Weiberregiment
sein. Habt ihr einen Kompressionsalgorithmus in Erwägung gezogen?«
De Worde und Chriek wechselten einen Blick. »Bist du sicher, dass du mit niemandem über diese Sache gesprochen hast, Herr?«, fragte der Schreiber.
»Oh, es ist alles sehr elementar«, sagte Bluse und lächelte glücklich. »Ich habe im Zusammenhang mit militärischen Karten daran gedacht, die natürlich zum größten Teil aus weißen Flächen bestehen. Ich habe mich gefragt, ob es möglich wäre, die erforderliche Schattierung mit einer Kolonne anzuzeigen und mit der anderen, wie weit diese Schattierung in einer Reihe reicht. Und wenn die Karte nur aus schwarzen und weißen Farbtönen besteht, ergibt sich noch der Vorteil, dass man…«
»Hast du jemals das Innere eines Nachrichtenturms gesehen?«, fragte de Worde.
»Leider nicht«, sagte Bluse. »Dies ist nur ›lautes Denken‹ auf der Grundlage der
De-facto
-Existenz deines Bilds. Ich glaube, mir fallen noch einige andere mathematische, äh, Tricks ein, mit denen sich Informationen schneller übertragen lassen, aber bestimmt sind sie auch euch schon in den Sinn gekommen. Einige kleine Veränderungen könnten das Informationspotenzial des ganzen Systems vermutlich verdoppeln. Und zwar ohne in der Nacht farbige Filter zu verwenden, was trotz der größeren mechanischen Belastung eine weitere Steigerung des übertragenen Datenvolumens… Äh, Entschuldigung, habe ich etwas Falsches gesagt?«
Die Augen der beiden Männer waren glasig geworden. De Worde schüttelte sich. »Oh… äh, nein. Nichts«, sagte er. »Äh… du scheinst das alles recht schnell… verstanden zu haben.«
»Oh, es erschien mir alles ganz einfach, als ich begonnen habe, darüber nachzudenken«, sagte Bluse. »So war es auch bei der Entwicklung des neuen Ablagesystems für meine Abteilung. Die Leute erfinden etwas, das funktioniert. Dann ändern sich die Umstände, und sie basteln an dem System herum, damit es weiterhin funktioniert, und sie sind so sehr mit dem Herumbasteln beschäftigt, dass sie nicht einsehen, dass es viel besser wäre, ein ganz neues System für die neuen Anforderungen zu schaffen. Für einen Außenstehenden hingegen ist das offensichtlich.«
»Glaubst du, das gilt nicht nur für Ablagesysteme und Klacker, sondern auch in der Politik?«, fragte de Worde.
Bluse runzelte die Stirn. »Tut mir Leid, aber da kann ich dir nicht ganz folgen…«
»Würdest du mir zustimmen, wenn ich sage: Manchmal ist das System eines Landes so überholt, dass nur Außenstehende die Notwendigkeit einer umfassenden Veränderung erkennen?«, fragte de Worde. Er lächelte. Leutnant Bluse lächelte nicht.
»Vielleicht solltest du darüber nachdenken«, fügte de Worde hinzu. »Äh… da du der Welt deine Entschlossenheit zum Kampf mitteilen möchtest – hättest du was dagegen, wenn mein Kollege ein Bild von dir macht?«
Bluse zuckte die Schultern. »Wenn du unbedingt willst… Es ist natürlich eine Abscheulichkeit, aber heutzutage fällt es einem schwer, etwas zu finden, das
keine
Abscheulichkeit ist. Sag der Welt, dass Borograwien nicht aufgibt, Herr de Worde. Wir kapitulieren nicht, sondern setzen den Kampf fort. Bitte schreib das in dein kleines Notizbuch. Solange wir stehen, treten wir!«
»Ja, aber darf ich noch einmal an dich appellieren…«
»Herr de Worde, du hast bestimmt gehört, dass die Feder mächtiger ist als das Schwert.«
De Worde straffte ein wenig die Gestalt. »Natürlich, und ich…«
»Möchtest du das auf die Probe stellen? Mach das Bild, und anschließend bringen dich meine Männer zur Straße zurück.«
Otto Chriek stand auf und verbeugte sich vor Bluse. Er nahm die Riemen des Bilderkastens ab.
»Es dauerrt nurr einen Augenblick«, sagte er.
Es dauert nie nur einen Augenblick. Polly beobachtete mit entsetzter Faszination, wie Otto ein Bild nach dem anderen anfertigte, während Leutnant Bluse verschiedene heldenhafte Posen einnahm. Es ist schrecklich zu sehen, wie ein junger Mann ein Kinn vorzuschieben versucht, das er gar nicht hat.
»Sehr eindrucksvoll«, sagte de Worde. »Hoffentlich lebst du lange genug, um das Bild in meiner Zeitung sehen zu können, Herr.«
»Diesem Augenblick sehe ich erwartungsvoll und mit großer Vorfreude entgegen«, erwiderte Bluse. »Und nun, Perks, du und der Feldwebel, bringt diese beiden Herren zum Weg zurück.«
Otto trat an Pollys Seite, als sie zum Wagen zurückkehrten. »Ich muss dirr etwas über den Vampirr sagen.«
»Ach, ja?«
»Ist err ein
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