Weiberregiment
hast.«
»Ja, ich weiß«, flüsterte Knaller. »Ich komme mit dem Rülpsen klar,
auch mit dem dummen Gehen, und ich bohre sogar in der Nase. Aber
niemand hat mir beigebracht, wie ihr Männer zu fluchen!«
Wie wir Männer, dachte Pol y. Lieber Himmel.
»Wir sind grobe, unzüchtige Soldaten«, sagte sie. »Wer sich nicht
anpasst, fällt auf. Äh… warum machst du dies?«
Knal er blickte in das feuchte Becken, als hielte sie seltsamen grünen
Schleim für außerordentlich interessant. Sie murmelte etwas.
»Wie bitte?«, fragte Polly.
»Möchte meinen Mann finden«, wiederholte Knal er nur ein wenig
lauter.
»Meine Güte. Wie lange bist du schon verheiratet?«, fragte Pol y ohne
nachzudenken.
»…noch nicht verheiratet…«, erwiderte Knal er mit einer Stimme so
groß wie eine Ameise.
Polly blickte auf Knallers Rundlichkeit hinab. Meine Güte. Sie
versuchte, vernünftig zu klingen. »Glaubst du nicht, du solltest…«
»Sag bloß nicht, dass ich heimkehren sol !«, fuhr Knal er sie an.
»Nichts erwartet mich zu Hause, abgesehen von Schande! Ich kehre
nicht zurück! Ich ziehe in den Krieg und werde ihn finden! Niemand
wird mich daran hindern, Schnieke! Niemand! So etwas ist schon
einmal geschehen! Und es hat ein gutes Ende genommen! Es gibt ein
Lied darüber und so!«
»Ach, das«, sagte Polly. »Ja, ich weiß.« Bestimmte Volkslieder sollten verboten werden. »Nun, was ich dir sagen wol te… Dies hier könnte dir bei deiner Tarnung helfen.« Sie entnahm ihrem Rucksack einen weichen
Zylinder aus zwei Wollsocken und reichte ihn Knaller wortlos. Es war
eine gefährliche Sache, das wusste sie, aber sie fühlte eine Art von
Verantwortung jenen gegenüber, deren verrückten Ideen kein Plan
gefolgt war.
Auf dem Weg zurück zu ihrer Matratze bemerkte sie, wie Reißer sein
kleines Bild der Herzogin an einen Nagel in der bröckeligen Wand
hängte. Er blickte sich um, übersah Pol y im Schatten der Tür und
knickste rasch vor dem Bild. Ein Knicks, keine Verbeugung.
Pol y runzelte die Stirn. Vier. Es überraschte sie kaum mehr.
Und sie hatte nur noch ein sauberes Paar Socken übrig. Es bestand
die Gefahr, dass sie zu einer barfüßigen Truppe wurden.
Das Feuer teilte Polly die Zeit mit. Man bekam ein Gefühl dafür, wie
lange ein Feuer brannte, und die Scheite in diesem waren grau vor
Asche über dem Glühen darunter. Es musste gegen elf sein, schätzte
sie.
Den Geräuschen nach zu urteilen, schlief niemand. Polly war
aufgestanden, nachdem sie ein oder zwei Stunden auf der knisternden
Matratze gelegen, in die Dunkelheit gestarrt und gespürt hatte, wie sich
unter ihr Dinge bewegten. Sie wäre länger liegen geblieben, aber etwas
im Stroh schien ihre Beine beiseite schieben zu wollen. Außerdem hatte
sie keine trockenen Decken. Es gab Decken in der Kaserne, aber
Dreistück hatte davon abgeraten, sie zu benutzen, weil sie vol er
»Jucken« steckten, wie er es nannte.
Der Korporal hatte eine Kerze brennen lassen, und in ihrem Schein
hatte Pol y erneut Pauls Brief gelesen und sich noch einmal den
bedruckten Papierfetzen von der schlammigen Straße angesehen. Die
Sätze waren nicht vol ständig, und Pol y wusste nicht genau, was die
Worte bedeuteten, aber sie gefielen ihr nicht. »Invas« klang besonders
unangenehm.
Und dann gab es noch das dritte Stück Papier. Durch reinen Zufall
hatte sie es gefunden, als sie sich um Bluses Wäsche kümmerte.
Natürlich hatte sie vor dem Waschen in den Taschen nachgesehen, denn wer jemals versucht hat, das nasse, gebleichte Würstchen einer
Banknote zu entrollen, möchte so etwas nicht noch einmal tun. In einer
Tasche hatte sie das zusammengefaltete Stück Papier gefunden.
Zugegeben, sie hätte es nicht entfalten müssen, und nach dem
Entfalten war sie nicht verpflichtet gewesen, es zu lesen. Aber gewisse
Dinge lassen sich kaum vermeiden.
Es war ein Brief. Bluse hatte ihn vermutlich in die Tasche gesteckt
und dann beim Wechseln des Hemds vergessen. Pol y kannte den Text,
trotzdem las sie den Brief im Kerzenschein noch einmal.
Meine Liebste Emmeline,
Ruhm und Reichtum warten! Nach nur acht Jahren als Zweiter Leutnant
bin ich befördert worden und bekomme nun ein eigenes Kommando! Das
bedeutet natürlich, dass sich in der Abteilung des Generaladjutanten für
Decken, Bettzeug und Pferdefutter kein Offizier mehr befindet, aber ich
habe Korporal Drebb mein neues Ablagesystem erklärt, und ich glaube, er
ist tüchtig.
Du weißt
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