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Weihnachtskatze gesucht

Titel: Weihnachtskatze gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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herangeschlichen. Mister Bitterling hat auch ein paar Bilder davon gemacht, wie sie mit der Pfote darin angelt und ein Hühnerbein herauszerrte. Das hat sie dann ins Maul genommen und ins Gebüsch gezerrt. Der Rest war Schmatzen. Danach ist sie zum Putzen auf diese Stele gesprungen.«
    »Die Mädchen werden es verkraftet haben. Haben sie die Diebin erwischt?«
    »Habe ich Steve nicht gefragt. Ich wollte es nicht übertreiben. Aber ich habe ihn für Sonntagabend zum Essen eingeladen.«
    »Und du glaubst, er kommt?«
    »Ich habe das Gefühl, dass seine Haushälterin ihn mit Waffengewalt hertreiben wird.«
    »Scheinen ein bemerkenswertes Team zu sein die beiden.«
    »Ist es wohl. Du kommst auch?«
    »Ich?«
    »Ja, wird Zeit für dich, mal wieder mit einem Mann düstere Blicke zu tauschen. Ich mache Hühnchen für euch.«
    |63| »Wer gibt dir eigentlich das Recht …«
    »Meine Pflicht als Freundin. Mit SueSue habe ich kein Glück gehabt, vielleicht schaffe ich es ja mit einem grantigen Kater.«
    »Uh.«
    »Außerdem, Salvia, er war ein Journalist, der eine Menge verzwickter Fälle ans Licht gebracht hat. Wer weiß, vielleicht findet er ja deine SueSue auch wieder.«
    »SueSue ist tot.«
    Mona warf einen vielsagenden Blick auf das Bild.
    »Wer weiß?«
     
    Als sie nach Hause kam, grummelte Salvia vor sich hin. Es war nicht fair von Mona, nichts war fair an Mona. Es gab keine Hoffnung, dass SueSue noch lebte. Wie sollte sie wohl zu dem Friedhof gelangt sein. Der lag in einem Ort, fast dreißig Kilometer entfernt von ihrer Wohnung. Außerdem war sie begraben und tot. Und auch das zweite Projekt, das ihre Freundin sich auf die Fahnen geschrieben hatte, war eine Totgeburt. Salvie wollte nicht verkuppelt werden. Schon gerade nicht mit einem einsamen Wolf, der so offensichtlich bindungsunfähig war.
    Na gut, ja, sie hatte ein wenig Recherche betrieben. Steve Novell galt als berühmter Sohn der Stadt, war hier geboren und aufgewachsen. Die Karriere, die er gemacht hatte, konnte sich sehen lassen. Er war zielgerichtet, risikobereit, spitzfindig und unerschrocken, berichtete immer von vorderster Front und oft unter Einsatz seines Lebens. Von einer Familie war nie die Rede, von spektakulären |64| Reportagen oft. Es gab ein paar Bilder von ihm mit glamourösen Frauen an seiner Seite, keine aber schien mehr als für eine Schlagzeile lang von Dauer gewesen zu sein. Dann aber, vor etwas über einem Jahr, war er zurückgekehrt. Seither fehlten spektakuläre Reportagen aus seiner Feder. Und er hatte ein Bein verloren.
    Salvia fragte sich, ob das der Grund für seine gallige Bitterkeit war oder ob ihn alles das, was er erlebt hatte, zum Zyniker hatte werden lassen.
    Nachdenklich betrachtete sie das Bild der ruhenden Katze unter den Fittichen des steinernen Engels. Steve hatte ein Auge für Geschichten. Ein zwinkerndes Auge. Schlagfertig war er auch, wenn man ihn genug reizte. Eigentlich eine Herausforderung für jede Frau, den Mann so weit aus seiner Schutzwehr zu locken, um zu prüfen, ob sich nicht wirklich eine bessere Substanz dahinter verbarg als gallebitterer Zynismus.
    Salvia beschloss, am Sonntag tatsächlich ihr Essen bei Mona einzunehmen.
    Zumindest ihre Küche war hervorragend.

[ Menü ]
    |65|
11. Alpträume
    G eschützsalven, ganz nahe. Staub und Mörtelbrocken rieselten auf ihn hinab. Eine Detonation ließ die Glasscheibe splittern. Aber noch immer sprach er seine Beobachtungen in das Mikrofon. Ignorierte den Befehl, das Gebäude zu verlassen. Es musste zur Wende kommen, das Knattern der Hubschrauber erfüllte die Luft. Die Decke des Gebäudes knirschte. Scheiße, doch raus! Hinter die Sandsäcke. Doch dann eine Explosion, direkt unter ihm. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte. Das reine Grauen folgte. Schmerz, Dunkelheit, sich nicht bewegen können. Etwas lastete auf seinem Bein.
    Steve wachte schweißgebadet auf.
    Das Licht der Straßenlaterne erhellte die weiße Bettdecke.
    Er war zu Hause.
    Aber was bedeutete das schon? Ein Teil seiner selbst würde auf immer unter den Trümmern begraben sein. Und damit meinte er nicht sein linkes Bein.
    Stöhnend drehte er sich um und tastete nach der Wasserflasche. Der Wecker zeigte sieben Uhr morgens. Immerhin, er hatte sechs Stunden geschlafen, mehr als sonst. Und der Alptraum hatte ihn erst spät erwischt.
    |66| Noch eine Weile blieb er liegen, um die Bilder abzuschütteln, dann stand er auf.
    Hertha würde erst in einer Stunde kommen, also machte er sich einen Kaffee,

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