Weihnachtsbote auf vier Pfoten
auseinanderzusetzen (zwischen dem einen oder anderen Nickerchen natürlich), und kam nach reiflicher Ãberlegung zu dem Schluss, dass Zach bei einem richtig üblen Verhalten seines Katers gleich wieder zu Merilee eilen würde, um sich Rat zu holen. Und dann brauchte man nur noch der Natur ihren Lauf zu lassen. Nach sorgfältiger Einschätzung der Situation beschloss Ambrose, dass das Zerkratzen eines Möbelstücks vermutlich eine der sichersten Methoden war. AuÃerdem musste er sowieso seine Krallen schärfen, und Zach hatte ihm nichts dafür gegeben. Na ja, auÃer dem Teppich oben, den Ambrose gern benutzte, aber es würde zu lange dauern, bis Zach diese Stelle entdeckte.
Ambrose entschied sich für einen alten Sessel, der neben dem Kamin stand, weil er sich an das Ledersofa nicht heranwagte. So dumm war er nicht.
Es war Morgen, und Zach saà auf der Couch und zog seine sogenannten »Laufschuhe« an, als Ambrose zur Tat schritt, sich auf die Hinterbeine stellte und mit den vorderen Krallen den Sessel zu bearbeiten begann. Aah, wie gut sich das anfühlte!
»Hey!«
Zachs scharfer Ton lieà Ambrose vor Schreck fast aus dem Fell herausfahren, und er sprang von dem Sessel weg und rannte zur anderen Seite des Raumes.
»Ja, lass das lieber sein, Mann!«, knurrte Zach. »Das war GroÃmutters Sessel, und du kannst froh sein, dass ich noch nicht dazu gekommen bin, ihn neu beziehen zu lassen.« Stirnrunzelnd hockte er sich vor den Sessel, um sich den Schaden anzusehen.
Ach, komm! So schlimm ist es nicht. Ich hatte doch gerade erst angefangen.
Zach richtete sich auf und zeigte mit dem Finger auf Ambrose, der hinter der Couch kauerte und um die Ecke linste. »Rühr meine Ledercouch an, und du bist ein toter Mann.«
Ja, ja, schon klar .
Zach hatte auf seinem Morgenlauf vieles zu bedenken, wie zum Beispiel die Frage, wo er nun weitermachen sollte, nachdem die Küche fertig war, wann der günstigste Moment wäre, das Haus auf den Markt zu bringen, und ⦠was er eigentlich geraucht hatte, als er beschlossen hatte, eine heiÃe Frau gegen einen struppigen orangefarbenen Kater einzutauschen.
Blair gehen zu lassen ist richtig gewesen, erinnerte Zach sich. Die Frau war heiÃ, o ja, aber an heiÃen Dingen verbrannte man sich die Finger. Oder mehr. AuÃerdem konnte er sich Blair eigentlich auch gar nicht leisten. Allein war er besser dran.
Aber der Kater? Zach schüttelte den Kopf, als er durch den Park zur Lavender Lane und seinem viktorianischen Haus zurücklief, das wie ein armer Verwandter zwischen all den anderen, für die Feiertage herausgeputzten Häusern stand. Warum hatte er den Kater aufgenommen? Oder, wichtiger noch, warum behielt er ihn? Er hatte es jedenfalls bestimmt nicht vorgehabt. Doch irgendwie â und trotz Toms morgendlichem Angriff auf Grandmas Sessel â gefiel es ihm, den kleinen Kerl um sich zu haben. Er war eine gute Gesellschaft.
Eine gute Gesellschaft. Das war das Entscheidende. Zach war froh über Toms Gesellschaft. Irgendetwas an dem Leben in dem groÃen, viktorianischen Kasten machte ihm nämlich die Kehrseiten des Alleinlebens bewusst. Es war nicht so, dass es ihm an Menschen in seinem Leben fehlte; er hatte seine Arbeitskollegen, seine Freunde und die Stiefies. Doch sie alle umwirbelten ihn wie Zweige und Blätter auf einem schnell dahinflieÃenden Fluss einen Stein, der tief auf dem Grund verankert war. Der alte Tom war anders. Er war bei ihm eingezogen und machte Hausbesetzerrechte geltend, aber das war okay für Zach. Blair hatte instinktiv gewusst, was er selbst gerade erst erkannte: Er hatte gar nicht vor, den Kater abzugeben.
Doch das bedeutete, dass er für Tom eine Beschäftigung finden musste, damit er ihm nicht die Möbel zerkratzte. Es sah also ganz so aus, als müsste er noch mal das Pet Palace aufsuchen. Zach lächelte unwillkürlich und verfiel in eine schnellere Gangart.
Später an diesem Morgen fuhr er durch Angel Falls zu dem groÃen Einkaufszentrum am Stadtrand, in dem sich auch das Pet Palace befand. Die Innenstadt schwirrte von Anwohnern, die zu ihrem Morgenkaffee und einem Stück Eierlikörtorte ins Bon Croissant strömten, zu Einkäufen unterwegs waren oder ihre Bank aufsuchten. Die mit breiten roten Schleifen und Zederngirlanden verzierten Laternenpfosten lieÃen erkennen, dass das Weihnachtsfest tatsächlich schon vor der Tür
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