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Weihnachtsgeschichten am Kamin 04

Weihnachtsgeschichten am Kamin 04

Titel: Weihnachtsgeschichten am Kamin 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Friedrichsen , Ursula Richter
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Aschenputtel, Frau Holle, den Froschkönig, Dornröschen oder Hans im Glück leibhaftig vor mir zu sehen, das machte mich sprachlos. Ich träumte. O ja, ich träumte — einmal, einmal mußte ja eine Zeit kommen, wo ich auch eine Prinzessin werden würde. Bestimmt. Aber mein Bruder tippte sich an die Stirn, wenn ich dergleichen geheimnisvoll anzudeuten versuchte.
    Der Höhepunkt jedes vorweihnachtlichen Stadtbesuchs war die Einkaufspause im Café Harder. Da saß ich nun auf den grauen Kaffeehausplüschsesseln und war im Geist noch immer mit den wunderbaren Dingen beschäftigt, die ich gesehen hatte.
    Am ersten Weihnachtstag besuchten wir Dorfkinder uns gegenseitig, bestaunten die überall anders geschmückten Weihnachtsbäume und bewunderten unsere Geschenke. Bei uns zu Haus hingen zwischen Engelshaar und ganz altem silbernen Baumschmuck geschnitzte Engel mit Posaunen und Flöten, die im Erzgebirge angefertigt worden waren, und ein goldenes Glöckchen, womit das Christkind uns Kinder in das Weihnachtszimmer rief. Und dann hingen im Baum die herrlichen Schaumringe, die es bei Café Harder gab, rot und weiß, mit Schokolade beringt oder mit bunten Zuckerkügelchen bestreut. Immer durfte jeder, der kam, sich den schönsten herausnehmen, und der schmeckte köstlicher als eben der gleiche, den man auf seinem Bunten Teller liegen hatte. — Was aus dem allen geworden ist? Erinnerungen, dankbar empfundene Erinnerungen an — damals.

    Gundula Wirries

Christmas in Dallas
    Wahre Erlebnisse einer Austauschschülerin

    Letztes Jahr habe ich Weihnachten in Amerika, genauer gesagt in Dallas, Texas, mit meiner Gastfamilie gefeiert, bei der ich zehn Monate gelebt habe. Kurz darauf schrieb ich diesen Brief an meine Eltern in «Good Old Germany».

    Liebe Mami! Lieber Papi!
    Weihnachten ist schon einige Tage her, und es wird Zeit, daß ich Euch mal wieder schreibe: Also, meine Geschichte beginnt drei Tage vor Weihnachten. Wir haben noch Schule, es ist viel zu warm, der Tagesablauf ist einfach viel zu normal, als daß man sich weihnachtlich fühlt. Nicht einmal das Haus ist richtig geschmückt, bis auf den ausgetauschten Fußabtreter, auf dem anstatt «Welcome» nun «Merry Christmas» steht.
    Wie Ihr ja schon wißt, muß meine Familie zur Zeit noch viele Rechnungen bezahlen und hat kein Geld für unnütze Dinge; so zum Beispiel auch nicht für einen Weihnachtsbaum, der auch in Amerika ziemlich teuer ist.
    Wir saßen gerade beim Abendessen. Alle waren da bis auf den Vater, da hatte «mein großer Gastbruder» Joel plötzlich eine tolle Idee: «Zur Zeit», so sagte er, «sind die Weihnachtsbäume wirklich viel zu teuer, aber wie wäre es, wenn wir drei Tage nach Weihnachten, also am 27. Dezember, feiern würden, da gibt es doch Bäume an allen Ecken im Sonderangebot.» Wir waren begeistert von dieser Idee. Wir wußten, daß Jerry, der Vater, wenn er davon gehört hätte, Weihnachten glatt später gefeiert hätte. Wir nahmen uns aber vor, ihn nicht auf diesen Gedanken zu bringen.
    An diesem Abend wurde im Fernsehen zum 999tenmal der Weihnachtsfilm «It’s a wonderful life» gezeigt, bei dem dann die ganze Familie zum 999tenmal davor saß und zuguckte. Aber es schien, als ob alle angespannt nachdachten, woher man doch noch rechtzeitig einen Weihnachtsbaum bekommen könnte.
    Am nächsten Morgen erschien mir der Tag mal wieder wie jeder andere. Aber es war ja der letzte Schultag, fiel mir ein, und ich machte mich frohen Mutes auf den Weg zur Schule. Im Wetterbericht wurde morgens gesagt, um Punkt 14 Uhr wird es anfangen zu schneien, aber wer glaubt schon daran?!
    Die Schule war wie ein riesiger Bienenschwarm: Tausend Schüler liefen durch die Gegend, tausend Schüler suchten ihre Weihnachtskarten an die Freunde zu bringen, tausend Schüler sprachen darüber, was sie in den Ferien machen werden, und dreißig Lehrer versuchten, ihnen doch noch etwas Wissenswertes beizubringen. Aber auch sie waren von der geheimnisvollen Stimmung angesteckt.
    Und da geschah es: Auf die Sekunde genau, um 14 Uhr, fiel die erste Schneeflocke. Einige andere Austauschschüler und ich staunten über die freudige Panik, die so plötzlich ausbrach. Als kurz darauf der Unterricht für beendet erklärt wurde, da mußten wir lachen, bis uns die Luft wegblieb. Das hatten wir ja nun doch nicht erwartet, was dieses bißchen Schnee hier auslöst. Aber so unsinnig erschien es uns dann doch nicht mehr, als wir im Schneesturm durch den schon 30cm hohen Schnee nach Hause

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