Weibliche Lust ohne Tabus
schadet nie).
Und es gibt viele Single-Frauen, die – auch ohne emotionale Erwartungen – mit einer Art unverbindlicher sexueller Beziehung über die Runden kommen. Sie »halten« sich einen Mann, den man auf neudeutsch »Fuck-Buddy« nennt. Das ist jemand, mit dem man regelmäßig Sex hat, ohne allzu vertraut zu werden, aber doch genügend vertraut, um sich seiner Lust hingeben zu können. Es ist wie Sex mit einem Partner, aber ohne beziehungstechnische Konsequenzen und nicht so fremd wie Geschlechtsverkehr mit einem Unbekannten. Manchmal genügt eine SMS mit 4 Buchstaben: »Lust?«. Und schon wenig später landet man auf denselben (den vier Buchstaben nämlich). Das kann unter Umständen ein treffliches Arrangement sein, sofern beide Seiten es schaffen, Beziehungswünsche außen vor zu lassen.
Wechseljahre: Neue Freiheiten erleben
Früher bedeuteten die Wechseljahre das Aus für die Sexualität der Frau. Warum eigentlich? Nur weil man ab dieser Phase keine Kinder mehr bekommen kann? Damit würde man den Geschlechtsverkehr auf seine rein evolutionäre Funktion – das Zeugen von Nachkommen – reduzieren, Emotionen, Sehnsüchte und Erotik aber komplett ausklammern. Das entspricht erstens nun mal gar nicht einem Leben nach dem Lustprinzip. Und zweitens ist gerade diese Zeit eine Lebensphase, in der viele Frauen sich in ihrer Sexualität erstmals richtig frei fühlen und sie ohne Komplexe und Einschränkungen genießen können. Außerdem profitieren Frauen wie Männer jetzt von ihren Erfahrungen und einem sicheren Körperbewusstsein. Endlich keine Monatsblutungen mehr, keine Verhütung und keine Sorge um Kinder – egal, ob sie nie da waren oder bereits flügge sind.
Darum ist das Liebesleben von Frauen in den Wechseljahren oft sehr viel erfüllter, aufregender und freier als das von jüngeren. Das bestätigt auch eine Studie der Universität Göttingen, die über 60.000 Menschen zwischen 20 und 59 Jahren via Internet nach ihrer sexuellen Zufriedenheit befragte. Auch Trendforscher Matthias Horx hat festgestellt, dass Frauen und Männer ab 50 ihr Liebesleben sehr viel intensiver genießen können. Sexuelle Bedürfnisse zu haben und sie auszuleben, sei längst kein Privileg der Jugend mehr. Und weil sie viel genussfähiger und unabhängiger sei, habe sich so eine Generation von »Sex-Gourmets« entwickelt. Und dass Genießer mehr Wert auf die Qualität der »Zutaten« und die Virtuosität der »Zubereitung« legen als auf Fast-Food, das den sexuellen Hunger stillt, hat für viele eine bereichernde Wirkung auf das Lustprinzip vergangener Jahre.
Dass sich in dieser Phase vieles im Körper und Hormon haushalt der Frau ändert, ist bekannt: Doch die Lust bleibt. Allerdings nicht immer. Für viele Frauen bedeuten die Wechseljahre auch mehr Frust als Lust. Gerade zu Beginn der Menopause reagieren viele traurig, weil ein Kapitel im Buch ihres Lebens nun unwiderruflich zugeklappt wird: Sie können keine Kinder mehr gebären, fühlen sich alt und unattraktiv. Die Eierstöcke stellen langsam die Produktion von Sexualhormonen ein. Der sinkende Östrogenspiegel sorgt dafür, dass die Schamlippen und die Schleimhaut der Vagina schlechter durchblutet werden. Das macht sie dünner, weniger elastisch und trockener. Die Scheide reagiert sensibler und kann beim Sex brennen oder schmerzen. Außerdem verändert der Östrogenmangel die Zusammensetzung des Scheidensekrets. Das macht die Schleimhaut anfälliger für Bakterien und Pilze, was zusätzlich für unangenehme Juckreize und Schmerzen sorgen kann (siehe Kapitel 5 über Östrogene).
Doch keine Frau muss sich damit abfinden: Östrogenhaltige Cremes, Tabletten und Zäpfchen sorgen für Abhilfe. Auch eine Hormonersatztherapie kann nach Absprache mit dem Arzt helfen. Wendet man die Östrogene durch die Haut und natürliche Gestagene an, hat man viel weniger Nebenwirkungen. Wer auf Hormongaben verzichten will, kann beim Sex in den Wechseljahren natürlich genausogut Gleitmittel verwenden. Auch die von mir entwickelten Magnete zur Anwendung in der Scheide oder im äußeren Intimbereich helfen, die Scheide feuchter zu machen und die Libido zu steigern (siehe S. 239). Manchmal verleiht das dem Vorspiel mit dem Partner sogar noch zusätzliche erotische Reize. Auch wenn die Scheide in den Wechseljahren nicht mehr so schnell feucht wird: Das bedeutet nicht, dass wir weniger erregt wären. Verdorren muss das Liebesleben deshalb also noch lange nicht …
Auch Androgene wie Testosteron
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