Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)
kleine Wildnis fiel, reichte nicht, um etwas zu erkennen. Im Stillen nahm sich Hannah vor, eine Außenlampe anbringen zu lassen.
»Billa?«, rief sie leise. »Bist du hier draußen irgendwo?«
Sie lauschte, hörte jedoch nur das Fiepen und Rascheln einer Maus. Die Äste des alten Ahornbaumes an der Ecke ihres Grundstücks knarrten, und der auffrischende Wind wirbelte gelbe und braune Blätter auf.
Fröstelnd rieb sie sich die Arme und ging eilig zurück ins Haus, als die ersten Regentropfen fielen. Ein Blick auf ihre Armbanduhr ließ sie einen verblüfften Laut ausstoßen. »Liebe Zeit, es ist ja schon nach acht!« Sie ging ins Wohnzimmer, wo Paula es sich im Schneidersitz vor dem Fernseher bequem gemacht hatte.
Hannah griff nach der Fernbedienung und schaltete das Gerät wieder aus. »Um diese Uhrzeit wird nicht mehr ferngesehen, Paula. Das weißt du doch. Du gehst jetzt ins Bett. Zieh dir den Schafanzug an und putz dir die Zähne!«
»Och Mensch! Ich wollte doch warten, bis Billa zurückkommt.« Paula machte ein enttäuschtes Gesicht.
Hannah schüttelte entschieden den Kopf. »Wir wissen doch gar nicht, ob und wann sie zurückkommt. Und du musst morgen früh in den Kindergarten und ausgeschlafen sein.«
»Aber...«
»Kein Aber! Ich kann doch auch auf sie warten, oder?«
»Schon ...«
»Wenn sie kommt, mache ich ihr sofort die Tür auf.« Hannah gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn. »Nun geh schon nach oben. Ich komme gleich und decke dich zu.«
Nach dem langen und aufregenden Tag dauerte es nicht lange, bis Paula eingeschlafen war. Hannah machte es sich im Wohnzimmer auf der Couch bequem und schaltete den Fernseher wieder ein. Doch nachdem sie sich durch mehrere Programme gezappt hatte, machte sie das Gerät entnervt wieder aus und griff stattdessen nach einem Buch, konnte sich aber nicht auf die Geschichte konzentrieren. Also klappte sie das Buch wieder zu und lauschte dem Wind, der sich mittlerweile zum Sturm gesteigert hatte und an den Fensterläden rüttelte. Regen prasselte gegen die Fensterscheiben.
Hannah mochte Unwetter. Sie kuschelte sich in ihre alte Wolldecke, schloss die Augen und genoss das hohle Pfeifen, das der Wind im Kamin verursachte.
Ihre Gedanken wanderten zurück zum Nachmittag und zu Leon. Gerade, als sie sich sein Gesicht vorstellte, brandete eine besonders heftige Sturmböe gegen das Haus. Fast gleichzeitig knirschte es, und dann krachte draußen etwas zu Boden.
Erschrocken sprang Hannah auf die Füße und rannte zum Fenster. Doch in der Dunkelheit sah sie nicht viel mehr als die Schatten der Büsche, die sich im Wind bogen. Ein erneutes Krachen ließ sie zusammenzucken. »O verdammt!« Plötzlich begriff sie, was geschehen war. Ihr erster Impuls war, nach draußen zu stürzen, doch das wiederholte Knirschen ließ sie innehalten. Es war zu gefährlich, jetzt hinauszugehen. Stattdessen eilte sie die Treppe hinauf und öffnete die Klappe, die zum Speicher hinaufführte.
»Was machst du da, Mama?« Paula stand mit verschlafenem Gesicht in ihrer Zimmertür.
»Leg dich wieder hin! Der Wind hat anscheinend ein paar Dachschindeln heruntergeweht. Ich will nur schauen, ob es durchregnet.«
»Ist Billa wieder da?«
Hannah schüttelte den Kopf. »Nein, Paula. Bestimmt hat sie sich ein sicheres Plätzchen gesucht und wartet das Unwetter ab. Schlaf jetzt!«
Paula wandte sich mit betrübtem Gesicht um und verschwand wieder in ihrem Bett. Hannah zog die ausziehbare Leiter zu sich herab und kletterte auf den Dachboden. Trotz des spärlichen Lichts, das die winzige Glühlampe warf, erkannte sie sofort die Bescherung. Der Sturm hatte bereits drei Dachschindeln fortgeweht, und die Dachplane, die sich darunter befand, war so alt und spröde, dass sie Risse aufwies, durch die sich nun in einem Rinnsal der Regen drückte. Glücklicherweise fand sie in einer Ecke einen alten Eimer, den sie so aufstellte, dass das Wasser hineintropfen konnte. Sie hoffte, das würde bis zum Morgen ausreichen. »Hoffentlich reißt es nicht noch mehr Schindeln herunter«, murmelte sie missmutig. »Schlimm genug, dass ich diesen Vermieter schon wieder anrufen muss.«
Als eine erneute Sturmböe das Haus erfasste, fuhr sie erschrocken zusammen. Eilig verließ sie den Dachboden und ging zurück ins Wohnzimmer.
Obwohl ihre wohlige Stimmung verflogen war, legte sie sich wieder auf die Couch, zog sich die Wolldecke bis zum Kinn und schloss die Augen. Dass ihr erster Gedanke, als sie sich zu entspannen
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