Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Vorschein kam sein großer Bilderkasten. Er
    hob eine kleine Klappe.
    »Rraus aus den Federrn, Jungs«, sagte er. Im Bilderkasten erklang ein
    Chor heller Stimmen.
    »Ich sol te dir wohl besser ein paar Dinge über Tiger erzählen, Herr
    de Worde«, sagte Jackrum, als der Wagen über einen alten
    Holzfällerweg rollte.
    »Tiger? Wer ist Tiger?«
    »Huch«, sagte Jackrum. »So nennen wir den Leutnant, Herr, weil er so
    tapfer ist. Vergiss, dass ich es gesagt habe.«
    »Er ist also tapfer?«, fragte de Worde.
    »Und clever, Herr. Lass dich von ihm nicht täuschen, Herr. Er gehört
    zu den größten militärischen Genies seiner Generation, Herr.«
    Pol ys Mund klappte auf. Sie hatte vorgeschlagen, den Mann zu
    belügen, aber… dies ?
    »Tatsächlich?«, erwiderte der Schreiber. »Aber warum ist er dann nur
    Leutnant?«
    »Ah, dir macht man nichts vor, wie?«, fragte Jackrum und gab sich
    wissend. »Ja, es ist ein Rätsel, warum er sich als Leutnant ausgibt, aber
    ich nehme an, er hat seine Gründe dafür. So wie Heinrich, der sich als
    Hauptmann ausgab.« Er klopfte sich an den Nasenflügel. »Ich sehe al es
    und verrate nichts, Herr!«
    »Ich habe nur herausgefunden, dass er Schreibtischarbeit in eurem
    Hauptquartier geleistet hat, Feldwebel«, sagte de Worde. Polly sah, wie
    er langsam und bedächtig sein Notizbuch hervorholte.
    »Ja, ich schätze, so etwas würde man herausfinden, Herr«, entgegnete
    Jackrum mit einem verschwörerischen Zwinkern. »Und dann, als die
    Dinge besonders schlimm standen, ließ man ihn losziehen. Man
    entfesselte ihn, Herr. Was mich betrifft… Ich weiß von nichts, Herr.«
    »Was erwartet man von ihm? Dass er explodiert?«, fragte de Worde.
    »Haha, guter Scherz, Herr!«, sagte Jackrum. »Nein, Herr. Er
    explodiert nicht, Herr, sondern bewertet die Lage, Herr. Ich verstehe so was nicht, Herr, weil ich kein großer Denker bin, aber Probieren geht
    über Studieren, und in der vergangenen Nacht wurden wir von acht…
    zwanzig zlobenischen Soldaten angegriffen, Herr, und der Leutnant
    bewertete einfach nur blitzschnel die Situation und spießte fünf von
    den Burschen auf, Herr. Wie ein Kebab, Herr. Sieht völ ig harmlos aus,
    der angebliche Leutnant, aber wenn er loslegt, wird er zu einem
    Wirbelwind des Todes. Das hast du natürlich nicht von mir gehört,
    Herr.«
    »Und er führt eine Gruppe Rekruten an, Feldwebel?«, fragte de
    Worde. »Das klingt für mich nicht sehr plausibel.«
    »Rekruten, die hervorragende Kaval eristen gefangen genommen
    haben, Herr«, sagte Jackrum wie gequält. »Das sind Führungsqualitäten.
    Der rechte Mann zur rechten Zeit, Herr. Ich bin nur ein einfacher alter
    Soldat, Herr, habe sie kommen und gehen gesehen. Ich kann
    beschwören, dass ich kein Lügner bin, Herr, aber wenn es um Leutnant
    Bluse geht, staune ich immer wieder.«
    »Auf mich wirkte er ein wenig konfus«, sagte de Worde, aber ein
    Hauch Ungewissheit lag in seiner Stimme.
    »Das lag vermutlich an einer leichten Gehirnerschütterung, Herr. Er
    bekam einen Schlag ab, der einen geringeren Mann zu Boden geschickt
    hätte, aber er blieb auf den Beinen. Erstaunlich, Herr!«
    »Hmm«, sagte de Worde und machte sich Notizen.
    Der Wagen platschte durch den seichten Bach und schaukelte in die
    Rinne. Leutnant Bluse saß auf einem Felsen. Er hatte sich Mühe
    gegeben, aber seine Uniform war schmuddelig, und Schlamm klebte an
    seinen Stiefeln. Die eine Hand war angeschwollen und das Ohr trotz
    Igorinas Bemühungen noch immer entzündet. Das Schwert lag auf
    seinen Knien. Jackrum hielt den Wagen bei einigen Birken an. Die vier
    feindlichen Soldaten saßen gefesselt an der Klippe. Abgesehen von
    ihnen schien das Lager leer zu sein.
    »Wo sind die übrigen Männer, Feldwebel?«, flüsterte de Worde, als er
    abstieg.
    »Oh, sie sind in der Nähe, Herr«, antwortete Jackrum. »Sie
    beobachten dich. Du sol test besser von plötzlichen Bewegungen
    absehen, Herr.«
    Niemand sonst war zu sehen… und dann erschien Maladikt.
    Die Leute sahen sich die Dinge nie richtig an, wusste Pol y. Sie warfen
    nur einen kurzen Blick darauf. Was eben Gestrüpp gewesen war, wurde
    zu Korporal Maladikt. Pol y riss die Augen auf. Er hatte ein Loch in die
    Mitte seiner alten Decke geschnitten, und Schlamm und Grasflecken
    auf dem schimmeligen Grau hatten ihn zu einem Teil der Landschaft
    gemacht, bis er salutierte. Pol y bemerkte auch die Zweige an seinem
    Hut.
    Feldwebel Jackrum glotzte. Bisher hatte Pol y noch nie richtiges
    Glotzen

Weitere Kostenlose Bücher