Weihnachtsbote auf vier Pfoten
oberste Karton kippte um, und als der Kater sich mit einem Sprung in Sicherheit brachte, brach er auf und verschüttete seinen Inhalt auf den Boden. Na prima .
Zach warf Tom, der jetzt fluchtbereit in einer Ecke hockte, falls noch etwas anderes umfallen sollte, einen ärgerlichen Blick zu. »Vielen Dank, Kumpel«, brummte er.
Nicht gerade erfreut über den Tadel, zuckte Tom nervös mit dem Schwanz.
»Ach ja? Ich bin auch nicht froh darüber, hinter dir aufräumen zu müssen. Was sagst du denn dazu?«
Der Kater behielt seine Gedanken für sich.
Zach ermahnte sich, dass er schlieÃlich hier heraufgekommen war, um sich zu beschäftigen. Mit einem resignierten Seufzer ging er zu der umgekippten Kiste, die alle möglichen Erinnerungsstücke enthalten hatte: seinen ersten Baseballhandschuh, ein paar Little-League-Trophäen, sein Abschlusszeugnis, das Abschlussballfoto und ein paar Fotoalben. Er nahm eins heraus und setzte sich mit untergeschlagenen Beinen auf den Boden, während er sich die ganze Zeit über sagte, was für ein Narr er doch war. Eine Reise in die eigene Vergangenheit zu unternehmen war für manche Leute ein Vergnügen, aber der Weg in die seine war bedauerlicherweise voller Dornen.
Tom kam zu ihm herüber und rieb sich an ihm, als er das Album aufschlug. »Du kannst froh sein, dass du eine Katze bist«, murmelte Zach. »Das ist weit weniger problematisch.«
Tom miaute und rieb sich erneut an ihm.
»Nein, ich füttere dich jetzt nicht. Ich bin beschäftigt, wie du siehst.« Mit einer sinnlosen Wanderung durch seine dornige Vergangenheit, wozu nicht der geringste Grund bestand. AuÃer, dass er sowieso schon verärgert war und jetzt erst richtig sauer werden wollte? Möglich.
Er blätterte in dem Album und fand Schnappschüsse von sich selbst in seinem Little-League-Trikot, zu Weihnachten mit seinem ersten Taschenmesser (mit dem er es geschafft hatte, sich in weniger als zwei Stunden nach Auspacken des Geschenks zu schneiden), am Meer mit Dexter, seinem Hund, auf der Terrasse mit seinem Bruder, seinem besten Freund Henry und dessen Schwester Anna, wo sie Limonade tranken und Faxen für die Kamera machten. Im Hintergrund, auf einem Liegestuhl mit einem Drink in der Hand, saà Tante Leslie.
Tante Leslie. Es war der schönste Tag in Zachs jungem Leben gewesen, als sie und ihre beiden Kinder nebenan eingezogen waren. Sie war die beste Freundin seiner Mom gewesen, und ihre beiden Familien hatten alles gemeinsam unternommen. Er erinnerte sich noch, wie traurig er gewesen war, als Tante Leslie weggezogen war und seine Freunde mitgenommen hatte.
Nun, da er in den Nebeln der Vergangenheit stocherte, fiel ihm plötzlich auch noch etwas anderes ein: ein Telefongespräch seiner Mutter mit seiner GroÃmutter, bei dem seine Mom gesagt hatte: »Für mich kann sie gar nicht schnell genug wegziehen.«
Warum?
Was spielte das für eine Rolle? Die Freundschaft mit Tante Leslie war bloà eine weitere Beziehung gewesen, die seine Mutter schlieÃlich als unter ihrer Würde erachtet hatte. Heftiger als nötig klappte Zach das Album zu. Kein Wunder, dass er nach dem Vorbild, das er gehabt hatte, mit Beziehungen nicht zurechtkam.
Nur war Mom nicht die Einzige gewesen, die seine Psyche verkorkst hatte. Es lag noch ein anderes Album in dem Karton, das Zach nicht öffnen wollte, weil es Bilder von ihm und Ella enthielt, der letzten Frau, mit der er es ernst gemeint hatte, von dem Abend, an dem sie sich verlobt hatten. Sie waren total verliebt gewesen, oder jedenfalls hatte Zach das gedacht, bis sie ihn hatte fallen lassen und ihm das Herz gebrochen hatte.
Du warst doch schon dabei, dich von ihr zurückzuziehen, wisperte ein vorlautes Stimmchen in seinem Kopf.
»War ich nicht!«, erklärte Zach nachdrücklich genug, um Tom aufspringen und zur anderen Seite des Dachbodens flüchten zu lassen.
Zach stand auf und warf das Album und all den anderen nutzlosen Kram in den Karton zurück. Dann nahm er Tom auf den Arm und ging mit ihm hinunter, um eine dieser TV -Sitcoms zu suchen, in denen das Leben aus nichts als Lachen bestand und Probleme in einer halben Stunde gelöst werden konnten.
Ambrose war verwirrt. Irgendetwas in einem dieser Bücher, die er für Zach gefunden hatte, als er den Karton umgeworfen hatte, hatte Zach innehalten lassen, um zu tun, was Menschen anscheinend sehr oft tun mussten:
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