Weichei: Roman (German Edition)
Und der kostet extra. Aber vierhundert Euro möchte ich im Moment dann doch nicht für eine Flasche Puffbrause ausgeben und entscheide mich daher für eine Cola.
»Die Softdrinks sind frei, ebenso das Essen an unserem Buffet«, erklärt mir die nette Bedienung, die in mir den totalen Newcomer zu erkennen scheint und mich im Anschluss noch über ein paar weitere Grundregeln aufklärt.
Bevor ich den ersten Schluck nehmen kann, schubst mich Emile an und hält mir unter dem Tresen eine Faust entgegen. Als ich meine Hand ausstrecke, drückt er mir eine kleine blaue Pille in die Hand.
»Scheiße, Emile. Was ist das?«
»Kein Problem, Kollege. Nix Drogen. Nur Versicherung.«
»Versicherung? Was für ’ne Versicherung soll das denn sein?«
»Damit du auch in Verlängerung noch Zweikampf machen kannst.«
Ich schaue die rautenförmige Pille an.
»Is Geschenk. Macht nur dein Freund stabil.«
Jetzt verstehe ich. Emile hat mir ein Viagra geschenkt. Als ob ich so etwas brauchen würde.
»Brauch ich nicht«, sage ich deswegen auch gleich und reiche sie ihm zurück.
»Behalt sie. Für Notfall.«
Robert, es ist nicht die Zeit für Angsthasen. Trotz aller
Horrormeldungen, die man schon gehört hat – angefangen von Blindheit und tagelangen Dauererektionen –, entschließe ich mich also zu einem Selbstversuch und spüle die Pille mit meiner Cola runter. Als ich mich wieder umdrehe, hat Emile sich bereits einer der Damen gewidmet.
Unglaublich. Sobald Frauen in unmittelbarer Nähe auch nur die gleiche Luft atmen, setzt sich in Emiles Unterleib automatisch ein Hitze suchender Gefechtskopf in Bewegung.
Sie hat eine gewaltige, brünett gelockte Mähne, in der sie ihre achtköpfige Familie über die grüne Grenze Litauens schmuggeln könnte. Jedoch überprüfe ich aufgrund der Vorgeschehnisse des Abends mit einem weiteren Blick, ob es sich nicht um den dritten Kerl der Yanakis-Brüder handeln könnte, was sich aber als wirre Fantasie erweist, als sie sich umdreht. Sie hat einen absoluten Traumkörper, und ihre Größe variiert zwischen hundertfünfzig und hundertsiebzig Zentimeter. Je nachdem, ob man sie mit ihren High Heels misst oder ohne. Emile flüstert ihr etwas ins Ohr, und sie ruft eine ihrer Freundinnen zu uns herüber und deutet dabei auf mich. Sofort kommt eine zierliche Blondine um die Theke und küsst mich zur Begrüßung links und rechts auf die Wangen. Ich tippe auf das Baltikum.
Sie benutzt Cashmere als Parfüm, was ich noch von Steffi kenne. Das ist zwar nicht gerade stimmungsförderlich, gibt mir aber ein seltsames Gefühl von Vertrautheit. Außerdem trägt sie so viel Rouge, Make-up, Kajal und Lippenstift in ihrem hübschen Gesicht, dass man damit den kompletten Cirque du Soleil showfertig schminken könnte. Nach der Begrüßung setzt sie sich auf meinen Schoß und erklärt in gebrochenem Deutsch, dass sie aus dem transsilvanischen Teil Rumäniens stamme.
Da lag ich diesmal mit dem Baltikum ja nur unwesentlich falsch.
Sie fragt, ob ich Lust auf etwas Gesellschaft hätte. Mich wundert es, wie in ihrem spärlichen deutschen Wortschatz das Wort Gesellschaft Platz finden konnte. Ich wehre aus alter Beziehungsgewohnheit dankend ab, was sie jedoch nicht davon abhält, mir unter das Handtuch zu greifen.
Ich gebe zu, dass ich diese Art der Unterhaltung zwar befremdlich, aber interessant finde, ich bin ein weltoffener Mensch, und wenn man in Rumänien seine Gäste so begrüßt, möchte ich nicht unhöflich wirken.
Sie flüstert mir etwas ins Ohr, was ich aber abgelenkt durch Cashmereduft und wachsender Untenrum-Begeisterung nicht ganz verstehe.
Ich entziffere es als Mushishu .
Schöner Name, denke ich, auch wenn er sich eher nach Winnetous Schwägerin anhört als nach Draculas Nachkommen.
»Angenehm, Robert.«
Sie schaut verdutzt. Robert scheint ihr ebenso fremd zu sein wie mir Mushishu. Jedoch schüttelt sie mir die Hand und widmet sich sofort wieder dem Untermieter im Handtuch und säuselt wieder ein Mushishu in mein Ohr. Ich zwinkere ihr zu und flüstere nun zurück in ihr Ohr, wobei mir unentwegt ihr Duft in die Nase steigt.
»Schön, Mushishu ist schön.«
»Gefällt dir Mushishu?«
»Ja, Mushishu gefällt mir. Und Mushishu riecht auch verdammt gut.«
Ich habe gelernt, dass es Frauen sehr schätzen, wenn man sie auf ihr Parfüm anspricht. Allerdings scheint die Wirkung bei Mushishu erst verzögert einzusetzen. Sie schaut mich aus
ihren großen braunen Augen an und ist für einen Moment
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