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Weihnachtskatze gesucht

Titel: Weihnachtskatze gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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schwarz wie die Nacht und bitter wie sein Herz. Mit der Zeitung setzte er sich an den Küchentisch.
    Noch immer nicht Frieden auf Erden.
    Und schon wieder Bilder von singenden Kindern, glücklichen Glühweintrinkern und hilfesuchenden Tieren. Der Gnadenhof appellierte an die Mitmenschen. Pah, Tiere als Weihnachtsgeschenk, das war wirklich das Letzte. Das hatte das Blumenmädchen ja auch erfahren.
    Warum dachte er jetzt an sie?
    Ach so, ihre SueSue. Und diese Mona mit der Maschinengewehrklappe, die ihm fast beide Ohren vom Kopf geplappert hatte. Er solle die Katze suchen, die sie ihrer Freundin Salvia geschenkt hatte. Zu Weihnachten.
    Nichts da. Sie hatte selbst gesagt, das Tier sei überfahren worden.
    Steve sah sich die Bilder vom Gnadenhof an. Dilettantische Aufnahmen. Aber was konnte man in einer Lokalzeitung schon erwarten!
    Andererseits, dieser Grautiger blickte geradezu bezwingend in die Kamera. Und schon las Steve den darunterstehenden Text dazu. Mac wurde der Kater gerufen, galt als freiheitsliebend, aber er sehnte sich nach einem warmen Plätzchen bei einem verständnisvollen Menschen, der sein charaktervolles Wesen zu schätzen wusste. Was vermutlich die Umschreibung dafür war, dass der |67| Junge ein Sesselzerkratzer war, der keiner Rauferei aus dem Weg ging und aufdringlich nach Futter krakeelen konnte.
    Steve grinste in sich hinein. Den sollte er Hertha unterjubeln.
    Und dann entdeckte er den Zusatz – Mac hatte nur noch drei Beine, eines hatte er bei einem Unfall verloren.
    Okay, den brauchte er weder sich noch Hertha anzutun. Ein Invalide im Haus langte.
    Obwohl dieser Mac einen ungemein bezwingenden Blick hatte. Man müsste ihn mal vor die Kamera bekommen.
    Ein lange vergessenes Gefühl machte sich in Steve breit. Ja, den Charakter dieses Tieres einzufangen, das wäre reizvoll. Seine Geschichte mit der Kamera erzählen. Ein Veteran aus Katzenkriegen …
    Langsam schlich sich die Dämmerung davon, und eine blutrote Sonne erschien im Küchenfenster. Kalt war es, frostig, der verwilderte Garten war mit Reif überzogen und glitzerte. Steve stand auf und sah hinaus. Licht und Schatten übten noch immer – möglicherweise auch gerade wieder – einen Reiz auf ihn aus. Der alte Friedhof, er musste heute wie verzaubert aussehen. Wie die Katzen wohl mit dem Frost klarkamen?
    Ob die kleine Braune mit dem Kräuselfell noch dort war?
    Diese Restaurantbesitzerin war ja fest der Meinung, dass es sich um diese SueSue handelte, die ihrer Freundin weggelaufen war.
    |68| Verflixt, warum ging ihm nur das Blumenmädchen nicht aus dem Sinn?
    Als Hertha in die Küche getrottet kam, stand er auf.
    »Sie werden sich mit den Handwerkern heute alleine vergnügen müssen«, begrüßte er sie. »Ich will das Licht nutzen.«
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können.«
    Das klang zwar knurrig, aber irgendwie hatte Steve den Eindruck, dass seine Haushälterin sein Vorhaben guthieß.

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12. Begutachtungen
    S ueSue liebte regelmäßige Gewohnheiten, und in den vergangenen Tagen hatte sie einige gleichbleibende Abläufe entwickelt. Morgens eine Runde durch den Hof und einen Abstecher über die Weiden, Versammeln mit den anderen an der Futterstelle, kleiner Verdauungsschlaf neben Ormuz, dann mit ihm gemeinsam ein Spaziergang durch die Scheune und zum Tannenbaum. Meist schloss sich dabei auch Mac an. Einen zweiten, sehr gemütlichen Platz hatten sie drei hinter Bernis Hundehütte gefunden, wo die Strohballen aufgestapelt waren. Hier beobachteten sie das Treiben oder tauschten Geschichten aus. Am Nachmittag packte SueSue dann oft der Wunsch nach etwas Hektik, und sie tobte mit einigen der jüngeren Katzen herum, während Ormuz und Mac lieber der Ruhe pflegten. Später kam dann noch mal Futter, eine letzte Runde über Hof und Weiden, bevor das Tor geschlossen wurde – dann Nachtruhe.
    Ja, es war gar nicht schlecht, das Leben in diesem Rudel. Außer zu den Zeiten, an denen fremde Menschen vorbeikamen. Die störten wirklich. Die sahen sich mit so besitzergreifenden Blicken um. Und ein paar von den Bediensteten lockten die Tiere dann immer von ihren Ruheplätzen weg, damit die Aufrechten sie begutachten |70| konnten. Schrecklich, zwei junge schwarze Kater waren auf diese Weise schon verschleppt worden. Und eine Frau hatte sich an Ormuz herangemacht. Tinka war nicht dabei, sondern einer von den Männern. Der hatte prompt angefangen, was von edlem Kartäuser zu schwallen. Ormuz war weggelaufen, und SueSue hatte eine ganze

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