Weiberregiment
nahm eine staubige Flasche aus dem
Regal.
»Auch hiervon kriegt Rupert nichts«, sagte er. »Hab die Flasche aus
dem Gepäck des letzten Offiziers, der hier durchkam. Ich teile sie mit
euch, weil ihr gute Jungs seid.« Wie beiläufig schlug er den Hals der
Flasche am Rand des Rauchfangs auf. »Es ist nur Sherry, aber auch
davon wird man betrunken.«
»Danke, Korporal«, sagte Knaller, nahm die Flasche und goss eine
Menge über das brutzelnde Fleisch.
»He, du vergeudest da guten Sherry!« Skal ot griff nach der Flasche.
»Nein, damit schmeckt das Fleisch noch besser«, sagte Knaller und
versuchte, die Flasche festzuhalten. »Es… Herrje !«
Viel Flüssigkeit spritzte ins Feuer, als zwei Hände um die Flasche
rangen, doch das war es nicht, was eine heiße Klinge durch Pol ys Kopf
zu treiben schien. Sie sah die anderen an, die nichts bemerkt zu haben
schienen…
Maladikt zwinkerte ihr zu, deutete mit einer unauffäl igen Geste zur
gegenüberliegenden Seite des Raums und schlenderte in die
entsprechende Richtung. Polly folgte ihm.
Maladikt fand immer etwas, an das er sich lehnen konnte. Er
entspannte sich in den Schatten, sah zum Dachgebälk empor und sagte:
»Ich meine, ein Mann, der zu kochen versteht, ist deshalb nicht weniger
ein Mann. Aber ein Mann, der ›Herrje‹ sagt, wenn er flucht? Hast du
jemals einen Mann so fluchen gehört? Nein, das hast du nicht. Ich weiß
es.«
Er war es also, der mir die Socken gegeben hat. Du weißt über mich
Bescheid, so viel steht fest, aber weißt du auch von Stecher? Und
vielleicht ist Knal er in einer sehr höflichen Umgebung aufgewachsen…
Doch als Polly Maladikts wissendes Lächeln sah, beschloss sie, es nicht
damit zu versuchen. Und wenn man Knal er mit der Vorstellung
beobachtete, dass er ein Mädchen war, so erkannte man ihn als
Mädchen. Kein Mann rief beim Fluchen »Herrje!«. Jetzt waren es schon
drei Mädchen…
»Und bei Stecher bin ich mir ebenfal s ziemlich sicher«, sagte
Maladikt.
»Was willst du in… dieser Hinsicht unternehmen?«, fragte Polly.
»Unternehmen? Warum sol te ich irgendetwas unternehmen?«,
erwiderte Maladikt. »Ich bin ein Vampir, der ganz offiziell vorgibt,
keiner zu sein. Ich bin die letzte Person, die darauf besteht, dass andere
Leute gefäl igst ihrer Natur gerecht werden sol en. Und deshalb… Ich
wünsche ihm viel Glück. Aber vielleicht solltest du ihn später beiseite nehmen und mit ihm reden. Du weißt schon… von Mann zu Mann.«
Polly nickte. Wusste der Vampir mehr als sie? »Ich gehe jetzt besser
und bringe dem Leutnant seinen Skubbo«, sagte sie. »Und… meine
Güte, ich habe seine Wäsche vergessen.«
»Oh, mach dir darüber keine Sorgen, alter Knabe«, sagte Maladikt und
lächelte. »So wie die Dinge hier liegen… Vermutlich ist Igor eine
verkleidete Waschfrau.«
Letztendlich kümmerte sich Pol y um die Wäsche. Sie war nicht sicher,
ob sie Molly ein zweites Mal entkommen konnte, und es gab auch gar
nicht so viel zu waschen. Sie hängte die Sachen schließlich vor dem
prasselnden Feuer auf.
Das Pferdefleisch war überraschend lecker gewesen, aber nicht so
überraschend wie Bluses Reaktion auf den Skubbo. In seiner für den
Abend bestimmten Galauniform – besondere Kleidung nur fürs
Abendessen zu tragen, war völlig neu für Polly – hatte er dort gesessen,
das Zeug in sich hineingelöffelt und ihr den leeren Napf mit der Bitte
gegeben, ihn noch einmal zu fül en. Das Fleisch war weiß gekocht, und
Schaum bedeckte den Brei. Die Rekruten fragten sich, welches Leben
ein Offizier geführt haben mochte, der Skubbo mochte.
»Ich weiß nicht viel über ihn«, beantwortete Skal ot eine
entsprechende Frage. »Er ist seit zwei Wochen hier und scheint es gar
nicht abwarten zu können, in den Krieg zu ziehen. Hat einen ganzen
Karren vol er Bücher mitgebracht. Ein typischer Rupert, meiner
Ansicht nach. Sie waren al e im Haus, als draußen die Kinne verteilt
wurden. Ein Feldwebel, der durch den Ort kam, meinte, er sei gar kein
richtiger Soldat, sondern nur ein Streber aus dem Hauptquartier,
jemand, der gut rechnen kann.«
»Oh, großartig«, sagte Maladikt, der am Feuer Kaffee für sich kochte.
Sein kleiner Apparat gluckerte und zischte.
»Ich glaube, ohne seine Brille sieht er nicht sehr gut«, sagte Polly.
»Aber er ist sehr, äh, höflich.«
»Dann kann er noch nicht lange ein Rupert sein«, brummte Skal ot.
»Richtige Ruperts sind mehr in der Art von ›He, du!
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