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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gesehen, aber mit seinem Gesicht war der Feldwebel zu
    wahrhaft meisterlichem Glotzen fähig. Sie spürte, wie er Luft holte und
    gleichzeitig Schimpfwörter für ein Mega-Brül en sammelte. Und dann
    fiel ihm ein, dass er den Feldwebel Nettunddick spielte und dies nicht
    der geeignete Zeitpunkt war, in die Rolle des Feldwebels Platztvorwut
    zu schlüpfen.
    »Diese Jungs«, wandte er sich an de Worde und kicherte. »Was ihnen
    wohl als Nächstes einfällt?«
    De Worde nickte nervös, zog einen Stoß Zeitungen unter dem Sitz
    hervor und näherte sich dem Leutnant.
    »Herr de Worde, nicht wahr?«, fragte Bluse und stand auf. »Perks,
    können wir Herrn de Worde einen Becher ›Saloop‹ anbieten? Bitte sei
    so freundlich. Nimm Platz, Herr de Worde; such dir einen Felsen aus.«
    »Es freut mich, dass du zu einem Gespräch bereit bist, Leutnant«,
    sagte de Worde. »Du scheinst ganz allein einen Krieg geführt zu
    haben«, fügte er in einem Versuch von Jovialität hinzu.
    »Nein, ich bin nicht al ein«, erwiderte Bluse verwirrt.
    »Ich meine, du siehst ramponiert aus und bist verwundet, Herr«, sagte
    de Worde.
    »Das hier? Oh, das ist nichts weiter. Ich fürchte, was die Hand
    betrifft, bin ich selbst schuld. Schwertübungen, weißt du.«
    »Du bist also Linkshänder?«
    »Nein.«
    Pol y wusch einen Becher aus und hörte Jackrum aus dem
    Mundwinkel sagen: »Du hättest die beiden anderen Männer sehen
    sollen, Herr!«
    »Bist du mit dem Verlauf des Krieges vertraut, Leutnant?«, fragte de
    Worde.
    »Erzähl mir davon«, erwiderte Bluse.
    »Euer ganzes Heer sitzt im Kneck-Tal fest. Hat sich größtenteils
    eingerichtet, gerade außerhalb der Reichweite der Festungswaffen. Eure
    befestigten Anlagen entlang der Grenze sind praktisch al e
    eingenommen. Die Garnisonen in Drerp, Glitz und Arblatt sind
    überrannt. Soweit ich das feststel en kann, Leutnant, besteht deine
    Gruppe aus den einzigen Soldaten, die noch in Freiheit sind. Zumindest
    sind es die Einzigen, die noch kämpfen«, fügte de Worde hinzu.
    »Und mein Regiment?«, fragte Bluse leise.
    »Die Reste des Zehnten nahmen vor einigen Tagen an einem
    tapferen, aber offen gesagt selbstmörderischen Versuch teil, die Kneck-
    Festung zurückzuerobern. Die meisten Überlebenden sind
    Kriegsgefangene, und ich muss dich darauf hinweisen, dass fast alle
    Angehörigen eures Oberkommandos in Gefangenschaft geraten sind.
    Sie hielten sich in der Festung auf, als sie euren Feinden in die Hände
    fiel. Es gibt dort große Verliese, und sie sind ziemlich voll.«
    »Warum sollte ich dir glauben?«
    Ich glaube ihm, dachte Pol y. Paul ist also entweder tot, verwundet oder gefangen. Und es hilft nicht viel, sich vorzustellen, dass er bei zwei von
    drei Möglichkeiten am Leben ist.
    De Worde warf dem Leutnant die Zeitungen vor die Füße. »Es steht
    al es da drin, Herr. Ich habe es nicht erfunden. Es ist die Wahrheit, und
    es bleibt wahr, ob du es glaubst oder nicht. Mehr als sechs Länder
    haben sich gegen euch verbündet, unter ihnen Gennua, Mouldawien
    und Ankh-Morpork. Auf eurer Seite gibt es niemanden sonst. Ihr seid
    al ein. Ihr seid nur deshalb noch nicht besiegt, weil ihr einfach nicht
    zugeben wol t, dass ihr besiegt seid. Ich habe eure Generäle gesehen,
    Herr! Großartige Strategen, und eure Männer kämpfen wie Dämonen,
    aber sie wol en einfach nicht kapitulieren.«
    »Borograwien kennt die Bedeutung des Wortes ›kapitulieren‹ nicht,
    Herr de Worde«, sagte der Leutnant.
    »Soll ich dir ein Wörterbuch leihen, Herr?«, schnappte de Worde und
    lief rot an. »Von der Bedeutung her ähnelt es ›Frieden schließen,
    solange man noch Gelegenheit dazu hat‹, Herr! Es kommt nah an
    ›aufhören, solange man noch den Kopf hat‹ heran, Herr! Um Himmels
    willen, Herr, verstehst du denn nicht? Es gibt nur deshalb noch ein
    Heer im Kneck-Tal, weil die Verbündeten noch nicht entschieden
    haben, was sie damit anstel en sol en! Sie haben Massaker satt!«
    »Ah, wir kämpfen also noch!«, erwiderte Bluse.
    De Worde seufzte. »Du verstehst nicht, Herr. Sie haben es satt, euch
    zu massakrieren. Sie kontrollieren jetzt die Festung, und dort gibt es
    große Kriegsmaschinen. Sie… Ehrlich gesagt, Herr, einige Mitglieder
    der Allianz würden die Reste eures Heers gern auslöschen. Es wäre so,
    wie auf Ratten in einem Fass zu schießen. Eure Truppen sind dem
    Feind hilflos ausgeliefert. Und trotzdem greift ihr immer wieder an,
    sogar die Festung! Sie steht auf einem Felsen, und ihre

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