch das dritte Stück Papier. Durch reinen Zufall
    hatte sie es gefunden, als sie sich um Bluses Wäsche kümmerte.
    Natürlich hatte sie vor dem Waschen in den Taschen nachgesehen, denn wer jemals versucht hat, das nasse, gebleichte Würstchen einer
    Banknote zu entrollen, möchte so etwas nicht noch einmal tun. In einer
    Tasche hatte sie das zusammengefaltete Stück Papier gefunden.
    Zugegeben, sie hätte es nicht entfalten müssen, und nach dem
    Entfalten war sie nicht verpflichtet gewesen, es zu lesen. Aber gewisse
    Dinge lassen sich kaum vermeiden.
    Es war ein Brief. Bluse hatte ihn vermutlich in die Tasche gesteckt
    und dann beim Wechseln des Hemds vergessen. Pol y kannte den Text,
    trotzdem las sie den Brief im Kerzenschein noch einmal.

    Meine Liebste Emmeline,
    Ruhm und Reichtum warten! Nach nur acht Jahren als Zweiter Leutnant
    bin ich befördert worden und bekomme nun ein eigenes Kommando! Das
    bedeutet natürlich, dass sich in der Abteilung des Generaladjutanten für
    Decken, Bettzeug und Pferdefutter kein Offizier mehr befindet, aber ich
    habe Korporal Drebb mein neues Ablagesystem erklärt, und ich glaube, er
    ist tüchtig.
    Du weißt

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